Geschichte Fortschritte beim MiQua erkennbar

Köln · Die Abkürzung „MiQua“ steht für „Museum im Quartier“. Das Gebäude auf dem Rathausplatz wird künftig das „LVR - Jüdische Museum im Archäologischen Quartier“ beherbergen, das nach den aktuellen Plänen seine Pforten wohl Ende 2027 eröffnen sollen.

Auf der Kölner MiQua-Baustelle sind die Fortschritte der Arbeiten bereits gut erkennbar.

Foto: step/Eppinger

Zuletzt hatten sich die Baukosten um 63 auf 190 Millionen Euro erhöht. Grund dafür war laut Stadt vor allem die Verlängerung der Bauzeit. So dauerte die Suche nach einem neuen Stahlbauer ein Jahr, der dann etwa ein weiteres halbes Jahr sich in das Bauprojekt einarbeiten musste.

Dass sich auf der Großbaustelle aber etwas tut, können die Passanten gut erkennen. Die Stahlbauarbeiten sind inzwischen weitgehend abgeschlossen. Aktuell werden noch die verbleibenden Schweißnähte überprüft und danach die Brandschutzbeschichtung aufgebracht. Sobald hier die letzten Arbeiten im Januar abgeschlossen sind, beginnen die Zimmerleute und die Dachdecker ihre Arbeit. Zunächst wird eine Holzkonstruktion mit Balken errichtet und dann mit sogenannten Multiplexplatten das Dach vollendet. Später wird das Dach noch entsprechend gedämmt und abgedichtet.

Natursteine für das MiQua
aus dem Hochschwarzwald

Auch an den Wänden des neuen Museums passiert etwas. Dort wird gerade die Wärmedämmung der Fassade angebracht. Darauf kommt später eine Unterkonstruktion für die spätere Natursteinfassade, die ab März vormontiert in nummerierten Elementen angeliefert wird. Der verwendete Stein stammt aus dem Hochschwarzwald und gleicht in seinem äußeren Erscheinungsbild der Fassade des benachbarten Wallraf-Museums. Mit den Steinen entsteht eine unregelmäßige Gebäudeoberfläche, die das Spiel von Licht und Schatten erlaubt.

Zu sehen ist im Erdgeschoss auch schon die Musterglasfassade für die transparenten Bereiche des Erdgeschosses. Hier kommt schusssicheres Glas zum Einsatz. Gläsern wird auch die Pyramide auf dem Dach über der Synagoge, die sich im Ausgrabungsbereich befindet. Unter anderem über einen Balkon haben die Besucher einen guten Einblick auf diesen historischen Bereich.

Wieder zugänglich gemacht wird die Mikwe, die aber anders als der restliche Bereich des Museums und des unterirdischen Archäologie-Parcours nicht barrierefrei zugänglich sein wird. In der Mikwe finden aktuell noch Steinrestaurierungsarbeiten statt. Für die Barrierefreiheit sorgen im Museum zwei Aufzugstürme sowie verschiedene Rampen, wie sich auch in den unterirdischen Ausgrabungen zu finden sein werden.

Einbetoniert sind seit Ende November zudem die letzten Decken, die das Erdgeschoss, die erste Etage und das Dachgeschoss voneinander abtrennen. Sobald das Dach komplett fertiggestellt ist, können im 14 Meter hohen Gebäude, die technische Gebäudeausrüstung wie die Klimaanlage installiert werden und der Innenausbau des Museums beginnen. „Auf der Baustelle läuft es gut, wir verzeichnen eine positive Entwicklung für das Bauvorhaben“, freut sich Baudezernent Markus Greitemann über die Fortschritte beim MiQua. Aktuell sind bis zu 70 Mitarbeitende auf der Baustelle im Einsatz, beim Innenausbau wird sich die Zahl auf bis zu 120 erhöhen.

Auch im Bereich des künftigen archäologischen Parcours unter dem Museum tut sich etwas. Dort entsteht auf mehr als 6000 Quadratmetern ein rund 700 Meter langer Rundgang, der vom mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem christlichen Goldschmiedeviertel bis zum römischen Statthalterpalast, dem Praetorium, führen wird.

Vom antiken Palast wird künftig deutlich mehr zu sehen und zu erleben sein, als dies bislang der Fall war. Denn zu dem bekannten Bereich, den Otto Doppelfeld in der 50er Jahren freigelegt hat, kommen weitere 50 Meter des Praetoriums, durch die der Parcours die Besucher hautnah führen wird. Erhalten ist hier auch die mittelalterliche Kellerbebauung. „Viele Bereiche haben wir erst jetzt neu entdeckt. Gerade der nun freigelegte Teil des Palastes ist sehr gut erhalten“, sagt der Leiter der Ausgrabungen, Michael Wiehen.

Besondere Funde gab
es bei den Ausgrabungen

Für die Bauleitung bedeuten diese Funde eine stetige Herausforderung. „Wir müssen die Planungen immer wieder den Befunden anpassen und zum Beispiel den Parcours entsprechend umplanen. Dazu kommt, das die Relikte aus der Antike und dem Mittelalter mit Fundamenten und Stützwänden gesichert werden müssen, um sie zu erhalten und sie im Parcours zugänglich zu machen“, erklärt Hauptbauleiter Matthias Zoppelt. Nach der Eröffnung ermöglicht man den Besuchern so eine Zeitreise durch rund 2000 Jahre Stadtgeschichte.

Fertig betoniert wurde im südlichen Bereich der Ausgrabungen auch bereits der Boden für den Parcours, während im restlichen Teil teilweise noch das Bodenniveau und die Breite des Gangs entsprechend angepasst werden muss. In die Tiefe wird vom neuen Museumsbau künftig neben dem Aufzug eine große Treppe führen. Zu den besonderen Funden in den Kellern der alten jüdischen Häuser zählt neben einem 15 Kilo schweren Kettenhemd auch eine besondere, kunstvoll erstellte Inschrift auf Hebräisch. Sie wurde an einer Latrine angebracht und erklärt, wie diese sachgemäß zu lehren ist. „So eine Inschrift ist absolut einzigartig“, erläutert Wiehen.