Auszeichnung Ein barockes Kleinod in der Kölner Südstadt

Köln · Als „schiefer Turm von Köln“ sorgte 2004 der Kirchturm von St. Johann Baptist bundesweit für Schlagzeilen. Er war durch die unterirdische U-Bahn-Baustelle ordentlich in Schieflage geraten. In seinem Schatten befindet sich ein barockes Kleinod, das weniger Bekanntheit genießt, die Kirche St. Gregorius am Elend - im Volksmund auch die Elendskirche genannt.

Die Vorsitzende des Landschaftsverbands Rheinland, Anne Henk-Hollstein (3.v.l.), ehrte die Familie von Groote mit dem Rheinlandtaler.

Foto: step/Eppinger

Sie ist eine von fünf erhaltenen Barockkirchen Köln und die einzige von ehemals 30 Familienkirchen in der Domstadt.

Dass sie heute noch besucht und bewundert werden kann, dafür sorgt seit mehr als 250 Jahren die Kölner Familie von Groote. Die Katholiken waren im Jahr 1580 wegen der konfessionellen Auseinandersetzungen in Flandern nach Köln geflohen. Dort etablierte sich die umtriebige Kaufmannsfamilie schon bald als eine der führenden Patrizierfamilien der Stadt.

Von der Friedhofskapelle
zur eigenen Familienkirche

1676 beobachtete Jacob d. J. de Groote auf dem Elendsfriedhof, der bis heute zur Kirche gehört, eine abstoßende Szene. Ein Hund nagte an den Knochen eines nur notdürftig verscharrten Verstorbenen. Beerdigt wurden auf dem damals noch vor der Stadtmauer liegenden Friedhof Arme und Geächtete aber auch Ausländer, die als Pilger oder Kaufleute in Köln zu Tode gekommen waren. Der Kaufmann entschloss sich, eine Mauer um den Friedhof zu errichten, um die Würde der Toten besser zu schützen. Die auf dem Friedhof befindliche Kapelle erweiterte er in den Folgejahren.

Da diese baufällig wurde, ersetzte sie die Familie, die mit ihren Stiftungen auch weitere Kölner Kirchen unterstützte, durch einen Neubau, der 1771 geweiht werden konnte. Seitdem setzt sich die Kölner Familie für ihre Kirche ein und sorgte dafür, dass diese die Säkularisation unter den Franzosen genauso überstand wie den Zweiten Weltkrieg.

1943 war die Elendskirche bei einem Luftangriff bis auf die Grundmauern zerstört worden. Dass Nachbarn damals die liturgischen Geräte aus der brennenden Kirche retteten und diese nach dem Krieg zurückgaben, zeugt davon, welche Bedeutung diese für die Südstadt hatte. Die Familie sorgte dafür, dass ihre Kirche unter schwierigen Bedingungen wieder aufgebaut wurde. Sie konnte 1967 von Erzbischof Josef Kardinal Frings wieder geweiht werden.

Seitdem wurde die Backsteinfassade des Gotteshauses genauso saniert wie der Innenraum. 2023 bekam die Elendskirche ihr Marienglocke wieder zurück, die nun regelmäßig erklingt. Aktuell steht die aufwendige Sanierung des Kirchendachs an. Hier hofft man in der Familie auf die Unterstützung durch die öffentliche Hand, des Erzbistums sowie auf private Spenden.

Seit 1824 gibt es die „von Groote’sche Familienstiftung Am Elend zu Köln“, die sich für den Erhalt der Kirche einsetzt. Für ihr Jahrhunderte überdauerndes ehrenamtliches Engagement wurde die Familie von Groote jetzt vom Landschaftsverband Rheinland mit dem Rheinlandlandtaler in der Kategorie Kultur geehrt, der stellvertretend an Eberhard Ritter und Edler von Groote verliehen wurde.

Service: Die Elendskirche an der Straße St. Katharinen ist mittwochs sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Durch den gläsernen Windfang kann dann der Innenraum eingesehen werden.