Marc Vogel: „Der Einzelhandel stirbt nicht“
Marc Vogel ist Vorsitzender der Werbegemeinschaft Lintorf. In der WZ spricht er über Schließungen und den Branchenmix.
Lintorf. Mit der Zauberflöte und Schepps Tierwelt machen im Sommer zwei Fachgeschäfte in Lintorf dicht. Die Buchhandlung an der Speestraße hat ihre Türen bereits geschlossen. Die WZ hat mit Marc Vogel, Vorsitzender der Lintorfer Werbegemeinschaft, gesprochen.
Herr Vogel, haben Sie schlaflose Nächte?
Marc Vogel: Anfangs hatte ich die schon, jetzt nicht mehr, weil ich weiß, dass bald neue Geschäfte öffnen.
Welche?
Vogel: Eine Weinhandlung geht in die Zauberflöte. In die Buchhandlung kommt mit großer Wahrscheinlichkeit wieder eine rein. Das frühere Geschäft ist schon geteilt. Für die andere Hälfte ist ein Schuhgeschäft im Gespräch. Für die Tierwelt wird es schwierig. Das ist ein großes Lokal mit wenig Parkplätzen.
Also gibt es in Lintorf kein Einzelhandelssterben ?
Vogel: Nein, dafür ist die Speestraße zu gut aufgestellt. Sorgen macht mir allenfalls die hohe Fluktuation.
Die Schließungen haben aber doch Gründe. Zum Beispiel Umsatzeinbußen durch Internetshopping.
Vogel: Alle, die jetzt die Schließungen bedauern, frage ich: „Haben Sie dort eingekauft?“ Die Antwort: „Ich war schon mal da.“ Aber von ,schon mal da gewesen’ kann man nicht leben.
Dafür eröffnet nun ein Gold-Ankauf. Kommen jetzt die Ketten?
Vogel: (Lacht) Ich weiß nicht, ob der sich hier halten kann. Ich glaube, die Lintorfer wollen nicht dabei gesehen werden, wenn sie Gold verkaufen.
In Lintorf gibt es immer mehr Friseure. Wie viele sind es zurzeit?
Vogel: Ich glaube 13. Im Vergleich zu Ratingen-Mitte ist das noch bescheiden. Von den Wellen — Handyläden, Backshops, Apotheken — sind wir aber bisher verschont geblieben.
Hilft denn die Werbegemeinschaft bei Ansiedlungen?
Vogel: Es gibt immer wieder Anfragen nach Größen und Preisen der Ladenlokale. Oft kommt der Anruf, wenn alles belegt ist.
Haben Sie überhaupt alle Geschäfte im Kopf?
Vogel: Ja, ungefähr schon.
Wie sieht es mit Leerständen aus? Gibt es sie?
Vogel: Zum Glück nicht. Der Kinderladen an der Speestraße steht zwar seit einem Jahr leer, aber es gibt einen Mieter. Dort soll ein Showroom für ein Geschäft mit Steinvertäfelungen rein.
Welche Anfragen gab es zuletzt?
Vogel: Ein Chocolatier hat nach einem freien Geschäft gefragt. Auch ein Delikatessenhändler war interessiert.
Wie teuer sind die Geschäftsmieten in Lintorf?
Vogel: Zwischen 15 und 20 Euro pro Quadratmeter — an der Speestraße und am Konrad-Adenauer-Platz. Das muss dann erst einmal erwirtschaftet werden.
Stimmt denn der Branchenmix?
Vogel: Es fehlt immer ’was.
Zum Beispiel?
Vogel: Kindermode, ein Sportgeschäft, demnächst Spielwaren, Mode für junge Leute.
Was gibt es für die Werbegemeinschaft jetzt zu tun?
Vogel: Wir müssen vermeiden, dass sich wegen der Geschäftsschließungen ein negatives Denken ausbreitet — indem wir auf die guten Seiten hinweisen.