Die Macher im Dorf hören auf

Nach 23 Jahren löst sich der Bürgerverein Tiefenbroich auf. Damit sterben mehrere Veranstaltungen im Stadtteil.

Tiefenbroich. Die Hilferufe der vergangenen Monate haben nicht geholfen: Die erste Vorsitzende des Bürgervereins Tiefenbroich, Ilse Abel, und die anderen Vorstandsmitglieder haben Flyer verteilt, mit Menschen im Stadtteil gesprochen und die Medien aktiviert, um Nachfolger für die Vorstandsarbeit zu finden.

Noch im letzten Infoheft des Vereins appellierte Abel an die Mitglieder: „Es wird doch jemand in der Lage sein, den Bürgerverein am Leben zu erhalten. Vielleicht kennen Sie jemanden, der bereit und geeignet hierfür ist.“ Doch es fand sich niemand. So hat der Vorstand nun die Konsequenzen gezogen: Der Bürgerverein Tiefenbroich wird nach 23 Jahren aufgelöst — die Macher im Dorf hören auf.

Die Suche nach einem neuen Führungsteam begann schon vor rund zwei Jahren. „Die Vorstandsmitglieder wollten sich schon damals aus verschiedenen Gründen zurückziehen, die meisten aus Altersgründen“, sagt Pressewart Dieter Tesch. Nachfolger für das Vorstandsteam sollten aber gefunden werden. So habe das Ziel gelautet. „Deshalb hat das alte Führungsgremium auch noch so lange durchgehalten. Aber jetzt blieb dem Vorstand nichts anderes übrig, als geschlossen zurückzutreten, um so die Auflösung herbeizuführen“, sagt Tesch.

Die Entscheidung wurde auch schon auf einer Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche verkündet. „Die Stimmung war gedrückt“, sagt Tesch. Und sie wird im Stadtteil sicher nicht besser werden. Denn mit der Auflösung des Vereins gehen einige Veranstaltungen verloren, die Leben ins Dorf brachten.

So zum Beispiel das Dorffest und der Weihnachtsmarkt, der viele Bürger anlockte. Aus dem Erlös der Märkte wurden Holzspielzeuge für Kinder der Kindergärten gekauft, Senioren haben Ruhebänke bekommen und ein Bolzplatz konnte mit Spielgeräten bestückt werden.

Und in Zukunft wird auch offen sein, wer sich um die Weihnachtsbeleuchtung im Stadtteil kümmert, denn auch dafür hatte sich der Bürgerverein in jedem Jahr eingesetzt. Zudem hatte der Verein für die Kindergarten- und Schulkinder zweimal im Jahr eine Naturwanderung mit einem Waldpädagogen organisiert.

Die Mitglieder des Vereins zeigten sich in den Jahren aber auch streitfreudig — insbesondere beim Thema Fluglärm setzten sie sich ein und unterstützen beispielsweise die Klage der Stadt, die 2007 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster verhandelt wurde. Damals ging es um die Zahl der Landungen während der Nacht. Ratingen und andere Kommunen aus der Einflugschneise wollten verhindern, dass die genehmigte Zahl der Landungen in den Nachtstunden erhöht wird.

Damals schrieb der Bürgerverein auch an das Bundesverkehrsministerium und organisierte eine Postkarten-Protestaktion. Tesch: „Wer sich in Zukunft dieses Themas annimmt und die Interessen der Tiefenbroicher vertritt, ist unklar. Die Bürger haben ihr Sprachrohr beim Thema Fluglärm verloren.“