Orgel spielen per Internet
Über den Computer kann von überall her in St. Peter und Paul die Orgel gespielt werden.
Ratingen. Und dann strahlt Ansgar Wallenhorst: „Natürlich, für einen Organisten ist das eine Herausforderung. Da muss man offen sein und sich umstellen, wenn man auf so einem Instrument spielen will“, sagt der Organist und Kantor der katholischen Kirche St. Peter und Paul.
Am Freitag, zum großen Orgelfest, wird der neue elektronische Konzertspieltisch der Kirchenorgel eingeweiht. Und der hat es in sich: Durch ein neues, netzwerkgestütztes Computersystem ist es erstmals möglich, jede einzelne der 2688 Pfeifen anzusteuern. „Das ermöglicht ganz neue Formen des Orgelspiels. Es können viel mehr Klänge erzeugt werden“, sagt Wallenhorst.
Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis der Förderverein Musica sacra die Kosten von 70 000 Euro für den neuen Konzertspieltisch durch Spenden, Aktionen oder Benefizkonzerte decken konnte. Benedikt Aufterbeck und Thomas Stöckl von der Firma Sinua haben die Technik entwickelt, mit der sich die Orgel wie ein Klavier spielen lässt.
„Es ist nun möglich, dem Instrument viele untypische Klänge zu entlocken. Auch schrägere Töne können gespielt werden“, sagt Orgelbauer Aufterbeck. Per Midi-Befehl errechnet der Computer, welche Pfeifen gespielt werden müssen. Diese werden dann per Magnet ein- und ausgeschaltet.
Damit aber nicht genug. Durch die Netzwerkunterstützung, die wie beim üblichen Internetanschluss per LAN-Kabel hergestellt wird, kann das Instrument nicht nur innerhalb der Kirche von mehreren Standorten (zum Beispiel sogar auf der Altarinsel oder auf einem Podest daneben) gespielt werden: Ab sofort können sich Musiker von jedem Ort der Welt in das System einloggen.
Das soll aber nicht heißen, dass die Kirchgänger von jetzt an weder Ansgar Wallenhorst noch andere Organisten zu Gesicht bekommen. „Wir benutzen das Ganze, damit unsere Gastmusiker den Klang vor ihren Auftritten schon einmal testen können“, sagt Wallenhorst.
Zu seinem ersten Einsatz kommt der Konzertspieltisch beim Orgelfest, das am Freitag beginnt. Nach der Patronatsmesse wird das Instrument geweiht, ehe um 20 Uhr der Franzose Olivier Latry erstmals vor Publikum die Finger auf die Tasten legen wird, um Stücke von Dupré, Vierne oder Stravinsky zu spielen. Auch Ansgar Wallenhorst wird musizieren. Am 2. Juli bringt er Klangvisionen von Bach, Schumann oder Liszt zu Gehör.