Land stellt Westbahn kalt

Die Weststrecke wurde von der Projektliste gestrichen. Bürgermeister und Landrat sind irritiert.

Ratingen. Die Ratinger Westbahn gilt seit Mitte 2011 als tot. Ein — nicht unumstrittenes — Gutachten des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) hatte die Pläne für eine Wiederbelebung der Weststrecke aus Kostengründen aufs Abstellgleis geschoben, obwohl alle Experten vom Erfolg der Bahnstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf überzeugt sind. Doch jetzt wurde die Weststrecke aus der Maßnahmenliste des Landes für die Neuaufstellung des Bundesverkehrswegeplans kurzerhand gestrichen.

Kommende Woche soll im Landesverkehrsausschuss über den aktuellen Sachstand zum Bundesverkehrswegeplans informiert werden. Bei den Maßnahmen, die dem Bund zur Förderung vorgeschlagen werden, fehlt allerdings jetzt die Westbahn.

„Diese Entscheidung ist aus Sicht des Kreises Mettmann nicht nachvollziehbar“, schrieb Kreisdirektor Martin Richter an die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt (SPD). Zumal es keine Hinweise gebe, nach welchen Kriterien die vorgeschlagenen Projekte ausgewählt wurden. Richter bittet die Abgeordnete, das Vorgehen der Landesregierung „zu hinterfragen“ und die Aufnahme der Weststrecke in die Maßnahmenliste „mit Nachdruck einzufordern.“

Die Forderung kommt nicht von ungefähr: Anfang des Monats hatten die Bürgermeister der Anrainerstädte Düsseldorf, Duisburg und Ratingen sowie der Landrat des Kreises in einem gemeinsamen Schreiben an Landesverkehrsminister Groschek um „tatkräftige“ Unterstützung bei der Reaktivierung der Westbahn gebeten. Der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Droste (CDU) schrieb ebenfalls dem Minister. Bei der Bezirksregierung verwies man ans Landesverkehrsministerium. Dort sagte ein Sprecher, dass die Ratinger Weststrecke für den Bundesverkehrswegeplan möglicherweise „zu regional“ ausgerichtet sei.

Die Argumente pro Westbahn sind nach wie vor gültig: Die bisherigen Verkehrsprognosen gehen von mehr als 13 000 Fahrgästen am Tag aus, rund 8000 davon wären vom Auto auf die Schiene umgestiegen — was das „an seiner Belastungsgrenze stehende Straßennetz“ entlasten würde, wie die Bürgermeister schreiben. Mit Haltepunkten in Lintorf, Tiefenbroich und West wären rund 40 000 Ratinger direkt an das S-Bahnnetz angebunden.

„Knackpunkt“ der Strecke ist der Engpass in Grafenberg, wo die Gleise durch den Staufenplatztunnel geführt werden. Aus Sicherheitsgründen darf der Tunnel nicht gleichzeitig von Güter- und Personenzügen genutzt werden. Die Westbahn müsste zwischen Wedau und Rath auf einem Extragleis rollen, was das Projekt um 60 Millionen Euro verteuern würde. Im südlichen Bereich könnten die bestehenden S-Bahngleise genutzt werden.

Die Kosten für den Bau eines dritten Gleises verschlechtern jedoch den Kosten-Nutzen-Faktor derart, dass der VRR in seinem Gutachten die Wirtschaftlichkeit in Frage stellte — und das Projekt aufs Abstellgleis schob.