Der Ostbahnhof soll bald wieder leben

Die Stadt will das denkmalgeschützte Gebäude kommerziell nutzen. Eine sozio-kulturelle Nutzung scheint vom Tisch. Die SPD ist sauer.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Grünes Licht für ein Projekt, das in Ratingen seit vielen Jahren auf dem Abstellgleis stand: Der Ostbahnhof soll endlich mit neuem Leben gefüllt werden. Ganz konkret: Büros, Gastronomie, Kanzleien oder Praxen könnten in dem denkmalgeschützten Gebäude unterkommen.

Die Stadt will das schwerfällige Thema jetzt mit Wucht anschieben. Denn bisher hat man sich in Sachen Akquise nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Stadt hat das Gebäude im Jahr 2004 von der Deutschen Bahn erworben. Es gab viele Diskussionen über die Art der Nutzung. Investoren und Betreiber stehen nicht gerade Schlange — und so ist es bis heute geblieben.

Nun hat sich eine Ratsmehrheit aus CDU, BU und FDP für einen aktuellen Vorschlag der Verwaltung ausgesprochen. Der sieht vor, dass man mit Blick auf ein Vermarktungskonzept das bisherige Exposé aus dem Jahr 2011 aktualisieren und „Marktakteuren zugänglich machen will“.

Parallel will die Verwaltung in Zusammenarbeit mit einem beauftragten Immobilienverwalter festlegen, welche Nutzungsart für die sanierungsbedürftige Immobilie in Frage kommt. Dieser Vorschlag wird dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt. Anschließend sollen die Immobilien-Profis ganz gezielt auf dem Mark aktiv werden.

ChristianWiglow, Fraktionschef der SPD

Doch die Pläne, die eine kulturelle Nutzung des Gebäudes ausschließen, stoßen auf Widerstand. Christian Wiglow, der Fraktionschef der SPD, betonte: „Mit ihrem Beschluss entfernt sich die Mehrheit aus CDU, BU und FDP deutlich von dem bestehenden Ratsbeschluss, für den Ostbahnhof eine sozio-kulturelle Nutzung in privater Trägerschaft anzustreben. Auch wenn diese Bemühungen ausweislich der Darstellungen der Verwaltung bisher nicht von Erfolg gekrönt wurden, kann dieses kein Grund für eine völlige Kehrtwende sein.“

Es sei zwar richtig, dass „eine Verlagerung des Jugendzentrums Mitte von der Turmstraße an den Ostbahnhof aus vielerlei richtigen Gründen politisch nicht gewollt wird“.

Wiglow betonte: „Dieser Beschluss bedeutet aber nicht, die weiteren Pläne für den Ostbahnhof ad acta zu legen und nun eine völlige Kehrtwende vorzunehmen.“

Deshalb habe die SPD mit diesem Ratsbeschluss einer ergebnisoffenen Vermarktung erhebliche Probleme. „Der Ostbahnhof soll nicht an den Meistbietenden verschachert werden, erst recht nicht mit kommunal finanzierten Umbauarbeiten“, erklärte der Politiker.

Aus Sicht der Sozialdemokraten wäre es besser gewesen, gezielt nur solche Nutzer und Investoren anzusprechen, die eine tragfähige Gastronomie und ein kulturelles Angebot (vor allem an junge Menschen) miteinander verbinden. Büros, Kanzleien und Arztpraxen sollten auf keinen Fall an den Ostbahnhof. Dafür sei dieser Ort zu exponiert und als Eintrittskarte nach Ratingen auch zu wichtig, befand der SPD-Fraktionschef.

Die Vermarktung soll bereits Ende diesen Jahres abgeschlossen sein, die Sanierungsarbeiten würden dann im kommenden Jahr beginnen. Die Kosten für eine externe Immobilienberatung belaufen sich auf rund 10 000 Euro.