Orgel-Virtuosen laden zum Konzert ein
Seit 20 Jahren gibt es das „organistival“ in St. Peter und Paul, ein Treffen auf höchstem Niveau.
Ratingen. 110 Dezibel können der Lärm des nahen Flughafens sein. Oder eine Offenbarung. Zum Beispiel, wenn der dementsprechend wuchtige Ton der Seifert-Orgel in St. Peter und Paul entfleucht. „Wenn es Ihnen unmittelbar in der Nähe der Orgelpfeifen zu laut ist, setzen Sie sich einfach ins Seitenschiff“, rät Kantor Ansgar Wallenhorst. Und wird eine Synkope lang geradezu keck: Anders als im Kölner Dom sorge die hervorragende Akustik in Peter und Paul dafür, dass die Nuancen im Orgelspiel eben auch im Seitenschiff zu genießen seien.
Heute von 20 bis 24 Uhr können Orgel-Liebhaber diesen Sachverhalt selbst überprüfen. Was als „Trio für Nachteulen“ firmiert, ist ein Organistinnen-Treffen auf höchstem Niveau. In Ratingen geben sich die Ehre: die Titularorganistin der Hamburger Elbphilharmonie, Iveta Apkalna, Zuzana Ferjenciková, die für das Ratinger Orgelbuch die Auftragskomposition „Visionen des Johannes“ geschaffen hat und Vincent Dubois, Titularorganist, also Chef, in der Pariser Kathedrale Notre Dame. Auch beim 20. organistival, beim Jubiläumskonzert also, lautet die Devise: Der Eintritt ist frei. Hier treffen Spitzenmusiker auf ein ganz besonderes Instrument. Denn seit die Ratinger Orgel den computer-unterstützten Spieltisch besitzt, ist sie über das Orgeleinerlei weit hinaus gewachsen.
Gibt es anderswo einfach nur An oder Aus, einen im Klang unveränderbaren Pfeifenton , lässt sich das Ratinger Instrument beeinflussen, als säße jemand am Klavier. Mal forte, mal piano, Oder vibrierend, flirrend. Die drei Künstlerinnen reisen deshalb schon Tage vor dem Konzert an, um sich mit der Orgel beschäftigen zu können.
Natürlich geht es um Kirchenmusik. Daher hat auch die Sache mit den Nachteulen einen biblischen Bezug. Genauer: eine enge Verbindung zu Matthäus 6, Vers 26: „Schaut auf die Vögel des Himmels: sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“
Auf diese rhetorische Frage gründet Kantor Ansgar Wallenhorst mit dem Jahresmotto „Vögel des Himmels“ das Leitmotiv des musikalischen Schaffens an Peter & Paul in diesem Jahr, in allen Konzertreihen. Am Freitag wird das internationale Trio für Nachteulen den meditativen Bogen weit spannen - von der Vogelpredigt des Hl. Franziskus von Assisi bis zu Vogelstimmenvariationen in Klangwelten, die so nur in Peter und Paul geschaffen werden können.
Jeder der Solisten wird für etwa eine Stunde lang spielen. Und weil der ganz besondere Spieltisch in Ratingen mitten unter den Zuhörern steht, sind auch die Künstler nicht bloß ausführender Teil des Abends. Sie werden sich unter die Gäste mischen und mit ihnen über die Musik und ihre Verbindungen zum Glauben sprechen.