Neuer Ort für die Kunst Malkastenforum eröffnet mit Thomas-Ruff-Ausstellung

Düsseldorf · Das Malkastenforum soll seinen eigenen Platz in der Düsseldorfer Kunstszene finden. Der Neubau wird nun mit einer Ausstellung des Fotokünstlers Thomas Ruff eröffnet.

Thomas Ruff (l.) und Christoph Westermeier.

Foto: Kai Eric Schwichtenberg

Kein Museum, sondern ein Ort der Möglichkeiten, der Begegnung und des lebendigen Diskurses – dafür soll das neue Malkastenforum stehen. Der ansprechende helle Neubau mit Blick in Park und Innenhöfe, die altes Mauerwerk sichtbar machen, wird am Wochenende mit einer Ausstellung des Düsseldorfer Fotokünstlers Thomas Ruff eröffnet. „Damit wollten wir die Bedeutung des Malkastens hervorheben, er ist ein Verein von Künstlern für Künstler“, sagt der erste Vorsitzende Christoph Westermeier. „So kamen wir schnell auf Thomas Ruff als Vertreter der Becher-Schule. Er spannt mit seinen Bildern einen Bogen von seinen frühen Jahren bis in unsere Zeit.“

Man habe keine klassische Werkserie im Sinn gehabt, sondern eine Hommage an Düsseldorf. Das kam dem Künstler sehr entgegen. „Die Einladung hat mich überrascht und erfreut. Ich bin seit 24 Jahren Mitglied im Malkastenverein“, erzählte Thomas Ruff beim Rundgang durch die Ausstellung. „Es ist richtig, dass die Eröffnung des Forums einem Künstler anvertraut wird, der in Düsseldorf lebt und eine internationale Reputation hat.“

Fotos aus Sexheftchen der
1930er- Jahre verfremdet

Daher habe er einen kleinen Flashback ersonnen, der bis zu seinen Anfängen an der Düsseldorfer Kunstakademie zurückreicht. Damals fotografierte er die Wohnungen seiner Studienkollegen. Beispiele davon sind im ersten Raum der Ausstellung auf den kleineren Wänden zu sehen. Wie ein Pingpong-Spiel umrahmen sie die großformatigen Porträts von Künstlern auf der einen und der Architektur auf der anderen Seite.

„Die Gebäude haben sich mit den Jahren stark verändert“, sagt Ruff, „und das nicht zum Besseren.“ Christoph Westermeier weist auf den strukturalen, singulären Charakter dieser Aufnahmen hin: „Dadurch wirken sie auch wie Porträts.“ Nicht zuletzt, merkt der Künstler an, hätten seine Porträts dazu beigetragen, die Fotografie nicht länger als Kunst zweiten Grades zu betrachten, sondern sie ebenbürtig neben die Malerei zu stellen. Soweit die Vergangenheit. Die Gegenwart wird durch eine der jüngsten Werkgruppen von Ruff symbolisiert, in Anlehnung an das Buch „The Doors of Perception“ von Aldous Huxley betitelt mit „d.o.p.e“. Veloursteppiche an der Wand wurden mit fraktalen geometrischen Mustern aus dem Tintenstrahldrucker überzogen, erzeugt mit einem Computerprogramm, dessen Strukturen sich fortgesetzt reproduzieren. So ergibt sich ein psychodelischer Effekt. Und schließlich gelangt man im zweiten Raum an eine Wand mit bisher unveröffentlichten Bildern. Er habe sich lange überlegt, womit er die Ausstellung abschließe, sagte Ruff. Und sich dann entschlossen, sein Skizzenbuch zu öffnen: „Es sind Spielereien, die ich sonst nicht zeige, obwohl – sie sind schon schön. Mit der Technik der Solarisation habe ich Fotos aus Sexheftchen der 1930er- und 40er-Jahre verfremdet. Bei Malern, die sich keine eigenen Modelle leisten konnten, waren sie sehr populär.“ Alle in der Ausstellung gezeigten Werke sind in Holz gerahmt, Rahmen aus Aluminium und Stahl schätzt der Künstler nicht. Nach seinem Studium an der Akademie bei Bernd Becher (1977-1985) übernahm Thomas Ruff als dessen Nachfolger von 2000 bis 2006 die Klasse für freie Kunst und Fotografie. 2021 wurde er in die nordrhein-westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt. In 35 Jahren habe er eine explosionsartige Entwicklung in der Fotografie erlebt und versucht, alle Umwälzungen zu begleiten. Gutes Werkzeug sei wichtig, aber auf eine bestimmte Kamera ist er nicht fixiert: „Die Technik, die ich verwende, richtet sich jeweils nach der Absicht, die ich gerade verfolge. Das Schöne an der Fotografie ist, dass man mit der richtigen Kamera und der richtigen Linse ganz verrückte Sachen machen kann.“