Interview „Das ist die Session unseres Lebens“

Köln · In der großen Jubiläumssession des Reiterkorps Jan von Werth haben Christian und Verena Bergsch als Traditionspaar die Rollen des Reitergenerals Jan und der Marktfrau Griet übernommen und absolvieren mehr als 100 Termine in Köln und der Region.

Christian und Verena Bergsch haben die Rollen von Jan und Griet übernommen.

Foto: step/Eppinger

Das Ehepaar arbeitet in den beiden eigenen Handwerksunternehmen und in ihrer Eventfirma. Wir haben beide bei einem Auftritt in einer Kita in Frechen-Königsdorf getroffen.

Wie fällt die bisherige Bilanz Ihrer Session als „Jan und Griet“ aus?

Verena Bergsch: Die Session hat bislang alle unsere Erwartungen übertroffen. Wir wurden schon früh im November proklamiert und hatten dann im Anschluss ein ziemlich volles Programm. Auch über Weihnachten gab es viele Aktivitäten mit dem Verein und seit dem 1. Januar sind wir nonstop unterwegs. In den acht Wochen haben wir etwa 110 Termine und gerade einmal sechs freie Tage. Aber es macht uns beiden auch viel Spaß und versuchen, alles zu realisieren, was irgendwie möglich ist. Dafür bekommen wir ein tolles Feedback und werden von unserer Gesellschaft durch die Session getragen. Das ist für uns beide die Session unseres Lebens und das auch noch zum 100-jährigen Bestehen des Reiterkorps.

Gab es Highlights, die besonders in Erinnerung geblieben sind?

Verena Bergsch: Da etwas herauszugreifen, würde mir schwerfallen. Man erlebt so viele unterschiedliche Facetten des Karnevals und alle Arten von Veranstaltungen. Das reicht von den Sitzungen der Traditionskorps und der kleinen Gesellschaften bis zu den Besuchen in Kitas, Altenheimen und Krankenhäusern. Da gehen wir in den Kliniken auch schon mal auf die Krankenzimmer und begegnen Menschen, denen es gerade ziemlich schlecht geht, da die Genesung nicht wie erhofft voranschreitet. Aber wenn sie uns sehen, keimt bei vielen auch wieder die Hoffnung auf, dass sie zumindest bis Rosenmontag so fit sind, dass sie den Zoch wieder vom Straßenrand anschauen können. Schön sind für uns daher auch immer die kleineren Auftritte, wenn wir nur mit unserer Equipe unterwegs sind.

Christian Bergsch: In Erinnerung bleiben bei mir sicher auch die Auswärtsspiele. So hatten wir gerade zwei Auftritte im Sauerland, wo wir mit drei großen Bussen angereist sind. Das sind Menschen, die sich seit Jahren auf so einen Besuch freuen und die dann mit der großen Masse an Karnevalisten aus Köln erst einmal zurechtkommen müssen, weil wir mit dem kompletten Korps und der Kapelle fast ihre Bühnen sprengen. Aber die Stimmung im Sauerland war der Wahnsinn. Die Art Karneval zu feiern, ist dort ein bisschen anders. Da stehen die Tanzgarden mehr im Mittelpunkt und es gibt eine direkte Verbindung zu den Schützen. Toll war auch ein Auftritt in Düsseldorf, wo wir mit verschiedenen Dreigestirnen und Prinzenpaaren aus der Region gemeinsam auf der Bühne gestanden sind. Auch hier war es schön, zu sehen, wie vielfältig Karneval sein kann.

Wie ist der Kontakt zum Kölner Dreigestirn?

Verena Bergsch: Der ist sehr herzlich und wir freuen uns immer, die drei zu treffen. Wir haben wirklich ein tolles Dreigestirn. Gerade waren wir mit der Stattgarde gemeinsam unterwegs, wo Prinz, Bauer und Jungfrau ihre Heimat haben. Großartig war auch der gemeinsame Einzug mit dem Dreigestirn und unserem Reiterkorps bei der Lachenden Arena in Deutz. Als wir beide vom Prinz Rene I. dort angekündigt worden sind, war das für uns ein echter Gänsehautmoment.

Wie sieht bei Ihnen ein Tag in der Session aus?

Christian Bergsch: Heute hatten wir einen ziemlich frühen Termin, daher war ich schon um 7 Uhr im eigenen Unternehmen, um zu arbeiten. Meine Frau hat derweil unsere beiden Kinder auf den Weg in Richtung Kita und Schule gebracht. Normalerweise nutzen wir den Vormittag, um zu arbeiten und auch um unsere Auftritte am späten Nachmittag und am Abend zu organisieren. Da müssen unsere Ornate auf Vordermann gebracht, Bilder bereitgelegt und Äpfel für Griets Korb nachgeladen werden. Den Mittag und frühen Nachmittag nutzen wir oft, um mit den Kindern zusammen zu sein, bevor es dann wieder losgeht und die ersten Auftritte anstehen. Am Wochenende sind wir meist komplett unterwegs und sehen die beiden dann nur ein paar Stunden. Da sind wir sehr dankbar, dass uns die Verwandtschaft und Nachbarn unterstützen.

Wie haben Ihre beiden Kinder reagiert, als sie die Rollen im Traditionspaar übernommen haben?

Verena Bergsch: Unser Sohn und unsere Tochter haben sich mit uns gefreut und unterstützen uns, wenn wir wie am Samstag mal 16 Stunden am Stück unterwegs sind. Die beiden können auch schon längst unsere Rede und auch das Motto auswendig.

Wie halten die Ornate 16-Stunden-Tage aus?

Christian Bergsch: Die Uniform muss man perfekt aufhängen und gut lüften. Die weißen Garnituren kann man austauschen. Diese waschen und stärken wir selbst, da wir keine Zeit haben, sie in die Reinigung zu bringen. Und auch meine Hose ist schnell gewaschen und getrocknet. Insofern gibt es keinerlei Probleme mit unseren Ornaten.

Wie kam es zur Entscheidung, als Jan und Griet durch Köln zu ziehen?

Christian Bergsch: Den Plan gab es schon sehr lange. Die ersten Überlegungen liegen sicher zehn Jahre zurück. Wir wollten das irgendwann einmal machen. Dann kamen aber auch unsere Kinder, die heute sechs und zehn Jahre alt sind. Letztlich ist unsere Gesellschaft im Jubiläumsjahr an uns herangetreten, auch weil wir beide intensive Erfahrungen mit dem Reiterkorps haben. Ich bin seit gut 15 Jahren dabei und war sechs Jahre lang als Tanzoffizier aktiv. Meine Frau gehört seit knapp vier Jahren zur Korpskapelle und kann so viel Bühnenerfahrung vorweisen.

Wie anstrengend sind die Tage jetzt für Sie beide?

Verena Bergsch: So ein 16-Stunden-Tag mit gerade einmal fünf Stunden Schlaf ist schon ziemlich anstrengend für uns beide. Da muss man schauen, dass man sich schnell und effektiv regeneriert. Das ist eine echte Herausforderung.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Verena Bergsch: Wir haben zwar beide Bühnenerfahrung, aber das Mikro in der Hand halten und eine Rede halten, war dann doch neu für uns beide. Daher haben wir uns mit dem Büttenredner Jörg Runge und einem Vereinsmitglied vorab professionelle Hilfe für die Bühne geholt. Die ersten Vorbereitungen sind schon im Mai 2024 gestartet.

Wie laufen die Vorbereitung für das Historische Spiel an Weiberfastnacht an der Severinstorburg?

Christian Bergsch: Da sind wir sehr froh, dass das Ganze von einem kleinen Kreis im Verein komplett vorbereitet und organisiert wird. Dahinter steckt eine sehr große Logistik. Wir müssen nur unsere Texte lernen und regelmäßig zu den Proben kommen. Neu ist in diesem Jahr, dass der Umzug in der Altstadt startet und dann am Chlodwigplatz endet, wo danach das Historische Spiel beginnt. So können auch die Leute, die im Zug mitgehen, sich das Spiel anschauen. Das Spiel ist sehr stark auf uns und unsere Berufe zugeschnitten. Auch unsere beiden Kinder sind vor Ort aktiv dabei.