Ausstellung rückt den Norden in den Blick

Eine neue Sonderausstellung widmet sich der Himmelsrichtung. Eröffnung ist am Freitag.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Das Museum Ratingen nordet uns ein. Ausführlicher: Die neue Ausstellung, die am kommenden Freitag, 19. November, um 18 Uhr eröffnet und bis zum 5. März in Ratingen zu sehen sein wird, heißt schlicht und einfach „Norden“. Nun ist ja ziemlich viel Land und Meer zwischen Ratingen und einem nicht einmal fiktiven Norden. Hier sind Impressionen mancher Art möglich — zu den Themen Sehnsuchtsort, Traum oder Trauma. 50 Eindrücke von Landschaften nun, vornehmlich in Öl auf Leinwand gebannt, kann man aktuell in Ratingen betrachten.

Landschaften kommen als gestaltete Natur, als eindrucksvolle Zeichen von Heimat daher. Allerdings sind es nicht die träumenden, tiefblauen Bergseen vor imposanter Bergkulisse, es sind ganz spezielle Darstellungen. Die Bilder wurden gestaltet von drei zeitgenössischen Künstlern, die „im Norden“ studiert haben und zeitlebens miteinander in Verbindung standen: Thomas Hartmann, Hartmut Neumann und Norbert Schwontkowski (vor drei Jahren verstorben) pflegten einen „freundschaftlich kollegialen Austausch und haben im Kontext ähnlicher künstlerischer Ansätze insbesondere für die neue figurative Kunst der Zeit wichtige Positionen erarbeitet“.

Jedes Bild ist es wert, genau und lange und aufmerksam betrachtet zu werden. Wenn man das tut, fügen sich zum Beispiel bei Thomas Hartmann die vielen kleinen Farbflecken zu einer Kirche zusammen, zu Herdentieren, Vogelschwärmen, zu dem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht. Ein ziemlich verborgenes Betrachterglück kann so entstehen.

Norbert Schwontkowski wiederum ist der Schelm unter den drei Künstlern. Ob er nun „Hauptfluss, Nebenflüsse und Nebennebenflüsse“ schwungvoll in imaginären Landschaften rauschen lässt, ob da ein dunkles Fahrrad wie im TV-Krimi im dämmrigen Wald steht oder sich ein gut beleuchtetes „Kleines Flugzeug“ durch die Wolken kämpft — Darstellung und Titel kommen zu einem Gesamteindruck zusammen, der schmunzeln lässt. Immer. Schwarze Vögel sehen aus wie spiegelbildlich abgepaust. Der dicke Mann mit dünnen Beinen und wahnsinnig langem Arm ist auf gewölktem Untergrund unterwegs und sucht das Große. Er findet aber, so schreibt’s der Künstler, nur das Kleine.

„Die Braut im Matsch“ nestelt — was wunder — ziemlich hilflos an ihrem Gewand. Und final hilflos erscheint auch das säuberlich durchkomponierte Haus, das ziemlich kippelig auf einem mysteriös emporgereckten Berg balanciert. Der wiederum sieht aus wie eine Fontäne. Wenn Bildbetrachtungen und Führungen, wie Museumsleiterin Alexandra König versichert, überraschend gut mit Kindern funktionieren und deshalb immer wieder auch Kitas und Grundschulen angeboten werden, so nähern sich Erwachsene immer häufiger den Bildern einer Ausstellung, indem sie zu Geburtstagen und anderen Festen ins Museum zu Kaffee, Kuchen und Führung einladen. Und auch Bürgermeister Klaus Pesch versäumt keine Ausstellungseröffnung.