Ausstellung „Innovativ, erfolgreich, jüdisch“ „Jeder sollte die Namen dieser drei Düsseldorfer kennen“

Düsseldorf · Abraham Freundlich, Albert Schöndorff und Ludwig Loewy sind in Düsseldorf heute kaum bekannt. Dabei hatten diese Visionäre das Zeug, die Stadt berühmt zu machen.

Richard Markus, Urenkel von Abraham Freundlich, und Kuratorin Hildegard Jakobs eröffneten die Ausstellung.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

Irgendwann habe er es nur noch schwer ausgehalten, dass von seinem Urgroßvater und zwei weiteren erfolgreichen Geschäftsmännern kaum noch eine Spur in Düsseldorf zu finden gewesen sei, sagt Richard Markus. Der 60-Jährige wohnt in Berlin. Verwandt ist er aber mit einem Erfinder aus der NRW-Hauptstadt: Abraham Freundlich. Der war ein Pionier der Kühltechnik – das allerdings wissen wohl nur noch die wenigsten. Ihm und den ebenfalls jüdischen Unternehmern Albert Schöndorff sowie Ludwig Loewy hat die Mahn- und Gedenkstätte jetzt eine Ausstellung gewidmet.

Es sind die Lebenswerke der Männer, um die es in den Räumen an der Mühlenstraße geht. „Wir erzählen drei jüdische Erfolgsgeschichten“, sagt Kuratorin Hildegard Jakobs. „Ohne die Verfolgung in der Nazizeit wären ihre Firmen und technischen Innovationen heute noch in aller Munde.“ Die Namen Abraham Freundlich, Albert Schöndorff und Ludwig Loewy seien solche, mit denen sich die Region schmücken könne, so Richard Markus. Er hatte die Idee zur Ausstellung. Unter dem Titel „Innovativ, erfolgreich, jüdisch“ ist sie bis zum 28. September 2025 in Düsseldorf zu sehen.

Zunächst wird darin die Geschichte des Erfinders Abraham Freundlich erzählt. Ab 1883 lebte und arbeitete er in der Landeshauptstadt. Bereits 1902 stellte er eine große Kälteanlage aus und kühlte die Räume des Kunstpalastes. Er war also der in den USA eingeführten „Air condition“ um etwa neun Jahre voraus. Neben einer großen Palette von Anlagen zur Kältetechnik entwickelte, produzierte und vertrieb seine Firma A. Freundlich unter anderem Dampfmaschinen und Kräne. Die Kaltlagerhäuser des Unternehmens garantierten etwa die Fleischversorgung während des Ersten Weltkrieges für Düsseldorf. Nach 1933 wurde die Firma schrittweise boykottiert. Anfang 1938 wurden die Kaltlagerhäuser „arisiert“. Im gleichen Jahr verstarb Freundlich.

Firmen gehörten später zu
Linde, Siemens und SMS AG

„Die von meinem Urgroßvater Abraham Freundlich, den Schöndorffs und Loewys gegründeten und entwickelten Firmen gehörten später zu Linde, Siemens und SMS AG“, sagt Richard Markus. Die Ausstellung sei ein erster Schritt, den Gründern wieder ein Gesicht zu geben. Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, betont: „Jeder sollte die drei Namen kennen, denn sie haben den Alltag aller bereichert und zum Positiven verändert.“

Albert Schöndorff war ein Pionier im Straßenbahnbau. Auf dem Firmengelände an der Königsberger Straße entstanden Güterwaggons und Bahnen. Diese fuhren durch Städte und Regionen im gesamten Deutschen Reich. 1933 wurde Schöndorff aus seinem eigenen Unternehmen gedrängt und 1942 aus seinem Fluchtland Niederlande in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Ludwig Loewy war ein Ingenieur im Bereich der Luft- und Raumfahrt. Schnell brachte er die Düsseldorfer Firma Schloemann zu einem Marktführer im Bereich hydraulischer Pressen. Loewy verließ 1936 fluchtartig Düsseldorf. In der Emigration in Großbritannien schuf er ein Firmenimperium. Die „Loewy Engineering Company“ stellte hydraulische Pressen und Spezialmaschinen her, die für den Ausbau einer modernen Luftfahrtindustrie benötigt wurden.

(mbo)