Neues Gutachten soll alte Zeder retten

Die Bürgerinitiative gibt den Kampf um das Wahrzeichen nicht auf. Ein Sachverständiger spricht sich für den Erhalt des Baums aus.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Aus Sicht der Bürgerinitiative Zedernfällung ist der Kampf um das alte Wahrzeichen im Poensgenpark längst noch nicht verloren. Im Gegenteil: Ein von der Initiative beauftragter Gutachter hat bescheinigt, dass die Zeder biologisch und historisch wertvoll sei. Der Baum sei erhaltungswürdig und aufgrund der Untersuchungsergebnisse auch in wirtschaftlicher Hinsicht erhaltungsfähig, urteilte Viktor Longo, der für das Sachverständigenbüro Oliver Menke die Expertise ausgearbeitet hat.

Zur Feststellung der tatsächlichen Standsicherheit des Baumes sei eine eingehende Untersuchung mittels Zugversuch innerhalb der nächsten zwei Jahre notwendig, befand der Gutachter. Mittlerweile hat die Initiative um Sprecher Heiner Dörffel insgesamt 1435 Unterschriften von Bürgern gesammelt, die sich für den Erhalt der Zeder aussprechen. Die Listen wurden Bürgermeister Klaus Konrad Pesch bereits übergeben.

Fachverantwortliche im Grünflächenamt werden nach Angaben der Initiative das neue Gutachten jetzt prüfen. Und dann wird der Verwaltungschef entscheiden, ob die neue Expertise im zuständigen Ausschuss beraten wird.

Hermann Pöhling, Fraktionschef der Grünen

Fakt ist: Die aktuellen Ergebnisse bringen frischen Wind in die Debatte. Dabei schien das Schicksal der alten Zeder bereits besiegelt zu sein. Nach emotional geführter Debatte hatte der Stadtrat entschieden, die von der Verwaltung bereits angekündigten Maßnahmen umzusetzen — also auch die Zeder zu fällen.

Frank Licht, der Leiter des Amtes für Kommunal Dienste, hatte im Juli berichtet, dass der Zustand des Baumes weitaus dramatischer ist als bisher bekannt. Ein großes Problem sei der aggressive Pilzbefall, berichtete Licht, es bestehe die Gefahr, dass die Zeder mit einer Wahrscheinlichkeit von über 60 Prozent in den nächsten Monaten brechen wird. Man könne mit Blick auf den Zustand des Baumes eher von Mortalität statt Vitalität sprechen, erklärte er. Und: Die Stadt müsse ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Orkan „Ela“ hatte eine Kastanie der Allee gefällt, der Baum war in die Zeder gekracht, die seitdem schief steht. Pilzbefall am Boden hat bereits zu einer Sollbruchstelle geführt.

Christian Wiglow, der SPD-Fraktionsvorsitzende, wollte sich mit dem kurzfristig drohenden Aus der Zeder nicht abfinden. Er hielt dagegen: Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten aus dem Jahr 2014 beinhalte die Aussage, dass es keinen unmittelbaren Handlungszwang gebe, den Baum zu fällen. Der Politiker forderte eine neue Expertise — und konnte sich mit diesem Antrag nicht durchsetzen.

Hermann Pöhling, der Fraktionschef der Grünen, versuchte es mit einem Kompromiss. Er betonte: „Es muss doch möglich sein, dass sich ein Gutachter an einem Tag im Sommer den Baum noch einmal anschaut.“ Dann könne man immer noch entscheiden. CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus und Jutta Besta-Hecker (Bürger Union) sagten, dass man sich mit dem Schicksal des Baumes abfinden müsse. „Wir können diese Zeder nicht retten“, erklärte Besta-Hecker. Auch für die FDP stand fest, dass die Stadt handeln muss. Fraktionschefin Hannelore Hanning blickte in die Zukunft: „Es wird eine neue Zeder als Ersatz geben, und dann werden die Ratinger ihre Freude daran haben“, meinte die Politikerin.

Nun geht die Debatte um den Erhalt der alten Zeder in die nächste Runde.