Ratingen Branchenmix der Wallhöfe wird diskutiert
Ratingen. · Am Freitag trifft sich der zuständige Arbeitskreis bei einer nicht-öffentlichen Sitzung, um weitere wichtige Fragen bezüglich des Bauprojektes zu klären. Baustart soll im Frühjahr 2020 erfolgen.
Die Anwohner gehen mit gemischten Gefühlen in das kommende Jahr. Zurzeit schauen sie auf eine triste Baustelle, auf der ein innerstädtisches Großprojekt realisiert werden soll: Es sind die Wallhöfe. Am Freitag tagt der nicht-öffentliche Arbeitskreis, der einige wichtige Fragen klären muss. Es sollen wohl Woolworth und ein Geschäft für Tiernahrung neben Aldi und Edeka Kels ins Projekt aufgenommen werden.
Noch immer gibt es in der Politik unterschiedliche Strömungen zu den Fragen, wie groß der Einzelhandel dimensioniert sein muss und welche Geschäfte angeboten werden sollen. Im Bezirksausschuss Mitte wurde ein Antrag von Bürger Union (BU) und SPD diskutiert, der ziemlich hart in die bisherigen Planungen eingreift. So soll die Einzelhandelsfläche um rund 1600 Quadratmeter reduziert werden, auf eine Verkaufsfläche im Erdgeschoss will man ganz verzichten.
Werbering City-Kauf begrüßt Vorstoß von BU und SPD
Der Werbering City-Kauf begrüßte den Vorstoß von BU und SPD in einem aktuellen Brief. Der Antrag auf eine Beschränkung von Verkaufsflächen schaffe die Chance für eine zum Stadtbild passende Wohnbebauung. Eine Apotheke und ein Ärztehaus wollen SPD und BU an diesem Standort ausschließen. SPD und BU haben eine mangelnde Akzeptanz und ein Prozessrisiko bei Anwohnern ausgemacht und rücken massive Leerstände in der Innenstadt (Wallpassage) in den Blickpunkt der aktuellen Diskussion. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, betonte: „Wir brauchen bei dem wichtigen Projekt Wallhöfe ein neues Stück Stadt und kein Einkaufszentrum. Die geplante Architektur ist hervorragend.“
Dass die Wallhöfe kommen, ist für Frank Boberg, Abteilungsleiter im Amt für Stadtplanung, sonnenklar. Er weiß, dass die Kritik an diesem Bauprojekt, das an einer städtebaulich äußerst sensiblen Stelle entstehen wird, sehr wuchtig war. Deshalb hatte man im Oktober öffentlich darauf reagiert.
Der City-Kauf hatte unter anderem die Größe der Baukörper kritisiert und ein Bild veröffentlicht, das die Wallstraße in drangvoller Enge zeigte, sozusagen in die Ecke getrieben von einem neuen Koloss aus Beton. Doch dem ist nicht so, versicherte Boberg und bekam Rückendeckung von Gerhard Wittfeld vom Architekturbüro „kadawittfeld“, das auch die neue Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt bauen wird.
Backsteinelemente sollen Wallhöfe optisch auflockern
Der Architekt zeigte eine aktualisierte Simulation, auf der eine aufgelockerte Bebauung zu sehen ist, die zum Teil auch Backsteinelemente enthält. Dieses Material ist in der Stadt häufiger zusehen, man will diese Steine auch für das millionenschwere Neubauprojekt des Investors Tecklenburg verwenden. Wittfeld erklärte, dass die Breite der Wallstraße unverändert bleibt.
„Wir sind von diesem Projekt absolut überzeugt“, betonte Boberg. Und er fügte hinzu: „Wir hätten die Bürger früher in die Planungen einbeziehen müssen.“ Wittfeld sprach von einem „dialogischen Verfahren“, also einem engen Zusammenspiel zwischen Stadt, Investor und Architekten. Dieses Projekt sei sehr komplex, erklärte der Fachmann, der erwähnte, dass man es auf dem Grundstück, auf dem das alte Hertie-Haus stand, auch mit „drückendem Grundwasser“ zu tun habe – bautechnisch keine leichte Angelegenheit, so der Planer.
Boberg verteidigte das Vorgehen der Stadt, auf einen Projekt-Wettbewerb zu verzichten. Man hätte mindestens ein Jahr Zeit verloren, und die Pläne, die Investor und die Architekten präsentierten, hätten dem Vorgaben-Katalog der Stadt überzeugend entsprochen.
Der Baustart für die Wallhöfe soll im Frühjahr 2020 erfolgen. Mit den Anwohnern von der Gartenstraße stehe man in einem engen Dialog, versicherte Boberg, der ankündigte, dass es eine begrünte Schutzwand geben werde. Man hat ein Beschwerdemanagement eingerichtet: Für die Stadtverwaltung wird eine Email-Adresse (siehe unten) verfügbar sein. Für die Firma Tecklenburg wird Olaf Oeynhausen, (o.oeynhausen@tecklenburg-pe.de) Ansprechpartner bei Bürgeranliegen im Zusammenhang mit dem Bauprojekt sein, auf der Baustelle steht Rolf Esser parat.
Ein wichtiges Thema ist ebenfalls der Bau der städtischen Tiefgarage. Dort war es zu Verzögerungen gekommen, weil es in dem Bereich ein Bodendenkmal gibt. Die Stadt und der Landschaftverband Rheinland (LVR) haben sich hierbei auf einen Kompromis geeinigt. Der Bau wird etwas später starten, zu dem werden auch Parkplätze für Anwohner der Wallhöfe angeboten.