Großer Jahresrückblick Krankenhaus-Aus überschattet das Jahr 2024
Ratingen · Ratingen musste im Jahr 2024 viele schlechte Nachrichten verkraften. Doch die Stadtgesellschaft hält zusammen.
Es waren bewegende und sehr unruhige Zeiten in diesem Jahr. Und es hagelte schlechte Nachrichten. Wenn man die Bürger nach einem Thema fragt, das sie besonders bedrückt, ja aufgewühlt hat, dann konnte es nur eine Antwort geben: das Aus des St. Marien-Krankenhauses.
Noch immer irgendwie unwirklich und doch längst amtlich: Ratingen hat kein Krankenhaus der Akutversorgung mehr. Aus und vorbei. Mitte Mai wurden die Türen des St. Marien-Krankenhauses endgültig geschlossen. Die Flure und Zimmer waren leer, ohne Leben, ohne Hektik und Gespräche. Gespensterstimmung. Unfassbar. Die Stadt steht immer noch unter Schock, denn die Schließung trifft Ratingen in allerhärtester Form. Das Krankenhaus war eine wichtige Anlaufstelle, nicht immer unumstritten. Aber immerhin: Man hatte einen medizinischen Fixpunkt – und der fiel weg.
Einfach so. Eben nicht einfach so. Denn das Desaster hatte sich wie eine Salami-Taktik scheibchenweise angekündigt. Als Geburtshilfe und Gynäkologie geschlossen wurden, gerieten kritische Beobachter ins Stutzen. Was war da los? Längere Zeit lief alles weiter – also der stattliche Rest der Klinik. Bis dann die nächsten Alarmzeichen auftauchten. Oberbegriff: Schutzschirmverfahren. Das Krankenhaus war längst in höchste finanzielle Not geraten. Die Mitarbeiter ahnten dies – und sie hofften auf Rettung.
Eine Petition zum Erhalt des Krankenhauses brachte Tausende von Stimmen, dazu eine Demo, ein Schreiben der leitenden Oberärzte, die sich nicht kampflos ergeben wollten. Doch es kam anders. Auf einer Betriebsversammlung wurde verkündet, dass der 15. Mai der letzte offizielle Tag dieses Krankenhauses sein wird. Es ist zu vermuten, dass diese Entscheidung intern schon länger feststand.
Man warf Politik und Stadt vor, sich nicht mit ganzer Kraft für den Erhalt des Krankenhauses eingesetzt zu haben. Fakt ist: Die Mittel von Rat und Verwaltung waren und sind äußerst begrenzt. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Dennoch: Mitarbeiter des Krankenhauses, die am letzten Tag die Stellung hielten, kritisieren die Stadtspitze und die Politik immer noch scharf. Der Kampf gegen das Aus sei nur ein laues Lüftchen gewesen.
Über allem schwebt die Frage: Wie konnte diese unsägliche Geschichte überhaupt passieren? Zentrale Antwort: durch schwerste Managementfehler. Denn das Defizit zeichnete sich seit Jahren ab und summierte sich schließlich.
Aber: Niemand will es gewesen sein. Hauptargumente für den Entschluss, das Krankenhaus als einen Betriebsteil der GmbH zu schließen, waren nach offizieller Lesart eine mangelnde Auslastung und die zu geringe Finanzierung des vorhandenen Leistungsangebots.
In den vergangenen Jahren gab es ein kumuliertes Defizit im zweistelligen Millionenbereich – mit einer steigenden Tendenz. Ohne die Schließung des Krankenhauses hätte eine erhebliche Gefahr für die anderen Betriebsteile bestanden. Wie eine Folgenutzung des Gebäudekomplexes aussieht, ist völlig unklar.
Ein Blick in die Wirtschaft: Ein international etabliertes Unternehmen ist von der Landkarte verschwunden. Es handelt sich um Esprit. Der traurige Höhepunkt des wirtschaftlichen Niedergangs. Nach der erneuten Insolvenz kam das Inventar, das aus dem Esprit-Firmensitz in Ratingen und aus dem Logistik-Zentrum in Mönchengladbach stammt, sozusagen unter den Hammer. Versteigerungen liefen über die Internetseite der Firma HT Hanseatische Industrie-Consult GmbH & Co. KG, die mit der Abwicklung beauftragt wurde.
Dass sich die Ratinger seit langem mit dem S6-Ausfall herumschlagen und dies weiterhin tun müssen und der mögliche Bau der Tiefgarage zum Politikum wurde, muss unbedingt erwähnt werden.
Doch das Jahr 2024 hat auch Mut gemacht. Denn die Ratinger haben sich in vielen ehrenamtlichen Bereichen ungebrochen stark engagiert. Ein Beispiel ist die Ehrenamtsmeile, die traditionell im September stattfindet und die Vielfalt der Arbeitsbereiche abbildet.