Park-Aktion der SPD erntet Kritik
Händler, Citykauf, Politik und auch Kunden sind verärgert über die Bestandsaufnahme in Parkhäusern. Baustellen blockierten die City.
Ratingen. Die erneute Such-Aktion der SPD nach freien Stellplätzen in Parkhäusern bringt Händler, Citykauf, Politik und auch Kunden auf die Palme. SPD-Fraktionschef Christian Wiglow hatte am vergangenen Samstagvormittag mit der Kamera eine Bestandsaufnahme in den Parkhäusern der Innenstadt gemacht: Viele Plätze waren leer. Die SPD kämpft gegen die geplante Tiefgarage unter dem Park am Beamtengässchen. Manuela Kessler, Chefin der Werbegemeinschaft City-Kauf, und Hilmar Loy, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes, sind „fassungslos“.
Kessler und Loy finden klare Worte: „Als hätte der stationäre Einzelhandel durch Amazon & Co. nicht schon genug zu kämpfen. Nein, jetzt setzt die SPD Ratingen mit ihrer Ignoranz — beziehungsweise mit der Behauptung, dass ausreichend Parkraum in der Innenstadt vorhanden sei — im so wichtigen Weihnachtsgeschäft noch einen oben drauf. Das ist gefährlich, schädlich, unerträglich — wir sind fassungslos, wie man sich derart beharrlich der Realität verweigern kann.“ Fakt sei, dass bereits 2010 das städtische Einzelhandelskonzept fordert, das Parkhaus Kirchgasse adäquat zu ersetzen. Bereits 2013 hätten über 120 Händler der Innenstadt im Rahmen einer Unterschriftenaktion eine dringend notwendige Verbesserung des Parkraumangebots gefordert. Und auch die IHK Düsseldorf habe 2014 eine „überdurchschnittliche Auslastung der Parkhäuser bescheinigt und auf sich weiter erhöhenden Parkdruck hingewiesen“.
Die drei größten Parkhäuser (Wallstraße, Angerstraße, Grabenstraße) seien, wie die SPD zu Recht festgestellt habe, voll gewesen. Das sei alles andere als neu, sondern normal an Samstagen. Das habe man schon 2014 und 2015 in Studien zur Auslastung der innerstädtischen Parkhäuser nachgewiesen. Als „völlig realitätsfremd“ bezeichnen Kessler und Loy die Annahme, dass „das Parkhaus an der Werdener Straße für mit Einkaufstaschen beladene Kunden in akzeptabler Entfernung liege“. Beim City-Kauf fragt man sich auch, ob die SPD „ernsthaft die aktuelle Baustellensituation in der südlichen Innenstadt ignoriert“. Von Düsseldorf kommend sei die Innenstadt momentan regelrecht abgeschottet, die Umleitungen seien unzureichend ausgeschildert, und die Verkehrsführung wechsele ständig: „Wundert es da, dass im zur Zeit fast nicht erreichbaren Hertie-Haus Parkplätze frei bleiben?“
Loy fragt: „Wie unseriös ist es vor diesem Hintergrund, ein Foto mit leeren Stellplätzen aus dem Hertie-Haus zur Stimmungsmache zu verwenden?“ Und: „Wenn die SPD tatsächlich den Ersatz der ehemals 200 Parkplätze an der Kirchgasse blockiert, darf sie sich des massiven Widerstands der Ratinger Händlerschaft weiterhin sicher sein.“ Gerold Fahr, stellvertretender CDU-Vorsitzender, und seit Jahr und Tag in Sachen Parkraum auf der Seite der Kaufmannschaft, nannte die Stellungnahme des City-Kaufs kurz und knapp: „Klasse, das nenn’ ich mal schlagfertig!“
Viele Kommentatoren auf Facebook stießen ins gleiche Horn und verwiesen auf die Baustellen. Ronald Aalbers, Inhaber eines Obst- und Gemüseladens: „Die Zufahrtsstraßen waren ja alle zu. Wenn die Tür zu ist, kommt man ja nicht rein.“ Guido Hellmann: „Es wird wohl jeder Autofahrer, der in letzter Zeit versucht hat, die Ratinger Innenstadt zu erreichen, bemerkt haben, dass sich ein Besuch mit dem Pkw als schwierig, manchmal auch unmöglich erweist.“
Daniela Schams: „Also ich fahre grundsätzlich mit dem Bus in die Stadt. Die Park-Situation ist unerträglich. Vor allem wenn es ums Einkaufen geht, möchte ich nicht erst durch die ganze Stadt laufen, um meinen Einkauf zu verstauen. (...) Ansonsten sind die Parkhäuser eng, dunkel, stickig und unübersichtlich.“