Kabarett am Grünen See: Schräg, ironisch und bitterböse
Volker Pispers und Bülent Ceylan zeigten, wie professionelles Kabarett aussieht und begeisterten das Publikum.
Ratingen. So ein großartiges Programm wie in diesem Jahr ist sogar für die Zelt Zeit am Grünen See ungewöhnlich: An vier Abenden präsentierten die Organisatoren Heiner van Schwamen und Bruno Schmitz einen außergewöhnlichen Höhepunkt nach dem anderen. Nach dem Schülerkabarettfestival am Donnerstag stand mit Volker Pispers am Freitag ein echtes Urgestein auf der Bühne.
Er zeigte sich von seiner besten Seite — und das drei Stunden lang. Denn so lange teilte er pointiert gegen Politiker, Medien, Wirtschaftsbosse aus — und das ganz ohne Spickzettel. Schmusekurs? Fehlanzeige! Wie immer galt sein Spott den „Meinungsterroristen“ aller Couleur. Thilo Sarrazins gegen Hartz IV-Empfänger gerichtete Spitze, Warmduscher hätten es in diesem Land noch nie weit gebracht, konterte er böse: „Das sagt ausgerechnet einer, der schon als Kind zu heiß gebadet worden ist“.
Und auch die Kanzlerin kam nicht ungeschoren davon: „Wir haben kein Jobwunder — das Wunder ist, dass die Leute die Sie verarschen, ruhig bleiben, Frau Merkel.“ Was Pispers besonders sympathisch machte: Er appellierte ans Publikum, sich nicht nur die Profis des Kabaretts anzuschauen: „Geht auch zu den jungen Kabarettkollegen und gebt ihnen eine Chance.“ Ein feiner Zug, der perfekt auch zur Zelt Zeit-Idee passt.
Dass aus unbekannten Kabrettisten, Stars werden können, hat Bülent Ceylan vorgemacht. Auch er war auf der Bühne zu sehen. Er hat seine eigene TV-Sendung und füllt ganze Fußballstadien. Warum er trotzdem am Grünen See spielte? „1995 habe ich im Freizeithaus West gespielt, vor 28 Leuten. Da hab ich gesagt: Irgendwann mach ich Ratingen ausverkauft!“ Ceylans Vater ist Türke, seine Mutter Deutsche — er darf sich also ungehemmt über beide Bevölkerungsgruppen lustig machen.
Mühelos schlüpfte er von einer Rolle in die andere, gab den türkischen Gemüsehändler ebenso überzeugend wie den Mannheimer Dorftrottel oder den Bildungsdeutschen. Allein der rasante Wechsel zwischen den verschiedenen Dialekten und lupenreinem Hochdeutsch verlangten einem Respekt ab.