Schulleiter des KGL geht in Altersteilzeit: Ruheständler will viel lernen
Der Schulleiter des KGL geht in Altersteilzeit. Langweilig wird es ihm aber nicht.
Lintorf. Kreideflecken auf dem Jackett? Die findet man bei Detlev Lewen nur noch ganz selten. Der Schulleiter des Kopernikus-Gymnasiums (KGL) kommt kaum mehr mit dem weißen Staub in Kontakt — und bald gar nicht mehr: Zum Ende des Schuljahres geht Lewen, der nächste Woche 62 wird, in den Vorruhestand. 14 Jahre lang hat er die Geschicke des Kopernikus mitbestimmt, das Gymnasium durch schwere Zeiten geführt, sich mit zahllosen mehr oder weniger unsinnigen Reformen und Vorschriften „von oben“ herumschlagen müssen.
„Wie viele Tage es noch sind? Ich habe sie nicht gezählt — zu viel zu tun.“ Abiprüfungen, Stellenausschreibungen, Bewerbergespräche, Personal- und Stundenplanung fürs nächste Schuljahr — die letzten Arbeitstage sind mehr als voll. Überhaupt geht seit Jahren fast seine komplette Arbeitszeit drauf fürs Verwalten, Organisieren, Planen, Besprechen. . .
„In diesem Schuljahr unterrichte ich nur noch eine Klasse — vier Stunden Mathe.“ Dabei habe ihm der Unterricht immer sehr am Herzen gelegen. Das hat man gemerkt: „Lewen kann gut erklären. Da macht sogar Mathe Spaß — meistens“, erzählt ein Achtklässler-Trio auf dem Pausenhof.
„Verwaltung macht aber auch Spaß. Es ist schön, wenn man Dinge bewegen kann“, bricht Lewen auch eine Lanze für den Schulleiterjob. Allerdings sei die Belastung in den vergangenen Jahren immer größer geworden.
Ob Schulprofile, Kopfnoten, G 8-Abi — immer neue Vorschriften, Änderungen, Gesetze und Auflagen aus Düsseldorf machen das Schulleiterleben nicht einfacher: „Die Bezirksregierung ist oft sehr weit weg von der Basis und der alltäglichen Praxis. Die Schulen wollen einfach ihre Arbeit machen — und nicht davon abgehalten werden.“
An seinen ersten Tag am KGL am 19. Oktober 1998 erinnert sich Lewen noch genau. Damals hatte der damalige Stellvertreter Gunther Scheda Geburtstag. Die Schuldezernentin stellte Lewen dem Kollegium „als Geburtstagsgeschenk an Herrn Scheda“ vor: Er könne jetzt einen Großteil der Verantwortung wieder abgeben.
Kaum ein Jahr im Amt musste sich Lewen einer besonderen Herausforderung stellen. Im Sommer 1999 sollte die Schule wegen des völlig unzureichenden Brandschutzes geschlossen werden. In Krisensitzungen mit Bau- und Schulamt tüftelte Lewen an einer Sanierung im laufenden Betrieb.
Aus einem Jahr Bauzeit wurden drei, die Kosten stiegen von einer auf fünf Millionen Euro. „Die Aula war Baustofflager, der Bauzaun ging quer durch die Pausenhalle, überall hingen Kabel von der Decke“, erinnert sich Lewen. Es gab keinen „Tag der offenen Tür“ — und prompt die geringste Anmeldezahl aller Zeiten: 69 Schüler.
Apropos Schüler: Da hat Lewen rückblickend keinen Grund zum Klagen — im Gegenteil. „Die sind nett, engagiert, arbeitswillig. Wir hatten nie Probleme mit Schulschwänzern oder Drogen — auch wenn ich nicht ausschließen will, dass der eine oder andere damit was zu tun hatte.“ Lob hat er auch für die Eltern: „Die achten auf ihre Kinder, sehen sie aber nicht distanzlos.“
Dass ihm in der Altersteilzeit die Decke auf den Kopf fällt, fürchtet Lewen nicht: Er will unbedingt Spanisch lernen, weil sein Sohn eine Chilenin geheiratet hat. „Ich will doch verstehen, was mein Enkel plappert.“ Freunde haben ihn zu einem Golf-Probetraining überredet, außerdem steht ein halbjähriger Kochkurs auf dem Programm.