Kultur Rauchende Cowboys und ein Regen aus Goldtalern

Köln · Die Kunst der Kölner Künstlerin Sarah Szczesny fließt regelrecht in den großen Ausstellungsraum der Artothek im mittelalterlichen Haus Saaleck. Großformatige Arbeiten auf Leinwand gehen nahtlos auf lange und breite Stoffbahnen über, welche die Empore mit dem Erdgeschoss verbinden, während ein Video das Thema ebenfalls aufgreift und es in Bewegung bringt.

Blick in die neue Ausstellung in der Artothek.

Foto: step/Eppinger

Der etwas sperrige Titel der gerade eröffneten Ausstellung „Painting will need to do all sorts of crasy wonderful things, you know, so that it doesn’t restrict me“ (Die Malerei wird alle möglichen wunderbaren Dinge tun müssen, damit sie mich nicht einschränkt) ist ein Zitat aus dem Dokumentarfilm von Douglas Keeve. In der Szene trifft der Modedesigner Isaac Mizrahi die Sängerin und Schauspielerin Eartha Kitt, um mit ihr über ein für sie entworfenes Abendkleid zu sprechen - worauf sie spontan einen Tanz aufführt, um ihren Wunsch nach Freiheit auch in einer Abendgarderobe eindrucksvoll zu demonstrieren. Für die Ausstellung hat die Künstlerin nur das Wort Abendkleid durch die Malerei ersetzt.

Unter dem Titel „Smoke it, Burn it“ sind fünf großformatige Gemälde auf Leinwand zu sehen, die bestimmte Motive immer wieder wiederholen und neu formieren. So fallen goldene Münzen, die an die Taler von Dagobert Duck erinnern, aus mehr oder weniger dichten Wolken, zu denen Leitern hinauf führen, die einen Ausweg aus einer verqualmten Welt in Aussicht stellen. Zu sehen ist zudem ein Cowboy, der auf seinen Hut und seine Hand mit der rauchenden Zigarette reduziert wird. Direkt nebeneinander aufgehängt ergeben vier dieser Gemälde eine bühnenhafte Landschaft. Das fünfte befindet sich oben an der Wand der Empore.

Das Motiv der Leiter findet sich auch auf großen Stoffbahnen wieder, die von der Empore in den Raum darunter zu fließen scheinen und die so beide Ebenen miteinander verbinden. Diese sind in der Zeit entstanden, als sich Sarah Szczesny im Atelier Galata in Istanbul aufgehalten hat. Dort kaufte sie die Stoffe auf Märkten, färbte sie ein, wobei bestimmte Stellen frei von Farbe blieben, die nun als Leitern oder auch als Mauerwerk zu sehen sind, die wiederum eine Beziehung zum historischen Bauwerk aus dem Mittelalter aufnehmen.

Zu sehen ist außerdem ein animierter Film der Künstlerin, der die rauchenden Cowboyhände aufnimmt und mit anderen Bildsequenzen verbindet. Diese setzen sich auch vielen kleinformatigen Bildern zusammen, die wiederum als Papierarbeiten an den Wänden der Empore entdeckt werden können. Somit wandert die Kunst regelrecht durch den Ausstellungsraum, wo sie sich immer wieder verändert und neue Formen annimmt.

Zum Eröffnungsabend gab es zudem eine Performance mit dem Künstler Philipp Joy Reinhardt und Sarah Szczesny, die unter dem Titel „Image as an Dead End, It’s the Gesture, Stupid“ (Das Bild als Sackgasse, es ist die Geste, Dummkopf) gelesene Texte dem Gesamtkunstwerk im Raum hinzufügte. Die Kleidung inklusive buntem Cowboyhut, die die Künstlerin bei der Performance trägt, hängt am Treppengeländer der Empore.

Sarah Szczesny wurde 1979 in Starnberg geboren. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss dort ihr Studium als Meisterschülerin von Rosemarie Trockel ab. Sie lebt und arbeitet in Köln. Zu ihren internationalen Stationen gehörten als Stipendien unter anderem das Atelier Galata in Istanbul, die Villa Aurora in Los Angeles und die Villa Kamogawa in Kyoto. Ihre aktuellen Arbeiten sind noch bis zum 22. Februar in der Kölner Artothek, Am Hof 50, zu sehen.