Karneval Eine Spange für den Rosenmontagszug
Köln · Der Kölner Rosenmontagszug mit seinen rund 12.500 Teilnehmern zählt zu den größten Veranstaltungen seiner Art in Deutschland. Mehr als 3,5 Millionen Euro investieren die Karnevalisten im Festkomitee jedes Jahr in ihren Zug - Tendenz massiv steigend.
Insbesondere die Kosten für die Sicherheit der Menschen im und am Zug sind regelrecht explodiert - auch weil sich die Sicherheitslage nach den Anschlägen in Magdeburg, Aschaffenburg und zuletzt in München nicht gerade entspannt hat. So kommen in diesem Jahr 400 private Sicherheitskräfte und Absperrungen auf einer Länge von 12,5 Kilometern zum Einsatz. Dazu gesellen sich die stetig steigenden Kosten für den Servicebereich wie Tribünen und Sanitäranlagen.
Die Spangen sollen bei
der Finanzierung mithelfen
Aus diesen Gründen wird der Zoch laut Festkomitee schon seit Langem querfinanziert. Werbung an Rosenmontag oder gar Eintritt zum Zugweg will man dagegen unbedingt vermeiden. Eingespart wird bereits an verschiedenen Stellen wie bei der Zahl der Persiflagewagen, die um fünf Wagen reduziert wurde. Diese hat man in Festwagen umgebaut und teilweise an Karnevalsgesellschaften vermietet. Ein Persiflagewagen, die Friedenstaube, wurde neu gestaltet, aber nicht neu gebaut, sodass an Rosenmontag insgesamt 19 neue Persiflagen zu sehen sein werden. Zwei davon werden erst kurz vor Zugbeginn präsentiert, auch um nach der Wahl am 23. Februar möglichst aktuell zu sein.
Der Blick der Kölner Karnevalisten fällt zudem auf andere Städte wie Basel, wo zur Fasnacht „Blaggedde“ in verschiedenen Ausführungen verkauft werden, deren Erlös dem jecken Treiben zugutekommt. So gibt es in Köln in diesem Jahr erstmals die Rosenmontagszug-Spange, mit der Zuschauer aus Köln und von außerhalb ihre Verbundenheit mit dem Zoch zeigen können. Der Erlös fließt hier komplett in die Finanzierung des Rosenmontagszuges. Erhältlich sind die Spangen ab sofort online beim Festkomitee und bei mobilen Verkaufsteams an der Zugstrecke. Angeboten werden die Varianten Bronze (10 Euro), Silber (25 Euro) und Gold (50 Euro).
Am Maarweg hat der neue Zugleiter Marc Michelske auch die Entwürfe für die Persiflagen vorgestellt, bei denen sich ganz gemäß dem Sessionsmotto die Liebe als roter Faden durchzieht. Unter „Liebe Deine Stadt“ fällt zum Beispiel der Blick auf die ewigen und extrem kostenintensiven Kulturbaustellen wie bei der Oper oder dem MiQua in Köln, die schwer auf den Schultern der Bürger lasten. Von „Liebe Deine Stadt“ kann auch bei den Müllbergen zum Beispiel am Aachener Weiher oder rund um den Dom nicht die Rede sein.
Zu sehen ist im Zoch Königin Henriette Reker, die „Bye Bye My Love“ von den Bläck Fööss aus ihrem OB-Amt verabschiedet wird. Auf der langen Schärpe ihres Hermelinmantels finden sich, die in ihrer Amtszeit unerledigten Themen und Probleme der Stadt. Als Bildungslotterie sehen die Jecken die Art und Weise, wie in Köln Kita- und Schulplätze vergeben werden. Drastisch wird das Scheitern der Verkehrswende dargestellt, wenn eine KVB-Bahn in einem Hintern feststeckt.
National fragt man sich, wie die jecken Kölner trotz des Karnevals die Bundestagswahl bewältigen können. Gezeigt wird ein total übernächtigter Jeck, der trotzdem pflichtbewusst an der Urne seine Stimme abgibt. Gemeinsam im Zug unterwegs sind die Chefinnen der AfD und des BSW, die „Liebesgrüße aus Moskau“ überbringen. Auch die schwierigen Hinterlassenschaften der Boomer an die junge Generation Z werden im Zoch zum Thema gemacht. Dazu kommt die chaotische Migrationsdebatte in der EU, die alle am liebsten alle Asylbewerber inklusive der Einreisebehörde auf eine einsame, weit entfernte Insel, das „EU Love Island“, abschieben würde.
Unter dem Titel „Jesus liebt Dich“ blicken die Karnevalisten außerdem auf die Missbrauchsskandale in der Kirche, die weltweit ein Dauerthema sind und deren Aufklärung stetig behindert wird. Dabei sollte die Liebe von Jesus eigentlich für die Kirche als Zufluchtsort stehen. Symbolisiert wird dies mit Regenbogenkostümen auf dem Wagen. „Liebesentzug“ gibt es dagegen bei der Bahn, wo Fahrgäste so lange warten müssen, bis nur noch das Skelett übrig bleibt.
Unterwegs sind auch internationale Figuren wie Elon Musk, der mit seiner Sandkastenliebe Alice Weidel spielt. Hoffnung gibt die Friedenstaube, die das Pendel der Gewalt in Nahost zumindest im Traum mit ihrem Herzen stoppen kann. Auch der Herzhammer vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj, der den Autokraten Putin in den Boden stampft, dürfte in die Welt der Träume gehören. Dagegen ist ein brutaler Narzisst wie Donald Trump, der in seinen Wahnvorstellungen Miss Liberty und Justitia an die Kette legt und mit der Welt spielt, leider bittere Realität.
An den Start geht auf Einladung des Festkomitees außerdem ein Wagen der Initiative “Arsch huh” , der unter dem Motto “Arsch huh für Demokratie” unterwegs sein wird. Zu den Mitfahrenden gehören unter anderem Vertreter von Brings, von den Höhnern und von Miljö sowie Jürgen Becker und Carolin Kebekus.