BUND hält die Ratinger Wasserpreise für ungerecht
Vor einem Monat änderten die Stadtwerke den Tarif. Kritik von den Kunden gab es kaum. Von anderen Seiten dafür umso mehr.
Ratingen. Gerade mal 30 Beschwerdebriefe ihrer Kunden haben die Ratinger Stadtwerke nach Angaben von Vertriebsleiter Frank Schlösser erreicht. „Und auf unsere Antworten darauf haben wir bisher keine weiteren Rückmeldungen erhalten. Im Kern ging es dabei immer um zukünftig höhere Gebühren.“ Dabei sei das System jetzt gerechter als vorher, weil nun die Systemkosten nicht mehr unverhältnismäßig von hohen Verbrauchern getragen würden. Weitere etwa 70 Nachfragen bezogen sich auf eher technische Rückfragen, beispielsweise danach, wie viele Wohnungen bisher gemeldet waren.
„Ratingen war die einzige Kommune in NRW, die noch keine Grundgebühr für die Wasserbereitstellung verlangt hat“, sagt Siegfried Gendries von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft, der bereits für zahlreiche Stadtwerke entsprechende Tarifumstellungen begleitet hat. Und er rechnet vor: „Ein Einfamilienhaus mit vier Personen und 180 Kubikmeter Wasserverbrauch zahlt nach dem neuen Tarifmodell mit Systempreis und reduzierten Mengenpreis 6,58 Euro pro Monat weniger.
Andreas Lammert, BUND
Demgegenüber muss ein Einzelverbraucher mit durchschnittlichem Verbrauch von 45 Kubikmetern mit monatlichen Mehrkosten von 5,35 Euro rechnen.“ Bei der Berechnung der neuen Tarife sei darauf geachtet worden, dass sich Preisänderungen pro Wohnung beziehungsweise im Korridor von fünf Prozent plus oder minus bewegen. Kostenneutralität im Vergleich der beiden Preismodell läge bei 106 Kubikmetern Wasserverbrauch.
Unter anderem haben Grüne, BUND sowie Haus und Grund den neuen Wassertarif heftig kritisiert. „Dieses System belohnt Vielverbraucher und bestraft diejenigen, die wenig Wasser verbrauchen, sparsam mit Wasser umgehen, etwa Regenwasser zum Gießen sammeln. Bei ihnen erhöhen sich die Preise, teilweise sogar um das Doppelte. Ein sparsamer Wasserverbrauch lohnt sich für den Kunden nicht mehr. Wassersparen ist von gestern“, so Andreas Lammert vom BUND. Dem entgegnet Gendries, dass gerade in der hiesigen Region Wassersparen nicht aus Ressourcengründen geschehe. „50 Prozent der Wasserkosten gehen auf den Energieverbrauch für die Bereitstellung von warmem oder heißem Wasser zurück, insofern geht es eher darum, Energie zu sparen.“
Die Fraktion der Grünen kritisiert, dass im Gegensatz zu vergangenen Preiserhöhungen nicht der Stadtrat gefragt wurde. Das ist aber nach einer Änderung im Gesellschaftervertrag nicht mehr notwendig, der Aufsichtsrat — in dem alle Parteien vertreten sind — entscheidet darüber. „Wir müssen mit unseren Preisstrukturen, die über die Börsen mit beeinflusst werden, schneller entscheiden können“, begründet Frank Schlösser diesen Schritt. Mehreinnahmen haben die Stadtwerke nach eigenen Angaben durch die Umstellung nicht. Es würden lediglich die Fixkosten anders auf die Verbraucher verteilt.