Karneval Eierlikörflut beim Kölner Dreigestirn
Köln · Manchmal kann eine kleine Nachricht auch zum Selbstläufer werden. Das merkt gerade auch das Dreigestirn: „Bei uns in der Stattgarde ist Eierlikör beliebt, daher haben wir das Getränk auch als Dreigestirn gerne dabei.
Als das bekannt wurde, haben wir unfassbar viel Eierlikör geschenkt bekommen. Wir könnten damit schon fast einen Großhandel aufmachen”, berichtet Hendrik Ermen als Jungfrau Marlis bei der Halbzeitbilanz in der Hofburg. Eine kleine Auswahl haben die drei als Anschauungsmaterial mitgebracht. „Aktuell sind wir sehr gut versorgt, daher brauchen wir keinen Nachschub.“
Und es sind nicht die einzigen Geschenke, die das Trio bekommt. „Da ich mir Namen nur schlecht merken kann, sind bei mir alle Leute Hasen. Das gilt für Katarina Barley als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments genauso wie für den 90-jährigen Funk. Als Dank gab es da auch schon mal Hasenohren zum Aufziehen. Dazu kam als Ersatz für meinen echten Dackel ein Stofftier, das mich immer begleiten kann“, freut sich Marlis.
Dreigestirn: Ein Tag ohne
Uhren, aber mit vielen Terminen
Derweil schildert Prinz René, wie ein typischer Tag beim Dreigestirn auszieht: „Dank der guten Betreuung durch unsere Equipe kommt es schon mal vor, dass wir die Zeit und den Tag komplett vergessen. Wir tragen ja auch keine Uhren. In der Regel stehen wir zum Frühstück gegen 10 Uhr auf, dann geht es in die Maske und ab 11 oder 12 Uhr sind wir unterwegs. Dabei geht es vom Seniorenheim oder dem Krankenhaus auch mal nahtlos zur Mädchensitzung ins Sartory oder am Wochenende in die Arena.“ Insgesamt hat das Dreigestirn in der Session 438 Termine. Der Rekord liegt bei 18 an einem Tag.
Sehr am Herzen liegen dem Prinzen die sozialen Termine. „Die machen für mich den Karneval aus und werden besonders in Erinnerung bleiben. Es ist unglaublich, welche Strahlkraft hier das Ornat hat. Das war auch im Hospiz so, wo wir Menschen, die auf ihrem letzten Weg sind, noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Am Ende haben wir das Hospiz glücklich verlassen und bewundern dort sehr die Mitarbeiter und ihr Engagement für die Menschen. Vielleicht werden wir die eine oder andere Sitzung in den großen Sälen vergessen haben, aber ein Besuch wie in der Bahnhofsmission sicher nicht“, sagt René Klöver, der mit dem bisherigen Verlauf der Session rundum zufrieden ist.
Auch Bauer Michael zeigt sich begeistert, von der Wirkung der Figuren und des Ornats auf die Menschen in der Stadt: „Das war schon so, bevor wir das Ornat überhaupt angezogen hatten. Wenn man da in ein Café gegangen ist oder in der Apotheke war, war immer zu hören, da kommt der Bauer. Das hätte ich so nicht erwartet. Natürlich sind umgekehrt die Erwartungen an uns sehr groß. Wir stehen im Rampenlicht und haben damit eine große Verantwortung.“
Besonders liebt Michael Samm den direkten Kontakt zu den Jecken im Foyer oder bei der Ankunft der Autos. „Da hat man dann einen sehr intensiven Austausch. Es ist toll, wie glücklich man Menschen mit einem Selfie machen kann. Auch die Reaktionen, wenn wir Pause machen und zum Essen in eine Kneipe gehen, sind großartig. Da lassen die Leute auch schon mal in der Überraschung die Gabel fallen und freuen sich, wenn Marlis zum Spaß zum Kassieren an den Tisch kommt. Das ist für mich der echte Karneval.“
In großer Begeisterung schwelgt gerade auch die Gesellschaft des Dreigestirns, die Stattgarde. „Diese junge Gesellschaft ist sehr stolz, dass sie es schon geschafft hat, das Dreigestirn zu stellen. Wenn wir unsere Mitglieder bei Auftritten treffen, blicken wir immer in strahlende Gesichter. Mit uns ist die Stattgarde selbst zum Dreigestirn geworden und ganz Köln ist stolz auf diese Gesellschaft.“
Jetzt kurz vor der Bundestagswahl ist auch das Dreigestirn politisch. „Wir positionieren uns da eindeutig und werden das auch weiter tun. Das ist gerade für uns als queere Menschen bei den aktuellen Entwicklungen sehr wichtig. Aber unsere Aufgabe ist es, auch Frohsinn zu verbreiten und eine Karnevalssitzung nicht zur Wahlkampfveranstaltung zu machen. Da muss man immer die richtige Balance finden“, sagt Marlis, die als Jungfrau genauso wie Prinz und Bauer per Briefwahl ihre Stimmen abgeben wird.
Dass an Aschermittwoch alles vorbei ist, bereitet Prinz, Bauer und Jungfrau kein Kopfzerbrechen: „Damit haben wir uns vorab beschäftigt und ich freue mich durchaus, wenn ich am 5. März wieder in meinen normalen Alltag zurückkehren kann. Dann steht das nächste Dreigestirn in den Startlöchern, dass wir natürlich voll unterstützen werden“, sagt der Prinz. „Wir werden uns dann wieder in der Stattgarde einreihen und unsere angestammten Positionen im Karneval beziehen“, erklärt Bauer Michael.