Museum zeigt Collagen von Format

„Zerlegt! Montiert!“ heißt die neue Ausstellung, die am Freitag um 18 Uhr eröffnet wird und bis 22. Mai zu sehen ist.

Ratingen. Das Ausrufezeichen ist als Satzmarkierung eigentlich hauptsächlich Boulevardzeitungen vorbehalten. Doch das Museum Ratingen (Peter-Brüning-Platz 1, Eingang Grabenstraße) findet, dass es sich im Titel der neuen Ausstellung austoben sollte und schreibt: „Zerlegt! Montiert!“ — Collagen von Nadin Maria Rüfenacht, Anett Stuth und Christopher Muller.

Foto: Achim Blazy

Im Haus am Ehrenfriedhof ist die jährliche Auftaktausstellung gern mal Fotographie — und das soll auch jetzt so sein. Von der Vernissage am kommenden Freitag bis Mai werden die Besucher Bilder erleben können, die Äußerstes an Delikatesse, Geheimnis und Innovation bieten. Viele geheimnisvolle Arbeiten von Christopher Muller, dem 49 Jahre alten Professor für künstlerische Fotografie an der Folkwang-Hochschule und zum Teil überaus großformatige Arbeiten der beiden Frauen bringen den Betrachter zum Staunen, zum Lächeln und Verweilen. Wie kommt zum Beispiel ein Bügelbrett mit Nagelbürste zwischen zwei gemütliche Bänke am Rhein?

Museumsleiterin Alexandra Königin erläutert, dass man unter den landläufig eher geklebten Collagen bei diesen Werken eine neue Form von Collage erfahren kann: „Nicht allein der Einsatz von Papier und Schere bedeutet Collage, sondern mannigfaltige andere Ausdrucksformen stehen hier für diesen Gestaltungsbegriff.“

Und sie fährt fort: „In ihren fotografischen Arbeiten collagiert Nadin Rüfenacht, 35 Jahre alt und zuletzt Timm-Rautert-Meisterschülerin in Leipzig, vielfach Fragmente menschlicher, tierischer und pflanzlicher Formen zu grotesken Figuren und bedient sich dabei kunsthistorischer oder enzyklopädischer Abbildungen“. Da finden sich kleine, gehörnte, giftig dreinblickende Kinder auf wolkigem Untergrund, da erwächst ein steigender Schimmel aus einem Gebirge rot-weiß-gelber Blüten. Eine Faltenschwein-Quadriga prescht Stufen herab, während auf dem nächsten Bild eine sehr naturalistisch dargestellte Marilyn Monroe im Blütenkranz auf einem gehörnten Tierkopf die Hüften schwingt. Und das alles auf 1,56 Meter Höhe und 1,25 Meter Breite. Ein schräger Engel mit anmutiger Fußstellung wiederum ist in ein ganz kleines Format hinein komponiert.

Auch Anett Stuth, 50 Jahre alt und ebenfalls Absolventin der Hochschule für Grafik in Leipzig, greift zum ganz großen Format. Sie hat gemalte, fotografierte und somit verschwommene Landschaften eingebracht, in leuchtenden wie verhaltenen Farben, dazu irrwitzige Räumlichkeiten mit wahren Wimmelbildern.

Collagen gehören zu den großen Kunstformen der Moderne: Die Kubisten haben sie geliebt, die Konstruktivisten auch und die Künstler des Dadaismus sowieso. „Alle Arbeiten der Ausstellung eint — wie der Kunsthistoriker Oliver Zybok im sehr ordentlichen Katalog (20 Euro) erklärt — die Artikulationen eines Widerspruchs, einer provokativen Hinterfragung gewohnter Zusammenhänge — ob subtil geschnitten, brachial gerissen oder digital montiert. Sie veranschaulichen die Aktualität, die der Technik der Collage innewohnt“. Genau so ist es.

Die Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 29. Januar, um 18 Uhr. Sie endet am 22. Mai. Informationen unter:

www.stadt-ratingen.de