Wim-Wenders-Stipendium Was beschäftigt junge Filmemacher? KI, Familie und Identität

Düsseldorf · Filmemacher Wim Wenders ermuntert seine Stipendiaten im Malkasten, auf ihre Sinne zu vertrauen.

Im Theatersaal des Malkastens ermunterte Filmregisseur Wim Wenders die neuen Stipendiaten seiner Stiftung zu einem wachen Blick: „Verlasst euch auf eure Sinne, nicht nur auf Augen und Ohren, auch auf den Sinn für den richtigen Ort und das Maß der Zeit.“ Er appellierte an den „eigenen Sinn“ der jungen Filmemacher: „Aber nicht als Egoismus, sondern bezogen auf das eigene Schaffen, das in den Gemeinsinn eingebracht wird. Ohne ihn kann kein Werk gelingen. Das ist die größte Lektion beim Filmemachen und im digital geprägten Zeitalter umso kostbarer.“

Bei der elften Ausgabe der Stipendien verlieh die Film- und Medienstiftung NRW gemeinsam mit der Wim-Wenders-Stiftung Fördergelder in Höhe von 100 000 Euro. Fünf Projekte wurden mit jeweils 20 000 Euro ausgezeichnet. Mit 46 Einreichungen gab es eine Rekordbeteiligung.

Die Auswahl der Beiträge ergebe „einen guten Blick auf das, was Filmemacher aktuell beschäftigt“, bilanzierte Wenders die Entscheidung der vierköpfigen Jury unter seinem Vorsitz. Herausragende Themen waren künstliche Intelligenz und die Aufarbeitung von Familiengeschichten.

Nicola Fegg aus Berlin legt mit „Oh! You Pretty Things“ einen experimentellen Dokumentarfilm um das KI-generierte Supermodel Shudu vor. Das gleiche Genre nutzen Daniel Kötter (Berlin) und die Literatin Miedya Mahmod (NRW) für „Zwischen zwei Zeiten“, ein Roadmovie über das Eindringen von Gewalt in Landschaft und Psyche. Michael Fetter Nathansky (NRW) entwickelt in „Monolog“ ein dystopisches Familiendrama mit Horror-Elementen. Hildegard Alina Oehler (NRW) greift mit „Echoes of Movement“ das Schicksal des afrodeutschen Balletttänzers James Sounders auf, der 1996 bei einer Performance im Kölner Museum Ludwig in den Tod stürzte. Britta Heike Wauer (Berlin) dokumentiert bei „Im Takt des Purzelbaums“ das Leben der Jüdin Anni Sauer, die nach 20 Jahren in einem sowjetischen Straflager in der DDR ein freigeistiges, weltoffenes Kinderensemble leitete – dem die Autorin einst angehörte. Auch Wauer arbeitet in ihrem Film mit KI-generierter Virtualität.

Drei ehemalige Stipendiaten berichteten vom Nutzen der Fördergelder. Ihr Rat an die Neuen: „Nutzt die Zeit, begreift die Stipendien als Auszeichnung und Chance.“ Der Name Wim Wenders öffne Türen. Quintessenz für den Regisseur: „Ich hoffe, dass die geförderten Filme darin münden, unser Handwerk weiterzubringen.“ Bisher hätten die jungen Leute diese Anschubfinanzierung ganz hervorragend genutzt.

(go / hols)