Baustelle vertreibt die Kunden

Seit zwei Wochen baut die KomMITT vor dem Restaurant Bella Italia ihr Glasfasernetz aus. Die Folge: Die Kunden bleiben weg.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. „Chi va piano, va sano e va lontano“ weiß der Volksmund südlich der Alpen. Übersetzt heißt das so viel wie „Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger“. Janine Prokesch ist in den vergangenen zwei Wochen der Sinn für diese italienische Weisheit, gefunden auf ihrer eigenen Webseite, tüchtig abhandengekommen. Abend für Abend saß sie nahezu allein mit ihren Mitarbeitern im Ristorante Bella Italia am Theodor-Heuss-Platz 1. Vor der Tür wurden derweil die Baustellengräben immer tiefer und breiter. Urheber des Desasters ist die KomMITT-Ratingen GmbH mit ihrem Glasfaserausbau, der eigentlich das gesamte Leben beschleunigen soll. Am Theodor-Heuss-Platz kam erst einmal alles zum Erliegen.

Selbst trainierte Stammgäste wussten nicht, wie sie durch das Labyrinth aus Baugerätschaften und weißen und orangefarbenen Baustellenbaken zum Restauranteingang kommen sollten. „Die haben mir freundlich gewunken und sind dann aber weitergefahren“, sagte die eigentlich resolute Chefin und ist den Tränen nah. Der Glasfaserausbau für Ratingen hat das kleine, feine Lokal neben der Stadthalle zu einer kaum erreichbaren Insel gemacht. Zudem möchte niemand mit einem Blick auf Sand, Staub und Erdlöcher speisen. So hat sich der Verlust im Bella Italia mittlerweile auf einen halben Monatsumsatz hochgeschraubt. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Janine Prokesch leise.

Rückblick: Als vor 14 Tagen die Bauarbeiter vorfuhren, taten sie das selbstbewusst und mit einer klaren Terminansage: „Nach drei, höchstens vier Tagen sind wir wieder weg.“ Das war ein Irrtum. „Der Grund dafür ist, dass am Theodor-Heuss-Platz und in der Gartenstraße die Leitungen nicht so liegen, wie sie liegen sollten“, sagt Christian Reul. Er leitet bei KomMITT eigentlich das Marketing, hat sich aber nach einem dreiviertel Tag vergeblicher Kontaktaufnahme des Themas angenommen.

Auf der Gartenstraße hat es einen Wasserrohrbruch gegeben, der bei den eigentlich problemlosen Verlege-Arbeiten am vergangenen Mittwoch entstanden ist. Für die KomMITT liegt das Problem an einer heiklen Stelle. Nach eigener Auskunft soll genau hier eigentlich der Glaserfaserstrang verlegt werden, der Ratingen Süd ins digitale Zeitalter hebt.

Immerhin reagierte das Unternehmen. Bis Freitagabend sollte das Bella Italia wieder zugänglich sein. „Nach Auskunft unseres Bauleiters verlegen wir die Arbeiten im Rahmen einer Tunnellösung“, sagte Reul am Freitagmorgen. Zudem sollen die Baufahrzeuge nicht mehr direkt vor dem Bella Italia abgestellt werden. „Auf der Gartenstraße brauchen wir aber mindestens noch eine Woche“, so Reul.

Janine Prokesch freute sich darüber, dass etwas passieren soll. „Nur wer zahlt mir meinen Verdienstausfall?“ Darüber wird sie nun direkt mit der KomMITT sprechen. Das Unternehmen will, so ist zu hören, derartige Präzedenzfälle im Rahmen des Glasfaserausbaus nach Möglichkeit vermeiden.