Knöllchen ärgert Anwohner
Christian Kaiser ärgert sich über Politessen. Die verteilen Knöllchen, obwohl er vor seiner Privatgarage steht.
Ratingen. Genau nachgemessen hat Christian Kaiser noch nicht, aber er kennt die Ausmaße seines Golfs: „Letztlich geht es hier um maximal 30 oder 40 Zentimeter“, sagt der Ratinger, der sich mächtig über das Ordnungsamt ärgert.
Er wohnt im Herzen der Innenstadt. Durch einen kleinen Innenhof geht es von der Wallstraße auf die Straße „Kornsturm“ — wer es nicht weiß, kommt nicht ansatzweise darauf, dass es sich um eine öffentliche Straße handelt. Wobei Straße in diesem Fall ein etwas zu groß gewählter Begriff ist. Mehr als ein Platz ist es nicht.
„Bis vor einigen Jahren war das in der Tat auch Privatbesitz wurde dann aber an die Stadt verkauft“, erzählt Kaiser, der dort eine Garage hat, an der ein gut lesbares Schild hängt: „Privatgrundstück“.
Vor der parkte er in der vergangenen Woche, als er beim Blick aus dem Fenster einen Schrecken erlebte. Eine Politesse stand an seinem Fahrzeug und schrieb es auf. „Ich habe die Dame angesprochen, wieso sie mir vor meiner Garage ein Knöllchen geben wolle“, erzählt Kaiser: „Ich würde nicht innerhalb der markierten Flächen stehen, das wäre im verkehrsberuhigten Bereich verboten.“
Nachvollziehen kann Kaiser das nicht: „Ich stehe vor meiner Garage auf dem dazugehörigen Grundstück. Das Heck meines Autos ragt weniger als einen Meter in den öffentlichen Straßenraum. Das passt doch alles nicht.“ Zumal er durch sein Parken auch niemand behinderte: „Nach dem Pfingststurm war die Feuerwehr mit der Drehleiter bei uns. Da hatte ich genauso geparkt. Ich habe die Feuerwehrleute damals sogar noch gefragt, ob mein Auto irgendwie stören würde. Das haben sie sofort verneint. Es wäre genügend Platz.“
Doch es gibt auf diesem kleinen Fleckchen Erde in der Dumeklemmerstadt noch andere Ungereimtheiten. Direkt neben Kaisers Garage und dem in den öffentlichen Straßenraum hinein ragenden Auto hat ein Gewerbebetrieb seine Mülltonnen stehen — laut Interpretation der städtischen Verkehrsüberwacherin ist auch das öffentlicher Straßenraum. Mülltonnen dürfen hier nicht dauerhaft abgestellt werden.
„Doch das hat die Dame gar nicht interessiert“, so der Ratinger, der sich auch noch über einen anderen Punkt wundert: „Das ist öffentliche Fläche, hier werden Parkverstöße geahndet — aber im Winter Schnee räumen und Streuen, das machen die Anwohner. Das kann ich alles nicht mehr nachvollziehen.“
Kaiser hat sich schriftlich ans Ordnungsamt gewandt — mit einer Reaktion, die noch mehr Fragen aufwirft. In der Email heißt es: „Wenn die Politessen im Einsatz sind, dürfen sie verkehrswidrig parkende Fahrzeuge nicht übersehen.“ Dass das Ordnungswidrigkeiten-Recht das so genannte Opportunitätsprinzip kennt, scheint in Ratingen keine Beachtung zu finden: Das besagt nämlich, dass solche Verkehrsverstöße geahndet werden können, aber keineswegs müssen.