Kanal-Tüv doch nicht passé
Laut Gesetz müssen nur Kanäle geprüft werden, die in Wasserschutzgebieten liegen. In Ratingen betrifft das zwei Drittel des Stadtgebiets.
Ratingen. Zu früh gefreut: Die Erleichterung, mit der viele Hausbesitzer die Entscheidung der Landesregierung zum umstrittenen Kanal-Tüv aufgenommen haben, ist zumindest in Ratingen einer großen Ernüchterung gewichen.
Die Novelle des Landeswassergesetzes sieht vor, dass die Verpflichtung, die Abwasserleitung auf Dichtheit prüfen zu lassen, nur auf Wasserschutzgebiete beschränkt werden soll. Damit wäre eine flächendeckende Kanalprüfung also passé. Nicht aber in Ratingen: Denn hier sind rund zwei Drittel des Stadtgebiets Wasserschutzzonen.
Lediglich Breitscheid, Hösel, Homberg-Süd und der südliche Teil von Ratingen-Ost sind nicht betroffen. Die ganze Innenstadt, West, der nördliche Teil von Ratingen Ost, Tiefenbroich, der größte Teil Lintorfs und auch Homberg-Nord liegen in Schutzzonen verschiedenster Güte.
Die reichen von Schutzzone I — wie etwa rund um die Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke an der Broichhofstraße — mit den schärfsten Auflagen bis zur Zone III B, die für den größten Teil des Stadtgebiets festgelegt wurde.
„Auf die Kanalprüfung hat das nach dem heutigen Stand aber keine Auswirkung: Schutzzone ist Schutzzone“, sagt Wilfried Georg, Abteilungsleiter Stadtentwässerung beim Tiefbauamt.
Eine Auswirkung haben die Zonen dennoch. Um die Fristen, bis zu denen die Kanalprüfungen durchgeführt sein müssen, zu entzerren, orientierte man sich an der Güte der Schutzzonen: Die Abwasserleitungen in der höchsten Schutzzone müssten zuerst geprüft werden, die in der niedrigsten Zone hätten mehr Zeit.
„Wir müssen noch abwarten, was letztlich beschlossen wird“, sagt Georg. Nach heutigem Stand ist geplant, die Prüffristen bis Ende 2015 beizubehalten. Dies gilt für Gebäude in Wasserschutzzonen, die bis 1965 errichtet wurden. Für die anderen Häuser soll die Frist bis 2020 reichen.
Noch nicht als Wasserschutzzone festgesetzt, aber als solche angesehen ist das Gebiet von Homberg-Nord. Dort gewinnen die Ratinger Stadtwerke Wasser aus Tiefbrunnen. Georg: „Das Verfahren, das Gebiet als Wasserschutzzone auszuweisen, läuft noch. Für uns ist es aber so, als wäre es bereits eine Schutzzone.“
Das Interesse in der Bürgerschaft an der Thematik ist nach wie vor groß — schließlich geht es auch um hohe Summen. Bei Angelika Genießer im städtischen Umweltamt rufen ständig Bürger an und fragen nach, ob ihre Straße in einer Schutzzone liegt.