Kunstausstellung Wuppertaler Schauspielhaus: Wenn Kunst Freude macht und die Nerven kitzelt
Wuppertal · Die elfte Auflage von Kunstkann`s findet an einem besonderen Ort statt.
Manche hängen sich Kunst an die Wand, andere verstecken sie im Tresor. Wer Martina Sailer kennt, weiß dass manche Wände an ihre Grenzen kommen können. Bei ihr ist Kunst Herzensangelegenheit, und überall in ihrem Haus anzutreffen. Einfach weil sie sie gern um sich hat, sehen und – im Fall von Skulpturen – auch fühlen will. Martina Sailer ist Vorsitzende von Kunstkann’s. Der Wuppertaler Verein verbindet die Freude an der Kunst mit dem Wunsch, Gutes zu tun. Also versteigert er Kunstwerke und lässt den Erlös sozialen Einrichtungen und Künstlern hälftig zukommen. Und wer einen Zuschlag bekommt, kann sich an der erworbenen Arbeit erfreuen. Womit sich der Kreis schließt: Sailer und ihre Mitstreiter bieten ebenfalls mit. Am 7. November ist es wieder soweit – zum elften Mal, das erste Mal im Schauspielhaus an der Kluse.
Zum elften Mal, das erste Mal im Schauspielhaus an der Kluse
In der Kunsthalle Barmen wurde zuletzt geboten, im Jahr 2022 kamen knapp 57 000 Euro an Einnahmen herein. Eine große Veranstaltung in wunderbaren Präsentationsräumen für die 60 angebotenen Werke, sei das gewesen sagen Sailer und Kollegin Barbara Schwerin. Es folgte eine regenerative Schaffenpause mit einem Intermezzo bei „Wuppertal – 24 Stunden live“ im September 2023: Am Islandufer wurden rund 60 Kunst-Plakate zum Festpreis von 80 Euro verkauft. Fast alle seien weggegangen, das Geld den Familienhebammen in der Stadt zugutegekommen, erzählen die Frauen. Der attraktive Ort mit malerischem Geländer vor Wupper und nahe der Schwebebahn regte zu Gedanken an, weiter im öffentlichen Raum aktiv zu sein. Im gerade vergangenen September erst wurde ebendort mit einer Pop-Up-Beflaggung auf Buga und Versteigerung aufmerksam gemacht.
Dass diese kommen würde, kristallisierte sich schon Ende letzten Jahres heraus. Irgendwas fehlte damals, der Nervenkitzel, der positive Stress. „Wir mussten etwas machen, aber in neu aufgestellter Form“, sagen die Veranstalterinnen. Seit dem Frühjahr treffen sich die Kunstkann’s-Bewegten wieder regelmäßig. Was gar nicht so einfach ist, da alle berufstätig sind, seit die Kinder aus dem Haus sind. Heu aufgestellt heißt: Die ausgesuchten Arbeiten stammen zu einem Gutteil von „Neulingen“, die erstmals Kunst zur Verfügung stellen. Das Kunstkann’s-Team schrieb dafür „Stammkunden“ an und bat um Vorschläge. Mit Erfolg: Andreas Kern brachte Tristan Seeling ins Spiel, Annette Marcks nannte den Lüpertz-Meisterschüler Eckart Roese, Sabine Bussmann schlug Martin Lange vor und und und. Der Kreis der Künstler reicht nun deutlich über das Bergische hinaus bis Köln. In ihren Anfängen hatten sie noch die Ateliers angefahren, nun schauten sie sich die potenziellen Arbeiten meist in digitaler Form an. Manche Künstler wählten aus ihrem Bestand, andere, wie Andreas M. Wiese, wurden konkret für die anstehende Versteigerung tätig. In den letzten Wochen wurden die insgesamt 63 Werke, von Moriz Alberts „Anwesenheitsliste“ bis Georg Wilkes „Zu Tisch“ abgeholt und bei Sailer zusammengetragen. Darunter auch das wortwörtlich größte Kunstwerk, das 2,80 mal 1,20 Meter misst und ein Kettenkarussell in Graffiti Art-Manier zeigt. Dominik Hebestreit hat es „gemalt“ – zu „Kunstkann’s“ kommt er über Martin Heuwold, ebenfalls Grafitti-Künstler, der wiederum mit einer Arbeit vertreten ist, die er auf eine Kühlschranktür gesprayt hat. Alle Kunstwerke können vorab digital im Netz besichtigt werden und am 6. November, 18 bis 20 Uhr sowie 7. November, 18 bis 19.30 Uhr live. Im Schauspielhaus, weil man auf der Suche nach einem neuen Ort – die Kunsthalle strebt mittlerweile einer neuen Zukunft mit der Universität entgegen und steht nicht zur Verfügung – und mit dem Wissen um die Faszination des Graubner-Baus mit Bettina Milz ins Gespräch gekommen war. Die Koordinatorin des künftigen Pina Bausch Zentrums hat großes Interesse daran, das Gebäude vor der angestrebten Bauphase zu bespielen.
Die Auktion moderiert erstmals Antje Lieser
Die Auktion selbst moderiert erstmals Antje Lieser, Geschäftsführerin von Wuppertal aktiv, eine Frau mit Bühnenpräsenz und -erfahrung, freuen sich Sailer und Schwerin. Sie führt durch eine durchchoreografierte Veranstaltung. Dafür werden alle Werke auf Postkarten abgebildet und diese auf einem Tisch hin- und hergeschoben, bis die Reihenfolge stimmt. Angestrebt werde eine gute Mischung der Gattungen, immer wieder müsse etwas anderes präsentiert werden, sodass der Spannungsbogen bis zum Schluss halte, erklärt Barbara Schwerin. Besonders schwer fällt die Wahl des ersten und des letzten Werkes. Das Anfangsgebot für alle Arbeiten liegt nach wie vor bei 50 Euro.
Vom Erlös soll die Kinder- und Jugendarbeit des Wuppertaler Frauenhauses profitieren. Natürlich hofft Martina Sailer darauf, dass viel Geld für den guten Zweck zusammenkommt (der höchste Einzelzuschlag lag einmal bei 4200 Euro), mehr noch hofft sie auf eine schöne Veranstaltung.