Vorstellung auf der Lit.Ronsdorf Wuppertal: Neuer True Crime-Podcast „Über die Wupper“ erzählt von lokalen Verbrechen

Wuppertal · Neuer True Crime Podcast aus dem Bergischen Land von Martin Kieczka und Jochen Rausch.

Martin Kiczka (l.) und Jochen Rausch gaben einen Vorgeschmack auf ihren neuen Podcast.

Foto: Matthi Rosenkranz

Dass Menschen sich für wahre Kriminalfälle interessieren, ist nichts Neues. Seit einigen Jahren boomt das Erzählen solcher Geschichten ganz besonders in einem Medium: Podcasts. Das Genre True Crime Podcast ist so erfolgreich, dass immer wieder neue Formate entstehen. Sie grenzen sich voneinander durch ihre Erzählweise oder inhaltliche Schwerpunkte ab.

Liebhaber dieser Formate dürfen sich über Zuwachs freuen, denn bald erscheint „Über die Wupper“. In diesem neuen Podcast wollen Martin Kieczka und Jochen Rausch Verbrechen aus dem Bergischen Land aus kriminalistischer und journalistischer Sicht erzählen. Im Rahmen der „Lit.Ronsdorf“ gaben die beiden am Donnerstagabend in der Sparkasse einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Zuhörer erwarten können, mit einem kleinen literarischen Twist. „Das ist jetzt für uns heute auch ein Experiment“, so Rausch.

Er ist Journalist und Autor, war viele Jahre als Gerichtsreporter tätig, und veröffentlicht seit 2008 Romane, einige davon handeln von fiktiven Verbrechen. Kieczka war über 40 Jahre bei der Polizei beschäftigt, leitete viele Jahre das Kriminalkommissariat und ermittelte unter anderem Mordfälle im Großraum Wuppertal.

Heute gilt er als Experte für Cold Cases und unterrichtet Kriminalistik an der Polizei-Hochschule. Den Abend in der Sparkassen nutzten die Beiden, um zwei doch sehr unterschiedlichen Perspektiven auf Kriminalfälle zu zeigen und ihre Arbeit damit zu besprechen. Zu der Idee für den Podcast kam es durch ein zufälliges Treffen, bei dem Kieczka einen von Rauschs Roman erhielt. Ihn habe beeindruckt, wie authentisch Rausch darin Verbrechen und Ermittlungsarbeit beschrieb. „Und wie das so ist, aus einer Laune heraus habe ich gesagt, lass uns doch mal was zusammen machen.“

Wie Fiktion und Realität voneinander abweichen

Dann widmeten sich die Beiden einem konkreten Fall, dem bis heute ungelösten Fall der vermissten Tanja Mühlinghaus. Während Kieczka, der mit dem Fall sehr vertraut ist, von der Ermittlungsarbeit berichtete, ergänzte Rausch mit Ausschnitten aus seinem ersten Roman „Restlicht“, in dem es ebenfalls um ein verschwundenes Mädchen geht. Gemeinsam ergründeten sie Schnittstellen der Geschichten und inwiefern Fiktion und Realität bei Kriminalgeschichten voneinander abweichen. Während die Fiktion meist Gründe für eine Tat liefere, weil es so menschlich sei, die Gründe verstehen zu wollen, sei in der Realität manchmal unbegreiflich, welches Motiv den Ausschlag gegeben habe, meinte Rausch.

In der zweiten Hälfte des Abends gab Kieczka einige Einblicke in die Fortschritte der Kriminaltechnik durch die heutige Möglichkeit der DNA-Analyse. Eine Technik, die es ermöglicht, in die Ermittlung alter, ungelöster Fälle neu einzusteigen. Um in diesen mit den neuen Möglichkeiten zu ermitteln, errichtete das Land NRW 2017 eine eigene Dienststelle, die sich mit Cold Cases beschäftigt. Ein Prozess an dem Kieczka beteiligt war.

„Unterm Strich sind für eine Bearbeitung, die im Land noch irgendwo Hoffnung bringt, etwas mehr als 400 Fälle übergeblieben“, erklärte Kiezcka. Rausch wiederum erzählte vom Entstehungsprozess seiner Geschichten und Erlebnissen aus seiner Zeit als Gerichtsreporter, wo er unter anderem über den Fall des Serienmörders Reiner Sturm, der 1978 in Wuppertal verhandelt wurde, berichtete.

Drei Folgen von „Über die Wupper“ sind bereits aufgezeichnet und erscheinen demnächst. Dann werden weitere dunkle Kriminalfälle aus dem Bergischen Land unter die Lupe genommen.