Nassreinigung: Stadt winkt ab
Die einmalige Säuberung des Innenstadt-Pflasters bringt laut Experten nichts. Regelmäßige Maßnahmen wären sinnvoll, aber teuer.
Ratingen. Das passiert schnell: Da fällt dem Kind eine Eiskugel vom Hörnchen, aus der Dönertasche tropft die Soße, das Pappschälchen mit dem Rest der Pommes „rot-weiß“ fällt neben statt in den Abfalleimer, das Kaugummi wird achtlos ausgespuckt. Dementsprechend sieht das Pflaster in der Innenstadt auch aus: Fleck reiht sich an Fleck — nicht nur zum Ärger der Bürger Union, die kürzlich eine spezielle Nassreinigung gefordert hatte, damit das erst 2009 fertig verlegte Pflaster wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzt wird.
Doch die Stadt winkt ab: Eine einmalige Nassreinigung inklusive Kaugummientfernung kostet 7000 bis 8000 Euro. Der hohe Preis entsteht durch den Einsatz von Heißdampfreinigungsmaschinen, die erforderlich sind, damit die Fugen nicht ausgeschwemmt werden.
Damit ist aber nicht viel bewirkt: Alle Anbieter versichern, dass eine einmalige Nassreinigung nichts bringt, weil der Natursandstein „sehr leicht Verschmutzungen aufnimmt und nach kurzer Zeit ein vergleichbarer Straßenzustand wieder zu erwarten ist“, schreibt der Baubetriebshof in einer Drucksache. Für dauerhafte Sauberkeit müsste das Pflaster alle drei Monate mit dem Heißdampf gereinigt werden. Außerdem will niemand garantieren, ob sich der festsitzende Dreck überhaupt entfernen lässt.
Eine regelmäßige Nassreinigung würde jährlich etwa 30 000 Euro kosten. Da die Verursacher nicht zur Verantwortung gezogen werden können, bliebe die Stadt entweder auf den Kosten sitzen oder legt sie auf die allgemeine Straßenreinigungsgebühr um. Das jedoch ist mit den Grundsätzen des Kommunalabgabengesetzes schwer vereinbar, nach denen alle unnötigen Kosten vermieden werden sollen. Und eine Umlage der Kosten auf die Anlieger ist nicht zulässig, hat das Rechtsamt geprüft.
Die Verwaltung kann sich in ihrem Fazit den Hinweis darauf nicht verkneifen, dass sie in mehreren Vorlagen zur Steinauswahl darauf hingewiesen habe, dass der Natursandstein erheblich schneller verdreckt als Betonsteine. „Die jetzigen Verschmutzungen waren also schon bei der Auswahl der Steine abzusehen.“
Um die Wahl des Pflasters war seinerzeit jahrelang gerungen worden. Stundenlang wurde in den Ausschüssen debattiert, die Bürgerschaft befragt, vor dem Rathaus und im Minoritenhof wurden Testflächen gepflastert, zum Schluss musste gar ein Universitätsprofessor die Steine aus Beton und Ruhrsandstein begutachten: Er hat sie gepresst, geschliffen, verschmutzt und wieder geputzt. Der größte Unterschied zwischen den Steinen, so fand der Gutachter heraus, lag im Preis: Das Steinpflaster kostete rund 200 Euro pro Quadratmeter, die Betonsteine hätte es für 37 Euro gegeben. Noch etwas: Der Sandstein erwies sich zwar als härter, aber auch deutlich schmutzempfindlicher als Beton.