Ratingen Kampf für mehr Gerechtigkeit
West. · Der Eine-Welt-Laden der Heilig-Geist-Gemeinde in Ratingen West feiert seinen 30. Geburtstag.
Die Idee war eine ganz einfache: „Nach der Sonntagsmesse wollten die Gemeindemitglieder und Arbeitsgruppen aus Heilig Geist zu einem zwanglosen Kaffeetrinken zusammenkommen“, erinnert sich Konstanze Hilgers, die vom ersten Tag an dabei ist. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und zu diesen Treffen Fairen Kaffee ausschenken?
„Damals stand mitten im Raum ein großer Überseekoffer mit Kaffee, den wir zum Verkauf angeboten haben“, erinnert sich Lucia Reinartz. Doch so sehr sich die Kunden damals für die Idee des Fairen Handels begeistern ließen, so wenig kam der Kaffee an. „Es gab viel Kritik, weil der Kaffee nicht schmeckte“, so Hilgers.
Das ist längst Geschichte. Das einst sparsame Angebot ist auf ein stattliches Repertoire angewachsen. „Wir verkaufen verschiedene Sorten Kaffee, Kakao, Saft, Wein, Schokolade und Handwerk – zum Beispiel Tücher aus Indien und Vietnam“, berichtet Lucia Reinartz.
Eingekauft wird im Gepa-Laden (Gepa steht für Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) in Wuppertal. Die Pioniere des Fairen Handels haben direkten Kontakt zu Produzenten und Kooperativen. „Dadurch, dass Zwischenhändler entfallen, kommt den Produzenten mehr Geld zugute“, erklärt Reinartz. Auch bei dem simplen Verkauf ist es nicht geblieben. Seit vielen Jahren informieren die acht Mitglieder auf Veranstaltungen und dem Markt in Ratingen-West über den Fairen Handel, nehmen an der Fairen Woche teil, sind Teil der Nachhaltigkeitsmeile und der Fairen Stadttour oder informieren Schulklassen über Ressourcenschonung und Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt. Inzwischen beliefern die Damen auch das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und das Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg mit Fairen Produkten.
Auch in der Gemeinde selbst war der Eine-Welt-Ausschuss nicht untätig. Diese nutzt fast ausschließlich Waren aus dem Fairen Handel. Die Arbeit wurde zudem im Jahr 2018 mit dem Siegel „Pfairrgemeinde“ belohnt. Die Motivation beschreibt Lucia Reinartz so: „Wir möchten mehr Gerechtigkeit schaffen; den Menschen in den Mittelpunkt rücken, nicht das Geld. Wir setzen uns dafür ein, dass Bauern über eine feste Zeit ein festes Gehalt bekommen. So sichern wir ihre Existenz und die Kinder können zur Schule gehen und so Kinderarbeit- und -armut entgehen. Aus dem Verkaufserlös finanzieren wir dann weitere Projekte.“
Der ehrenamtliche Einsatz lohnt sich für das Team: „Umsatz und Bekanntheitsgrad sind in den vergangenen Jahren gestiegen“, beteuern Konstanze Hilgers und Lucia Reinartz. Ulrike Sanders konnte sich bei einem Besuch in Uganda davon überzeugen, dass die Mühe sich ausgezahlt hat: „Wir haben dort auch Kaffeeplantagen besucht. Man sieht, dass bei den Produzenten Geld ankommt; sich etwas bewegt.“ Das wäre eigentlich ein Grund zum Feiern, doch in Corona-Zeiten ist Vieles anders.
Trotz der Pandemie gibt es einige Veranstaltungen, bei denen der Eine-Welt-Ausschuss der Heilig Geist-Gemeinde Werbung für seine Sache machen will. Auch nach 30 Jahren steckt das Team noch voller Ideen. Einziger Wermutstropfen: „Wir könnten ein paar helfende Hände gebrauchen“, gibt Konstanze Hilgers zu. Weitermachen will das Team auf jeden Fall, denn: „Wir wollen die Welt ein bisschen besser machen.“