Neuer Ausstellugsraum in Düsseldorf-Benrath Historischer Druckpresse erinnert an Lilli Marx
Benrath · Fast 500 Kilogramm schwer und mehr als 100 Jahre alt ist die historische Maschine. Sie steht im neuen Ausstellungsraum, der im Januar eröffnet wird und an die jüdische Publizistin erinnern soll.
Eine historische Druckpresse ist das Herzstück des neuen Lilli-Marx-Ausstellungsraums. Bald soll sie wieder laufen und Schriftstücke drucken, die Schüler dort entwerfen können. Am Montag, 27. Januar, wird der Gedenkraum feierlich eröffnet. An dem Tag wäre die jüdische Journalistin Lilli Marx 104 Jahre alt geworden, es ist auch der Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust.
Bevor es so weit ist, gibt es noch einiges zu tun. Die handbetriebene Presse aus dem Jahr 1905 wurde zum Selbstkostenpreis von einer alteingesessenen Druckerei aus Leverkusen abgegeben. Damit sie wieder richtig funktioniert, kam Drucker Dietmar Lies ins Bürgerhaus, um sie in Gang zu bringen.
Er nahm einen Lappen und Öl, dann polierte er zunächst das historische Stück und nahm es ganz genau in Augenschein. „Da fehlen noch Teile, die bringe ich heute wieder an, man braucht ja eine Platte, wo das Papier eingelegt wird“, erklärte er. Er gehe davon aus, dass das historische Stück wieder wie gewohnt funktionieren wird. „Hier ist die Farbabnahme und da kommen die Druckwalzen nach oben gefahren, mal gucken, ob da alles in Ordnung ist“, sagte der Fachmann und prüfte die vielen Teile ganz genau.
Eine Bruchstelle macht dem Team jedoch noch Sorgen. Es gibt die Idee, dort ein passendes Stück anzubringen. Das hat Rudi Kundt (92) aus Benrath schon angefertigt. Bei allen Beteiligten ist die Spannung groß. „Das wird klappen“, ist sich Hannelore Prumbaum, zweite Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath (HGGB) sicher. „Er hat das schon alles in seinem Keller vorbereitet“, sagte sie.
Mit sehr viel ehrenamtlichem Engagement nimmt der neue Lilli-Marx-Raum im Bürgerhaus Benrath immer mehr Form an. „In der Gruppe sind wir immer acht bis zehn Personen, die sich jede Woche treffen“, so Hannelore Prumbaum über das Team im Förderkreis. Die Zusammenarbeit mit den Schulen stand dabei im Mittelpunkt und auch die Gestaltung des Ausstellungsraums. Zukünftig sollen Schüler an der Druckpresse auch eigene Schriftstücke setzen und drucken können. Gerade erst erhielt die Heimatgemeinschaft Groß-Benrath auch ein Interview mit Lilli Marx, das es auf einer alten Kassette gibt. „Da sind wir jetzt auch sehr gespannt drauf“, sagte Prumbaum. Es sind solche Erinnerungsstücke, die den Ausstellungsraum neben der Druckerpresse künftig bereichern sollen.
Das Leben von Lilli Marx ist mit Düsseldorf und dem Journalismus eng verknüpft. Über viele Jahre wurde in Benrath an der Friedhofstraße die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung gedruckt und herausgegeben. 1938 emigrierte die in Berlin geborene Lilli Marx wegen der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten nach Großbritannien, wo sie ihren späteren Ehemann Karl Marx kennenlernte. Im Herbst 1946 kehrte das Paar nach Deutschland zurück und ließ sich in Düsseldorf nieder. In Benrath gründeten sie die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, bis 1972 war Lilli Marx deren Geschäftsführerin.
Lilli Marx starb 2004 in ihrer Wahlheimat. Im Januar 2022 wurde auf Betreiben eines Anwohners der Paulsmühle in dem Viertel nahe dem Bürgerhaus eine Straße nach der Journalistin benannt – der erste Anstoß, in Düsseldorf größer an die mutige Publizistin zu erinnern.
Stück für Stück montierte Dietmar Lies am Freitag die Druckpresse: „Man nennt das Handanleger, denn die Maschine hat selbst keine Möglichkeit, die Papiere einzuziehen, wie das heutzutage ist, und man musste mit der Hand das Papier einlegen“, erklärte der Drucker.