Neues Format im Jungen Schauspiel Erst diskutieren, dann Pizza für alle
Das Junge Schauspielhaus hat ein neues Gesprächsformat entwickelt. Bei der ersten Veranstaltung sprachen die jungen Gäste über Meinungsfreiheit.
Das Düsseldorfer Schauspielhaus fördert sein junges Publikum mit großer Bandbreite. Nicht nur gibt es ein eigenes Theater, derzeit noch an der Rather Münsterstraße, ab der nächsten Spielzeit im Central am Hauptbahnhof. Außerdem betreibt es verschiedene Clubs sowie „D’Insiders“, einen Jugendbeirat. Auf dessen Initiative hin entstand ein neues Format für Gespräche und Diskussion, dessen erste Veranstaltung unter dem Thema „Unbubbled, das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ stand. Es ging dabei um den Begriff der Meinungsfreiheit und dessen Grenzen. Auch um den respektvollen Austausch divergierender Ansichten zu kontroversen Themen.
Auf der Bühne des Jungen Schauspiels wurden die fast ausnahmslos jungen Gäste zu einem der aufgestellten Stuhlkreise geführt, „Bubbles“ genannt. Entlang der ersten Reihe des Zuschauerraums fanden sich Schilder von „+3“ bis „-3“. Die Begrüßung und erste Impulsfragen zeigten dann, worum es ging: Man sollte sich zu den Fragen positionieren, von großer Zustimmung bis zu ebenso großer Ablehnung. „Wir wollen deine Meinung hören, echt und ungefiltert. Das ist unsere Kampfansage an die Gleichgültigkeit.“
Zwei „Speaker“, eine Schülersprecherin und der Münsteraner Rechtsprofessor Niels Petersen, lieferten weitere Sprechimpulse. Keje Ela Yesingbingöl hatte mit weiteren Jugendlichen gegen den AfD-Kreisparteitag an ihrer Dieter-Forte-Gesamtschule protestiert. Nicht ohne Stolz berichtete sie von ihren Erfahrungen als Aktivistin.
Die Veranstaltung erinnerte an den seit 1999 bundesweit ausgerichteten Schülerwettbewerb „Jugend debattiert“, hier nicht eins gegen eins, sondern in größerer Runde. Die positiven Effekte wurden schnell deutlich: Was man auf dem Schulhof oder auf der Straße eher drastisch dahersagt, wandelte sich im formalen Rahmen zum Kommentar in einer respektvolleren Sprache. Die Stimmung in den „Bubbles“ war zunächst verhalten, dann ruhig und freundlich, später humorvoll. Keine Rede von „Eskalieren oder Haten“, wie es im Denglisch der Veranstalter hieß. Gesprochen wurde über Fake News, den Klimawandel oder das Gendern. Vor und nach „Unbubbled“ legten DJs auf, es gab kostenfreie Getränke und später sogar Pizza für alle.
Vorerst sind zwei weitere Termine in diesem neuen Format festgelegt. Am 20. November heißt es „Reposted – mitlaufen oder hinterfragen?“. Es soll dabei um die überschnellen Antworten auf gepostete Nachrichten gehen: „Den Post finde ich gut. Ein Klick und reposted. Doch wem geben wir durch das Teilen gewollt oder ungewollt eine Plattform? Wie kann ich all das prüfen, und welche Konsequenzen kann mein unbedachter Repost haben?“ Diese für Jugendliche essenziellen Fragen sollen in ähnlicher Weise wie beim ersten Termin besprochen werden.
Am 18. Dezember wird es dann um den Leistungsdruck gehen: „Alles für den Lebenslauf?“. Noch ein Hobby, noch bessere Noten, bloß nicht versagen. Häufig ist Leistung der dominierende Antrieb im Leben junger Menschen. Die Angst vor dem Versagen kann aber zu ernsthaften Problemen führen. Die entsprechenden Expertinnen und Experten zu beiden Themen werden noch bekannt gegeben. Irgendwann wird auch feststehen, ob es wieder DJ-Musik, freie Getränke und Pizza für alle gibt.
Das neue Format des Jungen Schauspiels wird im Rahmen des Zukunftpakets für Bewegung, Kultur und Gesundheit gefördert. Dahinter steht das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.