Ausstellung Ein Besuch auf dem Bug der Titanic

Köln · Wo früher in Ehrenfeld an der Oskar-Jäger-Straße Autos verkauft wurden, ist seit zwei Jahren ein kulturelles Ausstellungszentrum entstanden. Zu sehen waren in der 2000 Quadratmeter großen Halle bereits die Welt des Streetart-Künstlers Banksy und die Schau „Körperwelten“, die insgesamt 300.000 Besucher anzogen.

Premierengast Sarah Engel nahm den berühmten Platz am Bug der Titanic ein.

Foto: step/Eppinger

Jetzt hat dort die Ausstellung „Titanic - eine immersive Reise“ ihre Pforten eröffnet. Zur Premiere am Donnerstagabend kamen auch zahlreiche prominente Gäste wie die Schauspieler Suri Abbassi und Riccardo Angelini, die Moderatorin Aleksandra Bechtel und die Sängerin Sarah Engels.

„Wir haben in Köln lange mithilfe von Stadtmarketing nach einem Ort gesucht, wo wir die Banksy-Schau präsentieren können. Das ehemalige Autohaus war einmalig nur für dieses Event eingeplant worden. Wir hätten damals nicht daran gedacht, dass wir heute hier schon die dritte Ausstellung eröffnen können“, sagt Oliver Forster vom Veranstalter Cofo Entertainment über den Ort, der nach der kulturellen Zwischennutzung zu einem mit der Nachbarschaft gut vernetzten Bürocampus weiterentwickelt werden soll.

Blick auf die Schicksale der Passagiere auf der Titanic

Die aktuelle Ausstellung zur Titanic nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise zum damals größten Passagierschiff der Welt, das am 10. April 1912 in Southampton zu seiner Jungfernfahrt ablegte und das nur vier Tage später nach der Kollision mit einem Eisberg unterging und 1500 Passagiere mit in den Tod nahm. In Ehrenfeld können die Besucher über die Gangway an Bord gehen und dort den Luxus mit nachgebauten Räumen, 300 Artefakten, die vom Schwesterschiff Olympic stammen, sowie moderner Projektionstechnik erleben.

Auch der Untergang des Linienschiffs, das seine Passagiere nach New York bringen sollte, wird mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beleuchtet und erklärt. So können die Gäste im „Krähennest“ die Kollision erleben und in einem nachgebauten Rettungsboot die dramatische Situation der geretteten 700 Passagiere nachvollziehen.

Insgesamt waren 18 Menschen aus Deutschland oder mit deutschen Wurzeln auf dem Schiff. Zwölf reisten als Passagiere mit, sechs waren Crewmitglieder. Unter den Gästen in der ersten Klasse war auch Alfred Nourney als Spross einer wohlhabenden Kölner Weinhändlerfamilie, der sich allerdings an Bord als Baron Alfred von Drachstedt ausgab, um unauffällig von den turbulenten Ereignissen in seiner Heimatstadt Köln fliehen zu können, wo er eine außereheliche Schwangerschaft zu verantworten hatte.

Dazu kommt zum Beispiel Pater Joseph, ein Benediktinermönch aus Bayern, der eine neue Klosterschule in Minnesota unterstützen sollte. Anders als der Kölner Lügenbaron, der nur auf seinen eigenen Vorteil aus war, leistete der Geistliche den Passagieren in der Not Beistand und verzichtete zugunsten seiner Mitreisenden auf einen Platz in einem der wenigen Rettungsboote, die zur Titanic gehörten. Dafür musste er mit seinem Leben bezahlen.

Ein besonderer Passagier war auch der kleine weiße Stoffteddy „Polar“ aus dem Hause Steiff, der den sechsjährigen Douglas Spedden auf der Reise begleitete und der wie der kleine Junge gerettet wurde. Damit ihr Sohn die dramatischen Ereignisse besser verarbeiten konnte, schrieb Daisy Spedden eine Geschichte, welche die Ereignisse aus der Sicht des Bären erzählt.

Aus dem heutigen Düsseldorfer Stadtteil Benrath stammt der moderne Schwimmkran, der beim Bau der Titanic in der Harland & Wolff-Werft in Belfast zum Einsatz kam. Aus Deutschland kamen auch die fünf Klaviere auf der Titanic, die von Steinway & Sons hergestellt worden waren. Dazu kamen in den Bädern und Toiletten Fließen von der Mettlacher Firma Villeroy & Boch sowie Sportgeräte im Gymnastikraum, die die Wiesbadener Firma Rossel & Schwarz geliefert hatte.

Service: „Titanic - eine immersive Reise“, Oskar-Jäher-Straße 99, Köln; Öffnungszeiten: Mo-Mi sowie So und Feiertage 10-18, Do-Sa 10-20 Uhr; Zeitfenster-Tickets gibt es ab 26 Euro für Erwachsene. Kinder und Jugendliche von 7-15 Jahren zahlen 18 bzw. 20 Euro. Eine Reise mit einer VR-Brille zum Wrack der Titanic muss extra gezahlt werden. 30.000 Tickets wurden bereits im Vorverkauf gebucht.