Haus steht für Flüchtlinge bereit

Rund 130 Interessierte informierten sich über die Zentrale Unterbringungseinrichtung im ehemaligen Cemex-Verwaltungsgebäude.

Foto: A. Blazy

Ratingen. „Bevor die neue Flüchtlingsunterkunft bezugsfertig ist, wollten wir uns nochmals den Bürgerfragen stellen.“ Das hatten Bürgermeister Klaus Konrad Pesch und Sozialdezernent Rolf Steuwe nicht bloß versprochen. Zusammen mit Regierungspräsidentin Anne Lütkes und Andreas Happe — der Jurist ist in der Bezirksregierung Düsseldorf für die Bereiche Sozialwesen und Gefahrenabwehr verantwortlich — stellten sie sich jetzt in der Schützenhalle Tiefenbroich den Fragen.

Als „Spiegelbild verschiedener Ängste und Nöte“, fasste Bürgermeister Pesch die eingebrachten Anmerkungen zusammen. „Vor allem die kritischen Beiträge muss man ernst nehmen.“ Etwa 130 Menschen fanden sich zur Diskussion, die zwar teilweise emotional geführt wurde, aber dank der Sachkenntnis und Geduld der Podiumsteilnehmer nie eskalierte.

„Die Leute sind gefrustet“, sagte ein Tiefenbroicher. „Wir säßen nicht hier, hätten wir nicht berechtigte Sorgen.“ Denn die Belegung des vormaligen Verwaltungsgebäudes der Firma Cemex, das ab 15. März als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) bezugsfähig sein wird, soll nach dem Schlüssel 60:40 belegt werden. Wobei es sich bei den 60 Prozent um sogenannte Dublin III-Flüchtlinge handelt. Also Menschen, „die möglichst schnell in das Land rücküberstellt werden sollen, in dem sie zuerst europäischen Boden betreten haben“.

Natürlich könne man nichts garantieren, „aber wir versuchen alles friedlich zu lösen“, verwies die Regierungspräsidentin auf bestmögliche Integration vor Ort, auch wenn diese Menschen quasi auf gepackten Koffern säßen. Auch wenn die Chance auf Eingliederung nur zeitlich limitiert sei, habe man dafür extra European Homecare (EHC) ins Boot geholt, das mit einem Team aus Sozialpädagogen, Betreuern und Fachkräften helfen wolle, wie EHC-Regionalleiterin Snezna Doroski ausführte. „Menschlichkeit ist uns das Wichtigste.“ Weil aber, wie alle Beteiligten wissen, „nicht jeder Flüchtling ein Engel“ ist, setzen die Verantwortlichen aus Stadt und Bezirksregierung auf Strategien, die sich bereits in anderen Einrichtungen bewährt haben. Wäre Lärm zu Ruhezeiten tatsächlich jenseits des erträglichen, gäbe es dafür einen Ansprechpartner an der ZUE, „jeder Beschwerde wird nachgegangen“.

Für 940 Personen ist die ZUE geplant, mit einer Kapazität von 500 Menschen soll sie belegt werden. 12 000 Quadratmeter Gebäude- sowie 20 000 Quadratmeter Geländefläche stehen dafür zur Verfügung. Etwa 146 000 Euro Miete fallen monatlich an, je nach Belegung kommen etwa 260 000 Euro Betreuungskosten zusammen. „Je mehr wir uns den Flüchtlingen nähern, desto schneller bauen wir Vorurteile ab“, fasste eine Höselerin ihre Erfahrungen zusammen. Und viele Diskutanten waren ebenso praktisch orientiert wie eine Gemeindereferentin von St. Marien. „Wann kommen die ersten Flüchtlinge und wie können wir uns für ihr Wohlergehen als Ehrenamtler einbringen?“