Lilli-Marx-Ausstellungsraum Millimeterarbeit beim Einzug der alten Druckerpresse
Düsseldorf · Am Donnerstag fand der Transport der historischen Maschine von Opladen ins Bürgerhaus Benrath statt. Doch auf dem Weg in den Ausstellungsraum gab es einige Hürden und Komplikationen zu überwinden. Um 14.40 Uhr stand das Gerät dann endlich an seinem neuen Platz.
Der Tag fing für Peter Labouvie bereits unruhig an. Schön länger quälten ihn Zweifel: Ob wohl alles gut geht beim Transport der alten, schweren Druckerpresse von ihrem jetzigen Standort in einer Opladener Druckerei zu ihrer neuen Heimat im Benrather Bürgerhaus? Dort soll die manuelle Druckmaschine, die nicht ganz 500 Kilo auf die Waage bringt, eines der Herzstücke des Ausstellungsraumes werden, der an die Jüdin und Publizistin Lilli Marx erinnern und der bereits in vier Wochen feierlich eröffnet werden soll.
Am Nachmittag konnte Labouvie dann durchatmen: Auf dem gar nicht mal so langen Weg zwischen Opladen und Benrath waren einige Komplikationen und Schwierigkeiten zu überwinden gewesen. Um 14.40 Uhr stand die Maschine auf ihrem neuen Platz und sieben strahlende Menschen reihten sich für ein Erinnerungsfoto um das Stück von 1905.
Doch der Reihe nach: Peter Labouvie sitzt für die CDU im Stadtrat und ist zuständig für die Paulsmühle; in dem Benrather Viertel befindet sich das Bürgerhaus. Und gleich auf dieses läuft die Lilli-Marx-Straße zu, die 2022 zu ihrem Namen kam.
Nahe davon, an der Friedhofstraße, war viele Jahre die Redaktion der Jüdischen Allgemeinen Zeitung untergebracht, die damals in den Räumen des dort beheimateten Benrather Tageblatts gedruckt wurde. Im Herbst 1946 war Lilli Marx nach ihrer Flucht vor den Nazis nach Deutschland zurückgekehrt; sie ließ sich mit ihrem Mann in Düsseldorf nieder und gründet mit ihm die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, die sie bis 1972 als Geschäftsführerin leitete.
Dass man so einer herausragenden Persönlichkeit mehr widmen sollte als einen Straßennamen, war in einer Gruppe Engagierter schnell beschlossen. Ein Förderkreis gründete sich, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Andenken an diese besondere Frau aus Düsseldorf zu bewahren. Wie kann man das besser, indem man junge Menschen in den Mittelpunkt stellt? So entstand die Idee eines Ausstellungsraumes im Bürgerhaus Benrath. Und dieser soll bedeutend mehr sein als eine Zurschaustellung von Exponaten.
Ein wichtiger Punkt dabei ist die alte, noch funktionstüchtige Druckerpresse. Schüler und Schülerinnen sollen daran selbst zu Publizisten werden. Und so wird die frühere Aula der ehemaligen Benrather Realschule bald wieder bevölkert werden von jungen Menschen.
In den vergangenen Monaten haben mehrere Schulen bereits Projekte entworfen, Bilder und Plakate gemalt, Theaterstücke entwickelt und fiktive Radio-Interviews mit Lilli Marx geführt. Doch noch fehlte eine feste Anlaufstelle, in der sich die Kinder und Jugendlichen mit Marx und auch mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen können.
Feierliche Eröffnung
am 27. Januar im Bürgerhaus
Am 27. Januar wird der Ausstellungsraum mit einer Feierstunde eröffnet. Und dann, da ist Peter Labouvie inzwischen optimistisch, kann auch die Druckerpresse angeworfen werden. Allerdings muss Anfang des Jahres nochmal ein Schweißer einen beim Transport abgebrochenen Hebel wieder anschweißen.
Doch dass diese Eröffnung auch tatsächlich nach Plan laufen kann, stand kürzlich mehrfach auf der Kippe. Ohne Rainer Kretschmann, CDU-Ratskollege von Labouvie und Eigentümer der Firma Kretschmann Naturstein, und Torsten Wischnefski hätte sich der Förderkreis eine Alternative überlegen müssen. Rainer Kretschmann hatte zugesagt, sich um den Transport und das Aufstellen zu kümmern: „Wenn wir helfen können, dann tun wird das“, sagte er im Gespräch mit der Redaktion.
Aber schon das Abmontieren der Druckerpresse dauerte viel länger als geplant. Die Maschine stand seit Jahren in der Druckerei Lies in Opladen. Vor einigen Jahren gekauft, um damit künstlerisch tätig zu werden. Denn auf ihr können neben Flugblättern auch Lithografien und Linolschnitte gedruckt werden. Doch wie es manchmal so ist im Leben, fand sich dafür nicht die Zeit – und das Altertümchen stand herum.
Die Druckerei Lies ist ein Familienbetrieb. Geschäftsführer ist Senior Dieter Lies, seine beiden Söhne Dietmar und Norman sind ebenfalls im Betrieb. Und wie es der Zufall so will, ist Labouvie mit dem Senior-Chef seit Jahrzehnten befreundet und unterrichtete in seiner Zeit als Lehrer am Opladener Landrat-Lucas-Gymnasium zudem beide Lies-Söhne. Klar, dass die dann die ersten Ansprechpartner für die Frage nach einer funktionierenden Druckerpresse waren. Also hatte der Förderkreis mit der Überlassung des Altertümchens zum Selbstkostenpreis schon mal eine Druckerpresse, und auch der Termin für den Transport stand. Der sollte noch unbedingt vor Weihnachten erfolgen. Denn langsam pressiert es, ist doch noch einiges zu tun bis zum 27. Januar. Auch die Maler sind mit der Arbeit noch nicht ganz fertig geworden. Bis auf eine Wand werden alle anderen in einem tiefen Granitgrau gestrichen. Eine Wand bleibt weiß, damit auf ihr Filme laufen können. Das Konzept für den Raum haben der Architekt Richard Masthoff und Kommunikationsdesigner Nils Kemmerling entworfen. Beide waren sich aber vor Weihnachten nicht zu schade, mit anzupacken, damit die Druckerpresse an ihren neuen Platz kommt. Und der ist genau austariert. Nicht gerade steht sie auf dem Podest, sondern schräg.
Allerdings wäre der Transport der Maschine in die erste Etage des Bürgerhauses beinahe an der Höhe gescheitert. Pi mal Daumen hatte Labouvie vier Meter geschätzt. Doch der tatsächlich zu bewältigende Höhenunterschied betrug 5,60 Meter. Zwar ist auf dem Steine-Transporter ein kleiner Kran integriert, doch ob die Teleskoparme so weit ausfahren und dabei auch die schwere Last heben können, stand erstmal nicht fest. Und so hielt Rainer Kretschmar den Daumen zur Seite auf die Frage, ob es klappt. Doch natürlich sind er und seine Mitarbeiter so lange im Geschäft: Es wurde gesägt, gerollt und mit Hebeln das Gewicht angehoben. Vom Eintreffen auf dem Hof des Bürgerhauses bis zum Positionieren der Druckerpresse auf dem Podest aus Holz und Stahl dauerte es eine gute Stunde. Und dann stand Peter Labouvie und allen Mitstreitern die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.