Der Einzelhandel klagt über Baustellen
Der direkte Weg in die Innenstadt bleibt Kunden häufig versperrt. Geschäftsleute berichten über erhebliche Umsatzeinbußen im für sie so wichtigen Weihnachtsgeschäft.
Ratingen. „Weihnachten, die beste Zeit des Jahres“, singt die verstorbene Amerikanerin Melanie Thornton. Ein Satz, den viele Einzelhändler in der Innenstadt zumindest in diesem Jahr nicht unterschreiben würden: „Ich kann es Ihnen in einem Wort sagen — Katastrophe!“ Rafael Bartels vom Feinkostgeschäft Barrique direkt am Eingang der Fußgängerzone ist bedient: „Dieses Jahr läuft das Geschäft nicht gut, die Baustelle direkt vor der Tür ist schlimm“, kennt er die Ursache. Und es kommt ab heute noch schlimmer, wenn der komplette Kreuzungsbereich Wall-/Grabenstraße bis Mittwoch gesperrt wird. Martina Waschull von „Toskana“ auf der Bechemer Straße ist schockiert über diese Maßnahme: „Die letzte Woche vor Weihnachten ist für uns die wichtigste — und dann das.“
Eine komplizierte Einbahnstraßenregelung soll dafür sorgen, dass die Fußgängerzone trotzdem erreichbar bleibt. Doch darüber kann zum Beispiel Antje Leonhardt vom „Ratinger Fässchen“ nur lachen: „Mich haben sehr viele Kunden angerufen, die versucht haben, mit dem Auto in die Stadt zu kommen und dann wegen der Baustellen aufgegeben haben.“ Der größte Aufreger der neuesten Maßnahme ist aber der kurze Vorlauf: „Ende vergangener Woche sind wir erst informiert worden“, ärgert sich Leonhardt.
Andrea Schuster-Westerling von der Goldschmiede Schuster hat alarmierende Beobachtungen gemacht: „Wir haben nahezu keine Laufkundschaft mehr.“ Durch den Umbau des Düsseldorfer Platzes hält die U72 an der Weststraße: „Von da ist es vielen älteren Kunden kaum möglich, zu Fuß in die Innenstadt zu kommen“, so die Goldschmiedin. „Ein Shuttlebus zur Brunostraße oder große Hinweistafeln, wie die Fußgängerzone ab der Weststraße mit dem Bus erreichbar ist, könnte das Problem lösen“, ist sie sich sicher.
Für Martina Waschull war es am vergangenen Freitag genug, sie hat einen Brief an Bürgermeister Klaus Konrad Pesch geschrieben: „Wir haben massive Umsatzeinbußen, weil es nicht möglich ist, von der Düsseldorfer Straße in die Wallstraße zu fahren.“ Einig sind sich die Händler, dass der Umbau des Busbahnhofes wichtig ist: „Aber was bringt am Ende ein schönes Tor zur Innenstadt, wenn die Geschäfte dort vorher pleite gegangen sind“, betont Schuster-Westerling.