Kirche Der Dom als kleines Gebirge in Köln

Köln · „Manchmal kommt mir unser Dom so vor wie ein kleines, fragiles Gebirge, das mitten in der Großstadt gen Himmel ragt und uns mit ihm in Berührung bringt“, sagt Dompropst Guido Assmann. „Unsere Domtürme trotzen Wind, Wetter und starken Stürmen – und doch bedarf der Stein unserer Kathedrale ständiger Begutachtung und teils auch Erneuerung.

Die Sanierung des Michaelsportals ist eine der größten Baustellen ihrer Art in Europa.

Foto: step/Eppinger

Das diesjährige Domblatt setzt sich in seinem Schwerpunkt mit den Steinen unseres Domes und ihrer Konservierung auseinander.“

Wie üblich steht am Beginn des Jahrbuchs der Dombaubericht, der die Arbeiten der Dombauhütte im vergangenen Jahr vorstellt. Schwerpunktbaustellen waren, wie bereits in den Vorjahren, die aufwendige Restaurierung des Strebewerks auf der Westseite des Südquerhauses sowie die Restaurierung des mittelalterlichen Trachytmauerwerks am Chorkapellenkranz. Am Michaelsportal hat mit der Restaurierung des Wimpergs der zweite Bauabschnitt begonnen.

Eine neue Außenbeleuchtung
für den mächtigen Kölner Dom

Fortgesetzt wurden die Erneuerung der Schallluken im Glockenstuhl des Südturms, die Sanierung der preußischen Kappendecken über den Chorkapellen, die Ergänzung von Skulpturen der Südquerhausfassade, die Erneuerung der Kapellendächer und die von der Dombauhütte begleitete Installation der neuen Außenbeleuchtung durch die Rheinenergie.

In der Glasrestaurierungswerkstatt konzentrierten sich die Arbeiten auf die Restaurierung der mittelalterlichen Chorobergadenfenster, die Instandsetzung der Fenster in der Engelbertus- und Maternuskapelle sowie die Rekonstruktion des Helenafensters aus dem sogenannten Welterzyklus.

Am Helmumgang des Nordturmes in etwa 100 Meter Höhe konnten die letzten drei Fialaufbauten wieder komplettiert werden. Ihre oberen Abschlüsse waren während der Bombardements des Zweiten Weltkriegs und bei Stürmen in den Nachkriegsjahrzehnten abgestürzt. Der Dombaumeister Peter Füssenich freut sich, „dass die seit dem Zweiten Weltkrieg beeinträchtigte Silhouette des Nordturmes in diesem Bereich damit erstmals seit über 80 Jahren wieder vollständig ist. Im kommenden Jahr erfolgt dann der Aufbau des Hängegerüsts für die Restaurierung des großen Fialturms an der Nordostecke des Turmes.“

2013 wurde an der Dombauhütte eine eigene Steinrestaurierungswerkstatt gegründet, die im 2023 ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte. Aus diesem Anlass fand ein Fachsymposium zum Thema Steinrestaurierung und -konservierung statt. Hierzu waren zahlreiche Vortragende und Gäste aus dem Bereich des Bauhüttenwesens, der Denkmalpflege und der Restaurierungswissenschaften eingeladen, mit denen die Dombauhütte schon sehr lange eng zusammenarbeitet. Die Beiträge des Symposiums wurden nun im Domblatt veröffentlicht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Restaurierung von Drachenfels-Trachyt.

„Mit der Gründung der Steinrestaurierungswerkstatt wurde in der Dombauhütte ein neues Kapitel aufgeschlagen. Natürlich gab es schon zuvor Steinrestaurierungs- und Steinkonservierungsmaßnahmen am Kölner Dom. Aber mit der Einrichtung einer eigenen Werkstatt sind diese Arbeiten jetzt institutionell in der Dombauhütte verankert. Damit haben sich Arbeitsschwerpunkte in verschiedenen Bereichen geändert, Arbeitsprozesse wurden angepasst, erweitert und verbessert”, erklärt der stellvertretende Dombaumeister Albert Distelrath die Bedeutung der Steinrestaurierungswerkstatt.

Das betreffe insbesondere die Weiterentwicklung der Dokumentation durch die Einführung einer digitalen Kartierung und das Erstellen von Restaurierungs- und Abschlussberichten. So hätten die Ergebnisse der Steinrestaurierungswerkstatt inzwischen über die Kölner Grenzen hinaus Beachtung gefunden. Man stehe im regen Austausch unter anderem mit Hochschulen, Laboren, Institutionen und anderen Dombauhütten.

Heute arbeiten in der Werkstatt zwei an der Hochschule und im Handwerk ausgebildete Steinrestauratorinnen, eine Restauratorin im Malerhandwerk sowie zwei erfahrene Steinmetze der Dombauhütte. Ihre Arbeit reicht von der kurz angelegten Reinigung einer Skulptur bis zur umfangreichen, über Jahre dauernden Restaurierung des Michaelsportals - eine der größten Portalbaustellen in Europa.

Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit der Restaurierung des Trachytmauerwerks am Chorkapellenkranz des Kölner Doms und blickt auf den dafür extra konzipierten Steinergänzungsmörtel und die Ersatzgesteine. Erfahrungen mit der Steinrestaurierung kommen auch vom Berner und vom Freiburger Münster sowie vom Utrechter und vom Xantener Dom. Der Blick fällt außerdem auf den Steinbruch Monte Merlo in Italien. Von dort bezieht die Kölner Dombauhütte seit knapp 20 Jahren ihr Ersatzmaterial für den mittelalterlichen Drachenfels-Trachyt.

Kölner Domblatt - Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins 2024, Kölner Domverlag, 284 Seiten, 28 Euro