Karneval Drei Generationen Blaue Funken

Köln · Mit Jim Klinnert ist gerade die dritte Generation der Kölner Familie bei den Blauen Funken aktiv geworden. Der 23-jährige Student und Soldat ist im vergangenen Jahr als Rekrut dem Traditionskorps beigetreten, wo bereits sein Vater Thomas und sein Großvater Karl ihre karnevalistische Heimat gefunden haben.

Thomas, Karl und Jim Klinnert sowie Benedict Nießen (v.l.) vor dem Sachsenturm, dem Stammquartier der Blauen Funken.

Foto: step/Eppinger

Dabei wurde zunächst Thomas Klinnert 2002 bei den Blauen Funken aktiv, sein Vater Karl kam fünf Jahre später als damals 73-Jähriger zu den Blauen Funken. Zur jungen Generation gehört dort auch der 27-jährige Rechtsreferendar Benedict Nießen, der sich vor vier Jahren für die Kölner Funken Artillerie blau-weiß von 1870 entschieden hat.

„Bei mir hat sich 2002 ein lang ersehnter Wunsch erfüllt. Ich hatte durch einen Freund meines Vaters schon früh Kontakt zu den Blauen Funken. Das hat mich schon als Kind geprägt“, berichtet der frühere Korpskommandant Thomas Klinnert. „Auch mich haben diese Farben schon von klein auf begleitet. Ich war bei vielen Veranstaltungen dabei und habe meinen Vater und meinen Opa als Blaue Funken erlebt. So bekam ich Lust, in ihre Fußstapfen zu treten und mit ihnen durch die Säle zu ziehen“, erklärt Jim Klinnert.

Mit 73 Jahren wurde Karl Klinnert Mitglied bei den Blauen Funken

Sein Großvater Karl Klinnert hat ebenfalls schon lange vor seinem Eintritt Kontakt zum Traditionskorps gehabt: „Ein Jugendfreund von mir war bei den Blauen Funken. Aber zunächst hatte es finanziell und beruflich für mich noch nicht gepasst. Doch bei einem Sommerfest war es dann so weit, da habe ich meine Mitgliedschaft auf einem Bierdeckel unterschrieben und dann zu Hause alles gebeichtet“, sagt der heute 90-Jährige, der in seiner ersten Session direkt 100 Prozent der zahlreichen Auftritte absolviert hat.

Ganz klassisch kam Benedict Nießen zum Kölner Traditionskorps: „2017 wurde ich von Freunden gefragt, ob ich als Kamellejung für den Senatswagen im Rosenmontagszug dabei sein möchte. Danach ging es in den Sachsenturm. So habe ich die Blauen Funken gut kennengelernt, war mehrere Jahre als Helfer beim Zug dabei und habe mich dann 2021 dazu entschieden, selbst aktiv zu werden.“

Über Freunde und Bekannte bei den Blauen Funken kommen viele Interessierte zur traditionsreichen Karnevalsgesellschaft, die auf mehr als 150 Jahre Geschichte zurückblicken kann. „Zunächst gibt es einen Kennenlernabend, bei dem sich sowohl die Gesellschaft als auch der Kandidat vorstellen. Dort sagen wir dann auch, was wir von unseren Aktiven erwarten. Die Blauen Funken leben von der Präsenz und dem Engagement ihrer Mitglieder, was auch für die Zeit über das Jahr gilt. Da geht es um Kameradschaft und auch um den Korpsgeist. Dann müssen sich die Neuen ihre Uniform beschaffen, was aktuell leider auch schon mal aufgrund von Lieferengpässen etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Für diese Anschaffung muss man insgesamt mit etwa 4500 Euro rechnen. Dafür ist dann zum Beispiel der Waffenrock auch maßgeschneidert“, erklärt Thomas Klinnert.

Regelmäßige Treffen jenseits der Session gibt es zum Beispiel bei den Korpsappellen im Sachsenturm, beim Sommerfest oder bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten wie der Teilnahme beim Drachenbootrennen oder beim Traditionscup, einem Fußballturnier. „Ab September beginnt dann das Tanztraining für den Funkentanz. Das umfasst zehn Tanzabende sowie den Abschlussball und ist Voraussetzung für die bis zu 70 Bühnenauftritte in der Session“, erklärt Klinnert.

„Das Interesse von Freunden und alten Schulkameraden ist groß, seitdem ich bei den Blauen Funken bin. Sie sind neugierig, was bei uns im Korps passiert und wollen wissen, was es bedeutet, mit den Blauen Funken unterwegs zu sein. Angesagt sind da natürlich auch Veranstaltungen wie unsere ‚blu/white‘-Party im Bootshaus. Die kommt gerade bei den Jüngeren sehr gut an. Aber auch meinem Opa hat es dort gut gefallen, er war einer der Letzten, die die Party verlassen haben“, sagt Jim Klinnert, der in München studiert und der für die Wochenenden im Karneval immer extra anreist.

„Es macht einfach Spaß, mit den Jungs unterwegs zu sein. Jeder lernt so jeden kennen. Da spielen das Alter oder die gesellschaftliche Herkunft keine Rolle. Dieser bunte Mix macht die Blauen Funken aus und das stößt auch bei meinen Freunden auf reges Interesse. Die wollen dann mehr wissen vom Innenleben des Traditionskorps, das man von außen so nicht mitbekommt“, sagt Benedict Nießen.

„Das generationenübergreifende Miteinander ist bei uns sehr erfrischend und ist auch unser Markenzeichen als sympathisches Traditionskorps. Das macht den Funken-Spirit aus und zeigt sich auch bei den Uniformen, deren kleine Unterschiede nur Insider erkennen können. Nach außen treten wir alle gleich auf. Anders als bei manch anderen Korps tragen bei uns auch alle während der zweijährigen Probezeit schon Uniform. So entsteht schnell ein guter Kontakt mit den Kameraden“, berichtet Thomas Klinnert.

Das erfahren die Mitglieder des aktiven Korps auch immer wieder, wenn sie in der Stadt unterwegs sind: „Die Reaktionen der Leute sind überwiegend freundlich und interessiert. Das merke ich schon, wenn ich vor meiner Haustür in Uniform auf das Taxi warte“, sagt Thomas Klinnert. „Wenn man in der Altstadt unterwegs ist oder wenn man mal bei einer Tour in einer Kneipe oder im Brauhaus Pause macht, wird man gegrüßt und die Menschen wünschen einem viel Spaß. Das gilt auch für die Gleichaltrigen. Das Interesse an der Uniform und den Blauen Funken ist immer groß“, ergänzt Nießen.