Interview Kölner Filmemacher inszeniert in Albanien erfolgreichen Blockbuster

Köln · Der Film „Troubleshooters“ vom Kölner Regisseur Nico Zavelberg, der zehn Jahre für die RTL-Actionserie „Alarm für Cobra 11“ gearbeitet hat, startet gerade in ausgewählten deutschen Kinos. Es handelt sich um eine albanische Actionkomödie, komplett finanziert aus privaten Mitteln.

Regisseur Nico Zavelberg ist gebürtiger Kölner. Zehn Jahre arbeitete er für die Serie „Alarm für Cobra 11“.

Foto: RTL/Guido Engels

Der Film ist ein Riesenhit in Albanien und bringt dort lokale Topstars wie den Rapper Noizy vor die Kamera. Wir haben mit Nico Zavelberg gesprochen.

Wie sind Sie zu ihrem Beruf als Regisseur gekommen?

Nico Zavelberg: Ich hatte schon vor dem Abi den Wunsch, Regie zu studieren. Meine ersten Erfahrungen kamen über die Fotografie und das Drehen von Kurzfilmen. Um sich für ein Studium an renommierten Hochschulen bewerben zu können, muss man Erfahrungen in der Branche nachweisen. Die habe ich durch Praktika nach dem Abitur gesammelt und wurde dann schnell Regieassistent, unter anderem bei „Alarm für Cobra 11“. Den Job habe ich für zwei, drei Jahre gemacht. Kurz bevor ich mich für mein Regiestudium bewerben wollte, habe ich in München für eine Soap gearbeitet und da erkrankte plötzlich der Regisseur. Ich habe den Job übernommen und bin so ganz ohne Studium in den Beruf reingestolpert.

Sie waren auch lange als Regisseur bei der RTL-Actionserie „Alarm für Cobra 11“ tätig?

Zavelberg: Auch das hatte mit der Soap zu tun. Die Produktionsfirma Action Concept und RTL hatten für die Daily Action-Serie “112 - Sie retten Dein Leben” einen Regisseur mit den entsprechenden Erfahrungen gesucht und bei mir nachgefragt. Nach etwa 50 Folgen und kam dann das Angebot, die Regie bei „Alarm für Cobra 11“ zu übernehmen. Das habe ich mit großer Leidenschaft etwa zehn Jahre gemacht und dabei viel Erfahrung bei Stunts und Actionszenen gesammelt. Für die letzte Folge unter meiner Regie habe ich dann auch das Drehbuch geschrieben.

Warum haben Sie bei „Alarm für Cobra 11“ aufgehört?

Zavelberg: Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich etwas Neues machen wollte, um mich in meinem Beruf weiterzuentwickeln. Irgendwann hat man jedes Auto einmal explodieren lassen und jede Schießerei gesehen. Es gab auch viele Anfragen für andere Produktionen, die ich aber immer ablehnen musste, da ich durch die Arbeit für „ Alarm für Cobra 11“ komplett ausgebucht war. So bin ich zu anderen Krimiformaten wie „Heldt“, „Notruf Hafenkante“ oder „Blutige Anfänger“ gekommen. Dazu kam die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Produzenten von „Alarm für Cobra 11“, Stefan Retzbach, mit dem ich begann eigene Geschichten für Drehbücher zu entwickeln. Mit dem Ziel, nicht mehr nur fremde Bücher zu inszenieren, sondern auch die eigenen Stoffe zu verfilmen.

Das ist Ihnen dann bei der albanischen Actionkomödie „Troubleshooters“ erstmals gelungen. Wie kam der Kontakt zustande?

Zavelberg: Wir hatten vor vielen Jahren eine 90-minütige Auftaktfolge für eine neue Staffel von „Alarm für Cobra 11“ teilweise in Albanien gedreht. Die Drehorte haben mich dort sehr beeindruckt - das gilt besonders für die Hauptstadt Tirana. Vor Ort habe ich die lokalen Produzenten kennengelernt, die unsere Dreharbeiten vorbereitet haben. Die albanischen Kollegen waren von meiner Arbeit an „Alarm für Cobra 11“ und insbesondere von der dabei inszenierten Action sehr beeindruckt und so sind gute Kontakte in das Land entstanden. Die öffentlichen Gelder für Filmproduktionen sind in Albanien allerdings recht knapp. Deshalb sind die meisten albanischen Filme auch eher Arthouse-Filme oder Komödien, große Actionfilme existieren dort nicht. 4

Daraus ist dann letztlich die Idee zur Actionkomödie entstanden?

Zavelberg: Es hat einige Jahre gedauert, bis das entsprechende Budget da war und es bei mir auch terminlich gepasst hat. Aber unser Ziel war es, einen echten Blockbuster für das albanische Publikum zu machen, und zwar auch für die albanische Community im Ausland. Dann ging plötzlich alles sehr schnell, denn es gab Investoren für den Film. Das Drehbuch haben Stefan und ich in knapp zwei Monaten geschrieben und kurz darauf wurde dann auch schon gedreht. So läuft unser Film jetzt in insgesamt 13 Ländern, jeweils auf Albanisch und mit Untertiteln. Auch in Deutschland kommt der Film in die Kinos. In Köln und der Region wird er Anfang Februar in den Cineplexx-Kinos zu sehen sein.

Worum geht es im Film?

Zavelberg: Es geht um zwei Freunde, einen Friseur und einen Taxifahrer, die beide ihren Job verlieren. Als sie plötzlich mittellos dastehen, erinnern sie sich an ihren Kindheitstraum: die ersten Privatdetektive Albaniens zu werden - denn Privatdetektive gibt es in Albanien nicht. Sie leihen sich Geld von einem dubiosen Kredithai und gründen ihre eigene Detektei, stolpern jedoch von einem Desaster ins nächste. Als Underdogs aus der Unterschicht müssen sie nun undercover in der Welt der Reichen ermitteln. Das Ganze hat einen sozialkritischen Hintergrund, der Film behandelt die Kluft zwischen Arm und Reich, was in Albanien besonders relevant ist, da es dort kaum eine Mittelschicht gibt. Die großen Städte haben sich stark urbanisiert, während die Mietpreise explodieren und sich die Unterschicht kaum noch Wohnungen leisten kann.

Vor der Kamera standen interessante Hauptdarsteller?

Zavelberg: Mit Noizy hat einer der bekanntesten Rapper des Balkans eine der beiden Hauptrollen übernommen. Er ist in Albanien ein absoluter Superstar, der sich nur mit Bodyguards auf der Straße bewegen kann. Das ist mit Taylor Swift oder in Deutschland mit Helene Fischer vergleichbar. Jeder kennt diesen Musiker, egal ob er 16 oder 80 ist. Bei uns hatte er seine erste Rolle als Schauspieler und das auch noch ganz untypisch als Friseur, der zum naiven Privatdetektiv wird. Dabei hat er enormes Talent bewiesen und gezeigt, dass ihm Komödie liegt. Der zweite Hauptdarsteller Blerim Destani ist in Albanien ebenfalls ein Star und auch in Deutschland kein unbekanntes Gesicht. Er ist Deutsch-Albaner und spielte damals bereits in der Albanien-Episode von „Alarm für Cobra 11“ den Bösewicht. Selbst die Nebenrollen waren mit Topstars besetzt, darunter auch Hollywood-Schauspieler wie James Biberi und Arben Bajraktaraj - den man aus Harry Potter kennt. Troubleshooters ist der größte Blockbuster, der bisher in Albanien produziert wurde.

Wie lief das Ganze praktisch ab.

Zavelberg: Unsere Kerncrew haben wir wie die Technik und das Equipment für die Stunts aus Deutschland mitgebracht, um die Qualität des Films sicherzustellen. Dafür waren wir mit mehreren 40-Tonnern unterwegs. Die Actionszenen haben wir mit meinen guten Freunden von „Production Concept“ umgesetzt, die auch für die Stunts bei „Alarm für Cobra 11“ verantwortlich sind. Die größte Herausforderung für mich war es aber, einen Film in einer Sprache zu drehen, die ich selbst nicht spreche. Ich habe die Schauspieler zwar auf Englisch inszeniert, die Dialoge wurden aber auf Albanisch gedreht. Es ist faszinierend, wie man trotzdem spüren kann, ob Emotionen und Humor wirken, selbst wenn man die Sprache nicht versteht. Das hätte ich vorher nie gedacht, doch es hat sehr gut geklappt, wie der große Erfolg des Films zeigt, der sein Budget schon so gut wie eingespielt hat. Aktuell arbeiten wir bereits an der Fortsetzung.

Welche Eindrücke haben Sie von Albanien bekommen?

Zavelberg: Wir haben vorwiegend in der Küstenstadt Durrës und in Hauptstadt Tirana gedreht - eine Metropole, die sich gerade enorm weiterentwickelt. Die Menschen sind unheimlich nett und hilfsbereit und auch von der Stadt Tirana und ihrem Bürgermeister haben wir große Unterstützung bekommen. Die haben uns alles möglich gemacht, auch wenn wir für Actionszenen nachts die halbe Innenstadt absperren mussten. Besonders faszinierend fand ich die Architektur der Hauptstadt Tirana: Hochhäuser, eingebettet in eine atemberaubende Berglandschaft, nicht weit vom Meer – eine Szenerie, die mich eher an Südamerika als an Europa erinnert. Das war eine optimale Kulisse für unseren Film.