Düsseldorfer Katholikenrat „Zu oft haben wir auf bahnbrechende Änderungen gehofft, die nicht eingetreten sind“
Düsseldorf · Der Reformprozess dauert vielen Katholiken zu lang, die Zahl der Austritte ist weiter hoch. Daran hat die Weltsynode nichts geändert.
Der Düsseldorfer Katholikenrat will im kommenden Jahr dem Thema der sexuellen Vielfalt in der Kirche mehr Raum geben. „Wir holen die Ausstellung #outinchurch in die Landeshauptstadt und werden das im Vorfeld nutzen, um über die Gleichberechtigung von diversen Lebensmodellen in unserer Kirche zu sprechen“, sagt Natalie Schneider, Vorsitzende des Katholikenrats. Es dürfe für Christen keinen Unterschied machen, ob jemand homosexuell sei oder nicht, meint sie. Der Ausstellung war 2022 eine viel beachtete TV-Dokumentation vorausgegangen, in der sich gleichgeschlechtlich orientierte kirchliche Mitarbeiter geoutet und über ihren teils langen Leidensweg berichtet hatten.
Eher verhalten blickt Schneider auf das Ergebnis der jahrelang vorbereiteten Weltsynode, die über mehrere Wochen in Rom tagte. Auf der Agenda stand unter anderem die künftige Rolle der Frauen in der katholischen Kirche. Dass hier am Ende der Weg für ein Weiheamt der Frauen (Diakonat) hätte geebnet werden können, hat Schneider ohnehin nicht erwartet. „Schon zu oft haben wir auf bahnbrechende Änderungen gehofft, die dann doch nicht eingetreten sind“, meint die Caritas-Mitarbeiterin. Gute Arbeit könne man auch in einer Kirche leisten, in der die Frauen noch kein Weiheamt hätten, betont Schneider. Zwar bleibe die volle Gleichberechtigung das Ziel, schließlich könne man nicht die Hälfte der Menschen auf Dauer von zentralen kirchlichen Aufgaben ausschließen. „Trotzdem sollten wir darauf achten, das Thema einer Kirche ohne Angst und Diskriminierung nicht auf die Fragestellung ,Frauen als Priester‘ zu verengen“, findet die engagierte Laiin.
Dass das Frauen-Diakonat auf die lange Bank geschoben wird, umtreibt auch Angelika Erkelenz, die sich in der Reformbewegung Maria 2.0 engagiert. Zwar sieht sie die Synode nicht als gescheitert an („es hätte schlimmer kommen können, die Prozesse bleiben offen“), aber Erkelenz weiß, dass manchen ihrer Mitstreiterinnen inzwischen die Puste ausgeht. „Auch in meiner Umgebung gibt es Frauen, die austreten“, sagt die Hellerhoferin, die diesen Schritt nicht gehen möchte. Denn wenn am Ende niemand mit fortschrittlichen Gedanken mehr da sei, werde es auch mit den Reformen nicht mehr weitergehen, befürchtet sie. Die Verantwortung für die bislang ausbleibenden Durchbrüche liegt für sie klar bei den Männern. „Viele von ihnen wollen die alte Männerherrlichkeit ebenso wenig drangeben wie ihre Privilegien.“
Dass die Diözese nach wie vor von dem seinerzeit stark unter Druck geratenen Kardinal Rainer Maria Woelki geführt wird, lässt sie eher ratlos zurück. „Was ich nicht gut heiße, ist, dass der Papst das Rücktrittsgesuch des Erzbischofs einfach unbeantwortet gelassen hat. Als Gläubige hätten wir nach dieser Vertrauenskrise ein klares Ja oder ein klares Nein verdient gehabt“, meint Erkelenz. Und Natalie Schneider ergänzt: „Lassen wir den Erzbischof doch Erzbischof sein und konzentrieren uns auf die Arbeit hier vor Ort.“