Chanukka in Neuss  Jüdische Gemeinde lud zu Chanukka ein

Neuss · Die Jüdische Gemeinde hatte für den zweiten Weihnachtstag wieder zu Chanukka in Neuss eingeladen.

Beim Kerzenzünden auf dem Freithof (v.l.): Reiner Breuer, Bert Römgens, Chaim Barkahn und Shimon Lewin.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

(barni) Jüdisches Leben in Neuss wurde am zweiten Weihnachtstag auf dem Freithof sichtbar und hörbar. Es ging aber nicht um Weihnachten, sondern um Chanukka, dem acht Tage währenden Lichterfest. Mit ihm wird der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem gefeiert. Die fand nach jüdischer Zeitrechnung im Jahre 3597 statt, was dem Jahr 164 vor Christus entspricht.

Wenn drei Rabbiner mitten in Neuss völlig unbeschwert einen Freudentanz aufführen, ist das ein gutes Zeichen. Klar, Polizeikräfte waren vor Ort, ebenso Security-Leute. Was aber mehr zählte: Die Menschen, die in der Quirinusstadt einen Namen haben, wie Bürgermeister Reiner Breuer, Schützenpräsident Martin Flecken, der CDU-Vorsitzende Axel Stucke, Carl-Philipp Sassenrath, der als Bundestagsabgeordneter der Nachfolger von Hermann Gröhe werden soll, Kreisdirektor Dirk Brügge oder die Stellvertretende Landrätin Katharina Reinhold.

Bürgermeister Breuer sprach von Rassismus und Terror und von der Demokratie, die verteidigt werden müsse. Er beklagte, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten rapide zugenommen habe und dass Neuss keine Insel der Glückseligen sei. Sein Versprechen: „Wir werden daran arbeiten, dass das jüdische Leben in der Stadt wieder stärker sichtbar wird.“

Und er erinnerte daran, dass Jesus Christus auch Jude gewesen sei. In Neuss wurde das Lichterfest jetzt zum 22. Mal gefeiert. Es war das zweite Licht, das jetzt von Rabbiner Chaim Barkahn angezündet wurde. Er musste dafür vier Stufen auf einer Leiter hochsteigen. Das erste von acht Lichtern war einen Tag zuvor im jüdischen Gemeindezentrum angezündet worden.

Shimon Levin war aus Düsseldorf angereist. „Wir haben dort knapp 8000 jüdische Gemeindemitglieder. Neuss ist eine Dependance mit rund 450 Mitgliedern“, erklärte er. Worüber er sich sehr freute: „In der Neusser Synagoge, die am 21. September 2021 eröffnet worden war, hat sich ein sehr reges Gemeindeleben entwickelt.“ Viele Gemeindemitglieder stammen aus einem der früheren GUS-Staaten. Eine Ausnahme bildet da Bert Römgens, der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde.

Die Musik klang exotisch, eher orientalisch. Rabbiner Aaron Malinsky griff zur Gitarre, als das neue Licht aufleuchtete. Es wurde auch der Menschen gedacht, die im Oktober vergangenen Jahres in Israel von Hamas-Schergen entführt beziehungsweise getötet wurden. Das besondere Mitgefühl galt einer Geisel, einem Kind, das in seinem Leben mehr Zeit in Geiselhaft als bei seinen Eltern verbracht hat.