Ein Job in schwindelerregender Höhe
Das Unternehmen Alpine-Energie aus Österreich stellt in Ratingen die neuen Hochspannungsmasten für die Deutsche Bahn auf. Für die Mitarbeiter sind die Arbeiten 40 Meter über der Erde eine Herausforderung.
Ratingen. Sonntagmorgen neun Uhr, Westtangente: Autofahrer, die in die Straße einbiegen wollen, stehen vor einer Absperrung. Die Straße ist dicht. Aber was sie zu sehen bekommen, macht die Verzögerung mehr als wett. Mitarbeiter der Firma Alpine-Energie montieren die neuen Hochspannungsmasten für die Deutsche Bahn. „Die alten Masten waren von 1957. Da setzt irgendwann Materialermüdung ein. Außerdem gelten heutzutage ganz neue Standards, was die Sicherheit und die statischen Anforderungen betrifft. Diese Leitungen sind für die Deutsche Bahn sehr wichtig, weil sie unter anderem die Züge mit Strom versorgen — deshalb werden sie jetzt erneuert“, sagt Projektleiter Christian Auer.
Die Stromleitungen sind so etwas wie die Lebensader der Deutschen Bahn — im Zeitalter der Elektro-Loks bedeutet kein Strom auch kein Zugverkehr. „Wenn aufgrund eines Sturms oder eines anderen Unglücksfalles ein Mast beschädigt wird, müssen wir binnen drei Stunden mit unseren Leuten vor Ort sein. Wir haben extra für den Fall immer Notgestänge vorrätig, um wenigstens provisorisch die Stromversorgung wieder her zu stellen“, sagt Christian Auer.
An der Westtangente nehmen die neuen Masten inzwischen Form an. Vor einiger Zeit schon waren die Fundamente gegossen worden. „Beton braucht fünf bis zehn Tage, um richtig durchzutrocknen. Dann können wir erst mit der Montage der Masten beginnen.“
Ein Kran hebt die bis zu drei Tonnen schweren Mastteile an und positioniert sie über dem Fundament. Vier Mitarbeiter haben sich im Mastgestänge gesichert und ziehen das Bauteil in die richtige Position. Danach wird es verschraubt. Auf dem frisch montierten Mast geht es für die Männer dann weiter nach oben, wo sie das nächste Teil in Empfang nehmen. „Wir sind eine eingespielte Truppe“, sagt Christian Auer. „Alle Mitarbeiter haben neben ihrer Berufsausbildung zum Beispiel als Freileitungsmonteur auch eine Zusatzausbildung für die Arbeit in Höhen. Sie haben gelernt, sich zu sichern. Die Sicherheitsvorschriften sind sehr streng und werden von uns auch genauestens eingehalten — dadurch ist der Job bei weitem nicht so gefährlich, wie er auf einen Außenstehenden wirkt. Ich kann mich an keinen schweren Unfall erinnern.“
Nach der Montage muss der Mast wieder ein paar Tage ruhen, bevor dann die Leitungen eingezogen werden. Dabei wird zuerst ein Vorseil mit Hilfe eins Hubschraubers positioniert. Mit diesem Vorseil werden dann die Leiterseile durchgezogen. Diese müssen dann wieder eine gewisse Zeit „aushängen“, bevor sie endgültig zur Benutzung freigegeben werden.
„Alle Arbeitsschritte werden mehrfach kontrolliert, zuerst von uns und dann auch von Mitarbeitern der Deutschen Bahn, die alles noch einmal checken“, erklärt Christian Auer. „Damit wirklich nichts schiefgeht.“
Eine Sache liegt ihm noch sehr am Herzen: „Wir sind nur ein Teil des Räderwerkes, das dafür sorgt, dass die Montage der Masten reibungslos funktioniert. An der Installation sind nicht nur wir beteiligt, sondern auch die Luftfahrtbehörde, das Straßenaufsichtsamt, das Verkehrsamt Ratingen und vor allem auch die Monheimer Autobahnpolizei.“