Diakonie-Laden: Seit 25 Jahren Hand in Hand
Der Verkauf gebrauchter Kleidung im Diakonie-Laden bringt 8000 Euro pro Jahr für Bedürftige.
Ratingen. Herrenhemden zwei Euro, Hosen fünf Euro, Jacken zwölf Euro, ein Daniel-Hechter-Anzug für 15 Euro, ein echter Lodenmantel für 20 Euro. Damen-Pullover für drei, Blusen für fünf, schicke Blazer für acht Euro.
Und sogar die Festtagsgarderobe mit Flitter und Pailletten ist mit 15 bis 20 Euro ein echtes Schnäppchen. Solche Preise gibt es nicht bei Wind und Wetter auf dem Flohmarkt, sondern gemütlich im Warmen bei einer Tasse Kaffee im Hand-in-Hand-Laden an der Hans-Böckler-Straße. Seit 25 Jahren verkaufen dort fünf Frauen ehrenamtlich gut erhaltene Garderobe für kleines Geld — und für einen guten Zweck.
Entstanden ist die Idee dazu vor einem Vierteljahrhundert im Strickkreis von Roswitha Meloefski, die heute noch dabei ist. Auch Ruth Wagner ist eine Frau der ersten Stunde. „Ein Bekannter hatte Garderobe übrig und wusste nicht, wohin damit“, erinnert sich Meloefski an die Anfänge.
Bei der Suche nach Räumen half der CVJM zunächst an der Grütstraße aus. Fünf Jahre später zog der Hand-in-Hand-Laden ins Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde an der Lintorfer Straße 16 um. Dabei hat Diakonie-Geschäftsführer Friedrich Schutte den Ehrenamtlern bei ihrem Projekt von Anfang an unter die Arme gegriffen.
Seit 25 Jahren spenden die Ratinger dem Projekt Kleidung und Accessoires, die von Meloefski und ihren Mitstreiterinnen sortiert werden. Nur was tipptopp in Ordnung und sauber ist, kommt in den Verkauf. „Wir können die Sachen nicht auch noch in die Reinigung bringen, das wäre zu teuer.“
Jeden Dienstag kommen zwischen 14 und 18 Uhr rund 40 Leute, um preisgünstig gebrauchte Kleidung zu kaufen. Mittlerweile sind auch viele Stammkunden dabei. Manche kommen auch zum Plaudern. „Es kaufen aber auch Leute ein, die es nicht nötig haben.“ Etwa die Dame, die für ihre nächste Kreuzfahrt „’was Neues“ brauchte.
Meloefski stört das nicht, im Gegenteil: „Jeder kann hier einkaufen — und sollte es auch.“ Denn nur was verkauft wird, bringt auch Einnahmen. Und ohne Einnahmen keine Hilfe für Bedürftige oder Notleidende — ob als Zuschuss für Familien oder Geldspritze für die Stadtranderholung.
6000 bis 8000 Euro erwirtschaften die fünf Ehrenamtlerinnen im Jahr. Dafür stehen sie Woche für Woche jeden Dienstag rund fünf Stunden im Laden und sortieren noch die Kleidung.
Was nicht verkauft wird, geht zu den Bodelschwinghschen Anstalten nach Bethel. Bis zu 300 Kleidersäcke werden im Jahr dort hingeschickt. Im Frühjahr und Herbst muss das Sortiment umgeräumt und an die Jahreszeiten angepasst werden. Weil es kein Lager gibt, geht dann ganz viel nach Bethel — bis auf besondere Stücke, die auch beim nächsten Wechsel noch in Mode sind.
Früher gingen Kleiderspenden auch nach Gagarin und Rumänien, aber das haben die Frauen wegen logistischer Probleme aufgegeben. Mit Sorgen blickt das Team um Roswitha Meloefski ins nächste Jahr. 2013 werde das Haus verkauft. „Ohne neue Räume ist dann wohl Schluss mit dem Projekt.“