Neue Telefonzentrale sorgt für Ärger
Viele Ratinger wissen nicht, dass sie statt im Rathaus beim Kreis Mettmann gelandet sind.
Ratingen. Der Streit um die Abschaffung der hauseigenen Telefonzentrale in der Verwaltung ist noch nicht beendet. Der Ratinger Rat hat das Ende diese Anlaufstelle jetzt nach einer kontroversen Debatte beschlossen. Aus Sicht der Bürger Union brauche eine Stadt wie Ratingen mit 92 000 Einwohnern aber eine eigene Zentrale. Anders ausgedrückt: Es sei schon peinlich, dass sich die Stadt diesen Auftritt nicht mehr leisten will.
An Hotlines ist eigentlich nichts hot. Es sei denn, dass man vom langen Anhören kratziger Musik und vertröstender Worte heiße Ohren bekommen hat. Doch so etwas gab es bei Telefonaten mit der Stadtverwaltung Ratingen eigentlich nicht. Gewiss musste man manchmal ein wenig warten, bis der Anruf angenommen wurde — wie bei jedem Familienanschluss auch.
Nun soll alles anders kommen — tut es zum Teil auch: Die Stadt zahlt dem Kreis Mettmann künftig 50 000 Euro jährlich für den Telefonservice, spart aber unterm Strich „2,6 Stellen“. Der Service ist die Aufschaltung eingehender Anrufe auf die Telefonzentrale des Kreises Mettmann.
Und wie läuft das Ganze? Nicht immer kommt direkt ein Gespräch zustande, oft genug erklärt eine freundliche Männerstimme, dass alle Serviceplätze besetzt seien und man so bald wie möglich verbunden werde. Und dann? Dann meldet sich eine freundliche Frauenstimme und tönt - sagen wir mal einen Namen — „Neumann“. „Ach Entschuldigung, da habe ich mich wohl verwählt“. „Wen wollten sie denn sprechen?“ „Die Stadt Ratingen.“ „Sie haben die Kreisverwaltung Mettmann, hier landen jetzt alle Anrufe für die Stadtverwaltung Ratingen.“ „Aber warum melden sie sich nicht mit Stadtverwaltung?“ „Das machen wir hier nicht.“ Die nette Dame Neumann schaut daraufhin im Organigramm der Stadt Ratingen nach und verbindet schließlich.
Die Ratinger Verwaltung erwartet durch die Veränderung eine „deutlich verbesserte und erweiterte telefonische Erreichbarkeit“: Im „Kreis Mettmann Info-Service“ sind derzeit neun Mitarbeiterinnen beschäftigt. Der Kreis hat angeboten, zwei weitere Mitarbeiter einzustellen und zu schulen. Bleibt die Frage nach der freundlichen Frau ohne Nachnamen, die früher vielleicht nicht immer aufs erste Klingeln (weil sie noch ein anderes Gespräch bearbeiten musste) an der Muschel war, sich mit „Stadt Ratingen, guten Tag“, meldete, die aber nach bestem Wissen vermittelt hat, die einem die Durchwahl der gesuchten Person in der Verwaltung gab, die auch mal im Nachbarbüro nachfragte. Und die sich in ihrer Ratinger Verwaltung auskannte.
Erst vor kurzem hatte eine Nutzerin erklärt: „Meiner Meinung nach sollte in Ratingen in die Telefonzentrale investiert werden. Die Telefonzentrale ist das Aushängeschild, sozusagen der erste Kontakt zur Stadt. Zu meinem Ratingen gehört auch eine Telefonzentrale in die Stadtverwaltung. Ich bin absolut dagegen. Jeder, der in der Vergangenheit aufgrund der Überlastung in Ratingen am Telefon in Mettmann gelandet ist, weiß, dass die Damen selber überlastet sind und auch nicht mit Rat und Tat für Ratinger zur Seite stehen können.“
Besonders in Urlaubszeiten habe es in Ratingen dazu geführt, dass die Zentrale nicht oder nur noch zeitweise besetzt gewesen sei. Es ist nun geplant, auch die Rufannahme und Vermittlung der Anrufe, die in Ratingen unter der Nummer 550-0 eingehen, auf den „Kreis Mettmann Info-Service“ (KMIS) zu übertragen. Unter der Behördennummer 115 will der KMIS schon jetzt Anliegen beantworten.
Diese Behördennummer werde von etwa vier Prozent der Bürger angewählt, heißt es bei der Ratinger Verwaltung.