Die Natur erobert die alte Tongrube

Die Pläne für ein Deponie-Gelände in Breitscheid sind vom Tisch. FDP-Urgestein Werner Uferkamp schwebt vor, dieses Areal in ferner Zukunft als Naherholungsgebiet zu nutzen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Werner Uferkamp verfolgt das Geschehen um das große Deponie-Gelände in Breitscheid sehr genau — und dies seit mittlerweile 36 Jahren. Das FDP-Urgestein betont: „Die bereits bestehende Giftmülldeponie II ist nachweislich durch vorliegende Gutachten undicht und bis heute nicht saniert worden.“ Das Grundwasser werde durch Schadstoffe belastet. Ob sich an diesem Zustand noch einmal etwas ändern wird, sei fraglich, betont der 79-Jährige. Schließlich sei eine Sanierung teuer und mit Blick auf die Eigentumsverhältnisse wohl auch nicht realisierbar.

Weitaus klarer stellt sich die Lage bei der geplanten Deponie III dar. Die Stadt hat das Gelände inzwischen gekauft. Uferkamp freut sich und fordert: „Hier ist über viele Jahre ein wertvolles Biotop entstanden, man muss der weiteren Entwicklung der Natur und dem Artenschutz Vorrang geben.“ Uferkamp schwebt dabei sogar vor, dieses Gelände in ferner Zukunft als Naherholungsgebiet zu nutzen, „das wäre doch prima und auch machbar“. Man müsse aber dafür sorgen, dass von der benachbarten Deponie II keine Gefahr mehr ausgehe.

Die Firma Remineral wollte in der ehemaligen Tongrube Nelskamp (Muscheid) eine Deponie der Klasse II anlegen. Nach der Deponieverordnung gibt es fünf Deponieklassen (DK). Eine Deponie der Klasse DK II ist „für nicht gefährliche Abfälle (mit höherem organischem Anteil)“ vorgesehen. In die Klasse fallen auch die ehemaligen „wilden“ Hausmüllkippen. DK III gilt bereits für „gefährliche Abfälle“.

Grundlagen für das Ansinnen des Betreibers waren der Flächennutzungsplan von 1982 und der derzeit noch gültige Gebietsentwicklungsplan (GEP) von 1999: Dort ist das Areal für Ablagerungen beziehungsweise für eine Deponie vorgesehen. Im Landschaftsplan des Kreises Mettmann sind dort allerdings Landschafts- und Naturschutz eingetragen.

Deshalb versuchte man zuletzt, den Standort aus der neuen Regionalplanung herauszubekommen. Die Federführung lag beim Regionalrat mit Ewald Vielhaus, CDU-Fraktionschef in Ratingen. Die CDU-Fraktion im Regionalrat Düsseldorf unterstützte das Anliegen der Stadt Ratingen, den Deponiestandort Breitscheid III aufzugeben.

Seit der Aufgabe des Tonabbaus vor etwa 25 Jahren habe sich die Natur schließlich die Grube zurückerobert und wertvolle Biotope gebildet, die es unter allen Umständen zu bewahren gelte, so Vielhaus. Alle Fraktionen zogen an einem Strang, so auch die Bürgerschaft Breitscheid. Sie wies auch immer wieder auf die Gefahren durch die seit über 25 Jahren nicht sanierte Altdeponie am Rande eines Trinkwasserschutzgebietes hin.

Die Stadtverwaltung hatte sogar ein Gutachten in Auftrag gegeben, das klar zum Schluss kam, dass in dieser Region auch ohne einen weiteren Standort in Breitscheid in den nächsten mehr als 16 Jahren ausreichende Deponiekapazitäten vorhanden seien.

Doch die Bezirksregierung Düsseldorf blieb stur und widersprach der Expertise: Erzeugern großer Mengen mineralischer Abfälle müssten neue Deponierungsmöglichkeiten eröffnet werden. Schließlich stünden diesen Firmen externe und langfristig gesicherte Entsorgungswege nur in begrenztem Umfang zur Verfügung.