Junge Liberale versuchen Comeback
Der FDP-Nachwuchs in der größten Stadt des Kreises wird sich nach jahrelanger Funkstille neu formieren.
Politik bedient heutzutage viele Klischees: zu weit weg vom Bürger, zu kompliziert, immer nur auf Eigennutz der handelnden Personen und Parteien ausgerichtet. Da ist viel dran — und dies weiß auch Alexander Steffen, der in Duisburg-Essen Politikwissenschaft studiert. Doch der 22-jährige Ratinger will sich damit nicht abfinden, er will handeln und mitgestalten. Jahrelang waren die Jungen Liberalen (JuLis) in Ratingen mausetot. Das wird sich ändern. Steffen will die JuLis wieder aufbauen. Am Donnerstag, 16. April, wird es dazu im Ratinger Brauhaus auf der Bahnstraße die Gründungsversammlung geben (Beginn: 18.30 Uhr).
Steffen, der mittlerweile auch als Schriftführer im Vorstand der Ratinger FDP tätig ist, hat sich ein paar ambitionierte Kollegen mit ins Boot geholt: Julian Bachert, der auch im Jugendrat sitzt, soll hinter Steffen stellvertretender Vorsitzender werden, Philipp Reiter kandidiert für das Amt des Schatzmeisters. Mit dabei sind auch Dr. Tina Pannes, die Chefin der FDP in Ratingen, und Mika Herrmann.
Steffen betont im Gespräch mit unserer Zeitung: „Für mich ist die liberale Politik, die den Menschen und seine Freiheit in den Mittelpunkt des Handelns setzt, fundamental.“
Er habe oft gehört, dass es junge Menschen in Parteien sehr schwer haben, „dieses Vorurteil muss ich zumindest für die FDP Ratingen entscheidend zurückweisen“.
Steffen und das neue Team setzen vor allem auf Vernetzung und die Erfahrungen der Kreis-JuLis, die bestens organisiert sind und einen klaren politischen Fahrplan haben. Schwerpunkte des Kreisverbandes sind Bildung, Finanzen, Umwelt und Verkehr sowie Freizeitangebote.
Die JuLis im Kreis sehen zum Beispiel erhebliches Einsparpotenzial bei der interkommunalen Zusammenarbeit. Zentrale Frage: Warum muss jede Stadt ihren eigenen Bauhof betreiben, warum gibt es dazu zusätzlich noch einen Bauhof des Kreises? Bildung ist für die jungen Politiker insgesamt das beherrschende Thema.
„Wir fordern, dass Kinder mit Migrationshintergrund speziell mit Sprachkursen gefördert werden, denn nur so gelingt eine erfolgreiche Integration, und wir verhindern Parallelwelten“, so der Vorstand der Jungliberalen im Kreis.
Und Steffen ergänzt: „Wir brauchen bei der Bildung mehr Qualität statt Quantität. Wir müssen uns endlich von dem Bild verabschieden, dass nur ein Abitur und ein Studium zu einem guten Bildungsweg gehören. Für eine Berufsausbildung muss kein Abitur notwendig sein, eine gute Lehre im Handwerk kann ein toller Schritt in eine erfolgreiche Selbstständigkeit sein.“
Steffen, der am Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium sein Abitur gemacht hat, hofft mit Blick auf die Gründungsversammlung auf eine gute Resonanz. Er betont: „Ob Schüler, Auszubildender, Student oder junger Mensch, der schon im Arbeitsalltag steht — jeder kann gerne vorbeikommen und erst mal nur schnuppern.“
Auf den ersten Schritt komme es an, sagt er entschlossen.