Jetzt doch ein zweites Windrad?

Stadtwerke wollen die Windkraftanlage in Homberg ausbauen. Rechtlich soll das nach dem Ärger in der Vergangenheit kein Problem sein. Bürger können sich finanziell beteiligen.

Ratingen. Wer sich darauf eingestellt hat, dass es auf den Homberger Höhen nur eine Windkraftanlage gibt, wird wieder umdenken müssen. Denn der schon vor zehn Jahren geplante zweite Windgenerator ist noch nicht vom Tisch. „Genehmigungsrechtlich ist alles geprüft“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Ratingen, Ingenieur Friedrich Schnadt.

An dem Millionenprojekt sollen sich diesmal auch Bürger beteiligen dürfen — zum Beispiel über die Genossenschaft „Bürgerenergie Ratingen“ unter Stadtwerke-Regie. Dafür will das Unternehmen eine neue Projektgesellschaft gründen, die auch für weitere Investoren offen sein könnte. Den Auftrag dafür muss die Gesellschafterversammlung der Stadtwerke erteilen. Der Finanzausschuss der Stadt berät darüber in seiner Sitzung Mitte November.

„Wir brauchen nicht das Geld der Investoren“, sagt Schnadt. Bis zu drei Millionen Euro müssten in Homberg investiert werden, das könne das Unternehmen auch alleine stemmen. Ausdrücklich gehe es um eine Gelegenheit für Bürger, sich für erneuerbare Energien zu engagieren. Das städtische Amt für Finanzwirtschaft befürwortet die geplante, sogenannte Windkraftgesellschaft: „Mangels entsprechender Erfahrung ist es für interessierte Dritte oft unmöglich, aus eigener Kraft solche Projekte umzusetzen.

Für die genannte Summe soll ein zusätzlicher Generator aufgebaut werden. Darüber hinaus soll die bestehende Anlage ersetzt werden — durch ein moderneres, leistungsfähigeres Modell. Am bestehenden Mast befindet sich das Generator-Gehäuse auf rund 50 Metern Höhe. Größere Anlagen sind inzwischen möglich.

Laut Gesetz könnte die Ersatzanlage an einem anderen Standort errichtet werden — irgendwo im Kreis Mettmann. „Aus unserer Sicht ist Homberg aber in unserem Stadtgebiet der einzige sinnvolle Standort“, sagt Schnadt. Mehr als zwei Generatoren ließen sich dort übrigens kaum realisieren.

Als hoch rentable Geldanlage sei die Investition in Windkraft für Ratinger Anleger nicht gedacht. Die Teilhaber der „Bürgerenergie“ erwarte nur eine eher geringe Rendite, sagt Schnadt. Immerhin mehr als 200 Ratinger seien bislang in der Genossenschaft Mitglied, fügt er hinzu. Schnadt ist zugleich der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft.

Ob die Anlage trotz eingeschränkter Größe wirtschaftlich arbeiten kann, hänge unter anderem von den Baukosten ab, sagt Schnadt: „Wenn wir Plus-Minus-Null herauskommen, ist es für uns gut.“ Es komme auf die Schonung der Umwelt durch erneuerbare Energien an. Die Naturschutz-Gutachten für das Projekt in Homberg lägen vor.

Dass es so ganz einfach nicht gehen könnte, darauf verweisen die Erfahrungen des Windkraft-Investors BBB Umwelttechnik. Die Firma aus Gelsenkirchen hatte vor dem Verwaltungsgericht prozessiert — gegen die Auffassung der Bezirksregierung, Windräder in Homberg hätten eine „optische bedrängende Wirkung“ auf die unter Denkmalschutz stehenden Höfe in der Nähe; sie würden „den Gesamteindruck der Hofanlagen erheblich stören.“

Erst im April vergangenen Jahres hatte das Unternehmen vor Gericht Recht bekommen. Ob sich die Gelsenkirchener an der geplanten Projektgesellschaft der Stadtwerke beteiligen, lässt Schnadt ausdrücklich offen.