Bühne Nach 30 Jahren zurück im Theater

Köln · Die in Köln lebende Schauspielerin Sabine Postel wurde mit TV-Serien wie „Nicht von schlechten Eltern“ und „Nesthocker“ bekannt. 22 Jahre lang stand sie als Kriminalhauptkommissarin Inga Lürsen beim Bremer Tatort vor der Kamera.

Sabine Postel (l.) mit Heinrich Schafmeister und Katarina Schmidt in der Komödie „Auf ein Neues“.

Foto: Theater am Dom/Jennifer Zumbusch

Seit 2008 spielt Postel die Anwältin Isabel von Brede in der beliebten Serie „Die Kanzlei“ (früher „Der Dicke“ mit Dieter Pfaff). Nach über 30 Jahren Pause ist die Schauspielerin nun wieder zum Theater zurückgekehrt und steht aktuell bei Antoine Raults Komödie „Auf ein Neues“ im Theater am Dom auf der Bühne. Wir haben Sabine Postel in Köln getroffen.

Welche Beziehung haben Sie zum Theater am Dom?

Sabine Postel: Das letzte Mal habe ich hier vor 38 Jahren gespielt. Jetzt freue ich mich jeden Abend auf ein gut besuchtes Haus und viel Applaus vom Publikum. In jungen Jahren stand ich unter der Leitung von Jürgen Flimm beim Schauspiel Köln auf der Bühne. Dann kam das Fernsehen und ich stand nur noch zweimal auf der Theaterbühne. Das war 1986/87 in Köln und Anfang der 90er noch einmal in München. Danach hat mich René Heinersdorff oft gefragt, ob ich es mir nicht vorstellen könnte, ins Theater am Dom bei einem seiner Stücke zurückzukehren. Leider ist das für eine Serienschauspielerin nicht ganz einfach, da man hier auch bei kurzfristig angesetzten Drehtagen immer zur Verfügung stehen muss.

Und jetzt hat es bei „Auf ein Neues“ geklappt?

Postel: Auch da gab es etwas Vorlaufzeit und die Angst vor der Bühne wuchs, je näher die Premiere kam. Die Komödie ist sehr textlastig und sehr schnell. Ich war mir nicht sicher, ob ich das alles noch so in meinen Kopf bekomme. Denn beim Fernsehen kann man bei einem Hänger zur Not alles noch einmal drehen. Wenn man im Theater hängt, schaut man in gut 300 fassungslose Gesichter. Aber es hat gut funktioniert. Ich habe mit Heinrich Schafmeister und Katarina Schmidt zwei großartige Kollegen, auf die man sich immer verlassen kann. Und die euphorischen Reaktionen aus dem Publikum zeigen, dass wir wohl alles richtig machen. Es gibt jeden Abend Standing Ovations, das ist auch im Theater am Dom etwas ganz Besonderes und trägt einen als Schauspieler durch das Stück.

Worum geht es bei dieser weihnachtlichen Komödie?

Postel: Das Stück ist ein Aufruf zur Empathie. Wir sollten Menschen, denen es gerade schlecht geht, nicht mit Arroganz und Vorurteilen entgegentreten, sondern wir sollten auch Mitleid und Hilfsbereitschaft zeigen. Insofern ist diese Komödie alles andere als oberflächlich. Ich spiele eine selbstherrliche Unternehmerin, die an Heiligabend im Treppenhaus den Clochard Michael findet und ihn direkt hinauswirft. Das bringt ihr heftigen Streit mit ihrer Tochter ein, einer ewigen Studentin, die als Nesthockerin das Haus nicht verlassen will. Um es ihrer Tochter zu zeigen, holt sie Michael zurück in ihre Wohnung. Daraus ergeben sich skurrile, witzige und auch wehmütige Situationen. Und der Heiligabend läuft immer mehr aus dem Ruder.

Wie würden Sie ihre Rolle beschreiben?

Postel: Sabrina ist eine taffe Geschäftsfrau, die nur auf ihre Karriere achtet. Sie ist eine arrogante Zicke und eine höchst autoritäre Mutter, die es nicht verstehen kann, dass ihre Tochter nicht so erfolgsorientiert ist wie sie selbst. Der Clochard, der an Weihnachten plötzlich auftaucht, ist als warmherzige, gescheiterte Existenz das genaue Gegenteil von Sabrina. Doch am Ende kommt es dann doch noch zum Happy End.

Sie sind selbst Mutter und sind durch Mutterrollen in TV-Serien bekannt geworden.

Postel: Solche extrem dominanten Eltern sind furchtbar, weil sie ihren Kindern die Luft zum Atmen nehmen. Aber sie gibt es leider auch im wirklichen Leben, wie mir Reaktionen im Publikum gezeigt haben. Wir treiben das Ganze in der Komödie natürlich auf die Spitze. Ich selbst habe im Fernsehen häufiger emanzipierte, selbstsichere Mütter gespielt. In „Nicht von schlechten Eltern“ war es eine Mutter, die vier Kinder großgezogen hat und die daneben noch berufstätig war. Bei den „Nesthockern“ gab es eine ähnliche Konstellation. Ich hatte schon Sorge, zur „Mutter der Nation“ stilisiert zu werden. Aber dann kam zum Glück der Tatort, wo ich als Kommissarin auch mal eine Rabenmutter spielen durfte. Und bei „Der Kanzlei“ habe ich keine Kinder. Ewig die patente liebenswerte Mutter zu spielen, wäre auf Dauer auch ziemlich langweilig geworden.

Wie ist es, jetzt in der Adventszeit auf der Theaterbühne zu stehen?

Postel: Das ist eine sehr schöne Zeit im Theater. Die Leute im Publikum wollen sich einen Abend lang vom vorweihnachtlichen Stress erholen und bei uns eine schöne, entspannte und unbeschwerte Zeit verbringen. So hat man ein sehr dankbares Publikum, was einem als Schauspieler viel Spaß und Freude bereitet. Wir spielen bis zum 15. Dezember und haben dann eine Weihnachtspause und fangen am 28. Dezember an und spielen – auch an Silvester – dann noch bis zum 26. Januar.

Genießen Sie jetzt das Heimspiel in Köln?

Postel: Ich vermeide es sonst, an Weihnachten in die Kölner Innenstadt zu fahren, weil es dort gerade an den Wochenenden sehr voll wird. Ich mag auch keine überfüllten Weihnachtsmärkte und die Staus auf den Straßen in der Adventszeit, die es einem nicht immer ganz einfach machen, zum Theater zu kommen. Aber ich freue mich jetzt schon auf die Weihnachtstage, die ich bei meinem Sohn und seiner Familie in Schottland verbringen werde. Dort wird etwas anders Weihnachten gefeiert. Der Heiligabend hat in Schottland keine so große Bedeutung und ist daher sehr entspannt. Die Bescherung gibt es erst am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags. Dann wird auch dort richtig gefeiert und geschlemmt.

Service: „Auf ein Neues“ im Theater am Dom in den Opern Passagen. Die Komödie (Regie René Heinersdorff) läuft bis zum 26. Januar (Weihnachtspause vom 16.-27. Dezember); Vorstellungen: Di-Fr 20 Uhr, Sa und So 17 und/oder 20 Uhr; Karten gibt es ab 19 Euro an der Theaterkasse (Mo-Fr 14-20, Sa 11-20, So eine Stunde vor Vorstellungsbeginn) unter Tel. 0221/2580153 oder unter: