Bei Sonne und lauftauglichen Temperaturen folgten 41 Wanderinnen und Wanderer Jürgen Sonneborn vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) durch abwechslungsreiche Natur zwischen Eckbusch und Eskesberg. Vom Startpunkt an der Straße In der Beek ging es bergauf in den Wald. Schon bald belohnten weite Ausblicke den Aufstieg – etwa auf den Fernsehturm und den „Atadösken“ genannten Wasserturm. Und auch die Siedlung Eckbusch erhob sich in der Ferne als weiße Würfelstadt aus der grünen Landschaft und markierte einen Zielpunkt der Tour.
Am Brucher Bach entlang ging es durch das kleine Wäldchen am Bayer-Forschungszentrum, dessen große Gebäude nur an wenigen Stellen zu sehen waren. Aber ein hoher Zaun mit Stacheldraht ließ erahnen, welche wichtige Forschung dort geleistet wird. Dass der Ausbau des Zentrums auch den Verkehr in den angrenzenden Wohngebieten erhöht hat, merkte einer der Teilnehmer an.
Teilnehmerin schwärmt:
„Das ist eine Oase für mich“
Und dann stand die Gruppe unvermittelt vor den Eckbusch-Hochhäusern. Wanderführer Jürgen Sonneborn erläuterte, dass die Siedlung zwischen 1960 und 1980 erbaut wurde, rund 4400 Einwohner hat. Und dass er von Bewohnern gehört habe, dass es sich hier trotz der Hochhäuser wie in einem Dorf lebe, man sich kenne und grüße. Was eine Tour-Teilnehmerin bestätigte: „Ich wohne hier und wenn ich aus der Stadt zurückkomme, ist das hier eine Oase für mich.“
Durch Felder wieder mit weitem Ausblick in die Landschaft ging es Richtung Westen, der Weg führte unter der Autobahn 535 hindurch zum Gut Steinberg, das ältere Wuppertaler noch als Ausflugsziel kennen. Jürgen Sonneborn wusste die optimale Stelle für ein Foto des ehemaligen Gondelteichs, die dann auch von den meisten genutzt wurde. „Ich bin da noch gefahren“, war von mehreren zu hören.
Sonneborn erläuterte, dass das Gutshaus 1785 erbaut wurde – mit Steinen aus dem nahgelegenen Steinbruch – und damals wohl neben einigen Adelssitzen das einzige Steinhaus der Region war. Die großen Buchstaben an der Hauswand erinnern an die Erbauer Anton Oetelshofen und seine Frau Maria Margarete Hinüber. Einer ihrer Nachkommen, Hermann Oetelshofen, gründete den heutigen Steinbruch Oetelshofen. Wenig später wurde in der Siedlung Düsseler Höhe pausiert – am Denkmal mit Bildern von Fossilien, die in den Rheinisch-Westfälischen Kalksteinwerken Dornap gefunden wurden. Die Siedlung wurde für die Mitarbeiter der Kalkwerke erbaut.
Gestärkt ging es weiter Richtung Osten zum Eskesberg. Auf dem Weg dorthin passierte die Gruppe an einem schmalen Pfad eine Tafel, die an die Wiedervereinigung 1990 erinnert, aufgestellt 1994 von der „Politischen Runde“. Sie markiert die Stelle, wo auch 16 Bäume für die 16 Bundesländer gepflanzt wurden. Die Bäume sind jetzt nicht mehr als einzelne Bäume zu erkennen. Diese kleine Gedenkstätte ist das Pendant zu einem Erinnerungsort auf der Wiese zwischen Parlamentstraße und Paul-Humburg-Straße hinter dem Barmer Rathaus: Dort pflanzte die Politische Runde 1994 eine Eiche – im Beisein von Joachim Gauck, damals Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
Wenig später führte die WZ-Wanderung zwischen Häusern und einem sanften Hügel hindurch – der ehemaligen Mülldeponie Eskesberg, heute ein Biotop. Und kurz danach standen die Teilnehmer vor dem mächtigen Gebäude des ehemaligen Kalktrichterofens. Hier wurde einst Kalk gebrannt, den unter anderem die Industrie im Ruhrgebiet brauchte. Derzeit ist das Gebäude gesperrt, weil sich Steine lösen könnten. Die Stadt ist aber auf der Suche nach Fördermitteln, um die Sanierung zu finanzieren.
Kurz danach war die Gruppe zurück am Ausgangspunkt: 11,8 Kilometer hatte sie in knapp vier Stunden zurückgelegt. „Sehr interessant“ fand Heinz Becker (70) die Tour. Er und seine Frau Ute Hoff (65) sind passionierte Wanderer, oft zu zweit oder mit Freunden unterwegs. Bei der WZ-Tour hat ihm auch die Gesellschaft gefallen: „Ich unterhalte mich gern, hier sind lauter nette Leute.“ Auch Bernd Hennenberg (74) fand die Wanderung „sehr gut“: „Ich habe mich wohlgefühlt.“ Mit Interesse hat auch Horst Wolfgang Reising an der Tour teilgenommen, führte sie doch über größere Strecken über den Eulenkopfweg, der über Erd-, Lokal- und Industriegeschichte sowie die Natur der Region informiert und über den sein Vater Paul Reising zwei Bücher veröffentlicht hat. So konnte er an der einen oder anderen Stelle noch weitere Details ergänzen. Noch einen besonderen Zweck hatte die Wanderung für Christian Henkels (62): „Ich trainiere für den Urlaub.“ Er schätzt vor allem die Abwechslung rund um Wuppertal: „Das sind Mikroabenteuer.“